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       # taz.de -- Krieg im Jemen: Der kleinste Fortschritt wäre ein Erfolg
       
       > Erstmals seit zwei Jahren treffen sich die jemenitischen Kriegsparteien.
       > Zunächst nur, um Vertrauen aufzubauen. Die Gespräche beginnen bei Null.
       
   IMG Bild: Verhärtete Fronten: Das beste Ergebnis der Gespräche wären weitere vertrauensbildende Maßnahmen
       
       Kairo taz | Nach jahrelangem Stillstand gewinnen die Bemühungen, den Krieg
       im Jemen zu beenden, ein neues Momentum. An einem unbekannten Ort nahe
       Stockholm sollen möglicherweise bereits am Mittwoch UN-gesponserte
       Friedenskonsultationen beginnen. Es wären die ersten Gespräche seit zwei
       Jahren. Damals waren Verhandlungen in Kuwait nach über hundert Tagen
       gescheitert, weil beide Seiten auf ihren Maximalforderungen beharrten.
       
       Mit einer von den Vereinten Nationen gecharterten Maschine und in
       Begleitung des UN-Sondergesandten Martin Griffith flog am
       Dienstagnachmittag eine Delegation der Huthi-Rebellen nach Schweden.
       Vertreter der Regierung von Abed Rabbo Mansur Hadi sollten folgen. Die
       wichtigsten Alliierten der Regierung, Saudi-Arabien und die Vereinigten
       Arabischen Emirate, werden an den Gesprächen zunächst nicht teilnehmen,
       auch nicht der Huthi-Sponsor Iran.
       
       Insbesondere der internationale Druck auf Saudi-Arabien hat die geplanten
       Verhandlungen erst möglich gemacht. Der Architekt des Jemen-Krieges, der
       saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, steht seit dem [1][Mord an dem
       Journalisten Jamal Khashoggi] mit dem Rücken zur Wand. Damit hat auch der
       Jemen-Krieg Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Deutschland, Norwegen,
       Dänemark und Schweden haben [2][Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien
       eingestellt].
       
       Das US-Militär betankt saudische Kampfjets nicht mehr in der Luft, und im
       US-Senat wird über Maßnahmen diskutiert, jegliche Unterstützung für
       Saudi-Arabien im Jemen-Krieg zu beenden. Die USA liefern Waffen und
       unterstützen die Saudis durch militärische Aufklärung.
       
       ## Einigung auf einen Gefangenenaustausch
       
       In Schweden ist zunächst geplant, dass die Hadi-Regierung und die Huthis
       vertrauensbildende Maßnahmen beschließen. Im Rahmen größer angelegter
       Friedensgespräche soll später ein politischer Fahrplan abgesteckt werden.
       Unter den vertrauensbildenden Maßnahmen ist ein Waffenstillstand rund um
       [3][die umkämpfte Hafenstadt Hudaida]. Saudi-Arabien und die Emirate sollen
       ihre Luftangriffe gegen Huthi-Rebellen einstellen.
       
       Im Gegenzug scheinen die Huthis anzubieten, sämtliche Raketen- und
       Drohnenangriffe auf Saudi-Arabien oder die Emirate zu unterlassen. Auch
       eine Wiedereröffnung des Flughafens in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa
       soll diskutiert werden. Im Gespräch ist außerdem, dass die von den Huthis
       vor vier Jahren vertriebene Hadi-Regierung die Gehälter der Beamten in den
       Huthi-Regionen wieder zahlt. Mehr als 1,2 Millionen Beamte sind seit zwei
       Jahren nicht mehr bezahlt worden.
       
       Einen Anfang machten die Kriegsparteien bereits am Dienstag. Regierung und
       Rebellen einigten sich auf den Austausch von Gefangenen. Dabei geht es um
       bis zu 2.000 Kämpfer der Regierungstruppen und bis zu 1.500 Kämpfer der
       Huthi-Rebellen. Zuvor war Saudi-Arabien, das den Luftraum über dem Jemen
       kontrolliert, auf die seit Langem von den Huthis geforderte Evakuierung
       verletzter Kämpfer eingegangen. Fünfzig verwundete Kämpfer wurden mit einer
       UN-Maschine nach Oman ausgeflogen.
       
       Nun gibt es wieder Hoffnung. Beide Seiten überhaupt an einen Tisch zu
       bekommen ist ein erster Erfolg. Vielleicht liegt der Vorteil der geplanten
       Gesprächsrunde darin, dass die Erwartungen gering sind und die
       Konsultationen praktisch bei null ansetzen. Jeder kleinste Fortschritt kann
       als Erfolg gewertet werden. Das beste Ergebnis der Gespräche wären weitere
       vertrauensbildende Maßnahmen und kleinere Abkommen, die direkte
       militärische Auseinandersetzung verhindern. Damit wäre überhaupt erst die
       Voraussetzung gegeben, politische Gespräche über die Zukunft des Jemen zu
       beginnen.
       
       4 Dec 2018
       
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