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       # taz.de -- Bundeswehr-Enthüllungen der taz: Rechtsextreme Soldaten unterm Radar
       
       > Die taz legte ein rechtes Netzwerk in der Bundeswehr und in Behörden
       > offen. Die politisch Verantwortlichen reagieren darauf bisher nur mit
       > Schweigen.
       
   IMG Bild: Was passiert im Dunkeln der Bundeswehr? Die politisch Verantwortlichen interessiert es offenbar nicht
       
       BERLIN taz | Ab Mittwoch werden sich die Innenminister von Bund und Ländern
       in Magdeburg treffen, zur halbjährlichen Konferenz. Um Abschiebungen wird
       es dort gehen, um Terrorabwehr, um Gewalt in Fußballstadien. Um eines aber
       wird es, wenn überhaupt, nur am Rande gehen: Um ein Netzwerk rechter
       Prepper mit Umsturzfantasien. Dabei gäbe es Gesprächsbedarf.
       
       [1][Die taz hatte jüngst offengelegt], wie sich Bundeswehrsoldaten,
       Polizisten und andere in einem bundesweiten Netzwerk zusammentaten und dort
       auch Gewalt- und Umsturzpläne besprachen. Sie tauschten sich in Chats und
       bei realen Treffen aus. Etliche Mitglieder hatten Zugang zu Waffen. Zum
       Netzwerk gehörte auch der des rechten Terrors verdächtige Soldat Franco A.,
       der sich als syrischer Geflüchteter ausgab. Viele Mitglieder des Netzwerks
       fühlten sich dem Prepper-Milieu nahe, das sich mit Übungen und Vorräten auf
       extreme Krisensituationen vorbereitet.
       
       SPD-Innenexperte Uli Grötsch [2][fordert eine „lückenlose Aufklärung“]. Das
       Netzwerk hätte den Behörden viel früher auffallen müssen, so Grötsch. Auch
       die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann appelliert:
       „Das ist ein dringlicher Aufruf an alle Demokraten, rechtsextreme
       Strukturen zu thematisieren.“
       
       Indes: Die Verantwortlichen ducken sich weg. So wird auf der
       Innenministerkonferenz das rechte Untergrundnetzwerk nach taz-Informationen
       nicht zu den 70 Tagesordnungspunkten gehören. Schon bei ihrem letzten
       Treffen im Juni attestierten die Minister [3][der „Prepper“-Szene], eine
       „generelle Gefährdungslage“ sei „nicht gegeben“. Auffällig seien bisher nur
       „Einzelfälle“. Es gebe „keine tatsächlichen Anhaltspunkte für
       extremistische Bestrebungen“ in der heterogenen Szene. Extremisten, die
       sich unter „Prepper“ mischten, würden aber vom Verfassungsschutz
       beobachtet.
       
       ## Oberleutnant im Visier
       
       Darauf verweist auch das Bundesinnenministerium. Ansonsten äußere man sich
       nicht, so ein Sprecher. Der Komplex betreffe „laufende Ermittlungen des
       Generalbundesanwalts“.
       
       Das Bundesverteidigungsministerium blockt ab und verweist auf seinen
       Militärischen Abschirmdienst (MAD), zuständig für Extremismusabwehr in der
       Bundeswehr. Weder gebe es gewaltbereite Rechtsextremisten in der Bundeswehr
       noch extremistische Netzwerke, behauptet dessen Präsident Christof Gramm
       auf taz-Anfrage. „Politisch motivierte Gewaltbereitschaft spielt in der
       Bundeswehr derzeit keine Rolle.“
       
       Das deckt sich nicht mit den Erkenntnissen der taz. In den Chatgruppen war
       die Rede davon, am „Tag X“ Linke zu liquidieren und gegen Flüchtlinge
       vorzugehen. Auch Bundeswehrsoldaten chatteten mit. Der oberste
       Administrator war André S. alias „Hannibal“ – ein Elitekämpfer des Kommando
       Spezialkräfte der Bundeswehr, KSK.
       
       Und mit Franco A. ist immerhin ein Oberleutnant im Visier. Die
       Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, Anschläge auf Politiker geplant zu haben.
       Seit Jahresbeginn 2017 ermittelt die Behörde gegen A. Später führte sie
       auch Razzien bei zwei weiteren Mitgliedern des Chat-Netzwerks durch, einer
       davon Polizist. Momentan entscheidet der Bundesgerichtshof über eine
       Anklage gegen Franco A.. Die Ermittlungen gegen die weiteren
       Chat-Mitglieder liefen noch, so die Bundesanwaltschaft.
       
       ## Waffen für „Tag X“
       
       Der Bundesverfassungsschutz warnt immerhin, dass es in der rechtsextremen
       Szene Versuche gebe, sich auf einen „Bürgerkrieg“ zwischen einheimischen
       Deutschen und zugewanderten „Fremden“ vorzubereiten. Dieser „Tag X“ solle
       bewusst herbeigeführt werden, auch Waffen würden beschafft.
       
       Auch Mecklenburg-Vorpommern will es genauer wissen. Das dortige
       Innenministerium setzte schon im September 2017 eine Kommission zur
       „Prepper“-Szene ein. Allerdings liegen bis heute keine öffentlichen
       Ergebnisse vor.
       
       MAD-Präsident Gramm räumt ein, dass es zunehmende „Graubereiche zwischen
       Meinungsstärke und Extremismus“ gebe: Die Identifizierung von
       Rechtsextremisten werde schwieriger. „Das stellt uns vor neue
       Herausforderungen.“
       
       26 Nov 2018
       
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