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       # taz.de -- Kommentar zum UN-Migrationspakt: Ein Mittel der Diplomatie
       
       > Auch die Menschenrechts-Charta ist ein unverbindliches Dokument – das
       > aber in der Sache überzeugte. Dem Migrationspakt ist dasselbe zu
       > wünschen.
       
   IMG Bild: Manche Idee bestehen, auch ohne festes Gesetz werden zu müssen
       
       Zehn Minuten gemeinsamer Applaus, dann war [1][der UN-Migrationspakt
       angenommen]. Schon das Prozedere in Marrakesch machte deutlich, dass hier
       kein verbindlicher Vertrag unterzeichnet wurde, vielmehr wurde eine
       unverbindliche gemeinsame Erklärung per Akklamation beschlossen. Die
       Bundesregierung hat es in den letzten Wochen oft genug wiederholt. Der
       [2][Migrationspakt] ist nicht verbindlich. Und wer es nachlesen will: Unter
       Punkt 5 heißt es: „Dieser Pakt stellt einen rechtlich nicht bindenden
       Kooperationsrahmen dar.“
       
       Warum aber schließt man überhaupt so einen Pakt, wenn er keine einklagbaren
       Rechte und Pflichte beinhaltet? Ganz einfach: Es handelt sich hier um ein
       Mittel der Diplomatie. Die Staaten diskutieren, verhandeln – und einigen
       sich am Ende auf eine gemeinsame politische Position. Sie versprechen, dass
       sie sich für diese Ziele einsetzen. Wenn es heißt, „wir verpflichten uns“,
       ist eine politische Verpflichtung gemeint. Und alle vier Jahre werden die
       Staaten wieder zusammenkommen und prüfen, ob man in der Sache
       weitergekommen ist.
       
       Leider sind die Inhalte nicht überall selbstverständlich: dass Migranten
       nicht ausgebeutet werden sollen, dass sie Zugang zur Justiz haben, dass
       ihre Qualifikationen aus dem Herkunftsland anerkannt werden und sie sicher
       Geld nach Hause schicken können. Und so weiter. Von offenen Grenzen ist,
       wohlgemerkt, nicht die Rede, aber dafür vom Kampf gegen Schleuser und
       Menschenhändler und von einem sicheren Grenzmanagement. Es braucht schon
       eine Lügenpartei wie die AfD, um hier ein „verstecktes Umsiedlungsprogramm
       für Wirtschafts- und Armutsflüchtlinge“ zu sehen.
       
       Welche politischen Wirkungen der Migrationspakt in Zukunft haben wird, ist
       völlig offen. Die Gegner haben ihm jetzt immerhin zu einer gewissen
       Bekanntheit verholfen. In Deutschland hätte es dem Pakt aber gutgetan, wenn
       die Regierung die Gewährung von Rechten an Migranten als selbstverständlich
       verteidigt hätte, statt immer nur zu betonen, dass alles nicht verbindlich
       gemeint ist.
       
       Vielleicht werden tatsächlich hier und da deutsche Gerichte in
       Zweifelsfällen den Migrationspakt zitieren, um zugunsten von Migranten zu
       entscheiden. Das wäre dann aber die autonome Entscheidung deutscher
       Richter, die auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zitieren
       könnten. Letztere ist bis heute auch nur eine unverbindliche UN-Resolution.
       Sie hat einfach in der Sache überzeugt. Und das ist auch dem Migrationspakt
       zu wünschen.
       
       10 Dec 2018
       
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