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       # taz.de -- Spielzeug im Kot: Das muss man erstmal schlucken
       
       > ÄrztInnen essen zum Wohle der Wissenschaft Legomännchen – aber da geht
       > noch mehr! Ein Plädoyer für den Selbstversuch.
       
   IMG Bild: Snack-Attack!
       
       Eigentlich sollte man sich Gedanken machen, wenn einem aus der Kloschüssel
       ein Legomännchen entgegenwinkt. Erstens sitzt dann das Männchen in der
       Scheiße, zweitens stellt sich relativ drängend die Frage, [1][wie es dort
       hingekommen ist]. Zumindest auf die zweite Frage kannte ein Team aus
       britischen und australischen ÄrztInnen die Antwort schon, als sie Köpfe von
       Legomännchen in ihrem Kot entdeckten – immerhin hatten sie die vorher
       freiwillig gegessen. Ganz im Sinne der Wissenschaft natürlich.
       
       Herausgekommen ist dabei eine [2][Studie, frisch veröffentlicht in einem
       Magazin für Kinderheilkunde]. Ziel war herauszufinden, ob es gefährlich
       ist, wenn Kinder Lego essen. Das Ergebnis, das nervöse Eltern beruhigen
       dürfte, ist eindeutig: Nein.
       
       Dafür evaluierten die WissenschaftlerInnen die Zeit bis zum Ausscheiden des
       Spielzeugs in einem FART (Found-And-Retrieved-Time) und die Konsistenz
       ihres Stuhlgangs in einem SHAT (Stool-Hardness-And-Transit) Score. Im
       Schnitt brauchten sie 1,7 Tage, um den Legokopf auszuscheiden. Die
       Konsistenz des Stuhls hatte dabei keinen nennenswerten Einfluss darauf,
       nach wie viel Zeit die Spielzeuge wieder rauskamen. Kinder können also
       weiter bedenkenlos Lego snacken, solange es nicht größer als fünf
       Zentimeter ist.
       
       Neben dieser wichtigen Erkenntnis lässt sich an der Studie aber vor allem
       eins ablesen: WissenschaftleInnen werden aufopferungsbereiter. Der
       Selbstversuch, Gipfel der ärztlichen Leidensbereitschaft für den Patienten,
       kommt wieder in Mode. Das ist auch ganz im Sinne der studentischen
       Versuchskaninchen, die sich sonst für Studien hergeben müssen.
       
       Und auch wenn das mit dem Lego jetzt geklärt wäre, stehen einige
       Experimente ja noch aus. Der große Selbstversuch „Beeinflusst es den
       Kreislauf, Serien im Bett zu schauen?“ zum Beispiel. Oder, zum Wohle der
       Kinder nochmal, ist exzessives Eisenbahnspielen schädlich für die Knie?
       
       Wir sind gespannt.
       
       27 Nov 2018
       
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