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       # taz.de -- Dienstreisen der Berliner Verwaltung: Fliegen im Dienste des Klimaschutzes
       
       > Die MitarbeiterInnen der Senats- und Bezirksverwaltungen sind oft über
       > den Wolken unterwegs – viel zu oft, finden die Grünen.
       
   IMG Bild: Tja, so hoch hinaus kommt die Goldelse nie …
       
       Die Berliner Verwaltung sitzt gerne im Flieger – auch viele Strecken
       innerhalb Deutschlands legen MitarbeiterInnen der Senats- und
       Bezirksverwaltungen sowie der Landesämter über den Wolken zurück. Das ist
       das Ergebnis einer parlamentarischen Anfrage von Georg Kössler und Harald
       Moritz (beide Grüne), die der taz vorliegt. Die beiden Abgeordneten
       kritisieren das: Auch wenn die Verwaltungen durchweg Ausgleichszahlungen
       für die Klimawirkung ihrer Dienstflüge leisteten, müsse „mehr ökologische
       Vernunft einkehren“.
       
       Die 32-seitige Antwort der Senatsverwaltung für Finanzen bildet alle Flüge
       der Jahre 2016 und 2017 sowie des laufenden Jahres bis November mit den
       jeweiligen Zielorten ab. Dabei fällt auf, dass die einzelnen
       Senatsverwaltungen einen sehr unterschiedlichen Konsum an Flugmeilen
       aufweisen: Bei der Bildungsverwaltung waren es 2016 und 2017 je rund 1.000
       Flüge, die vorläufige Angabe für 2018 steht noch aus. Danach kommt die
       Berliner Polizei mit 494 Flügen in 2016, 602 Flügen in 2017 und bislang 543
       Flügen in 2018. Auf Platz 3 folgt die Innenverwaltung mit 162 (2016), 207
       (2017) und bereits 248 Flügen im laufenden Jahr.
       
       Sparsam mit Kerosin gehen die Gesundheitsverwaltung mit 73/47/57 Flügen und
       die Wirtschaftsverwaltung mit 155/89/88 Flügen um. Die für Klimaschutz
       zuständige Verkehrs- und Umweltverwaltung weist für das laufende Jahr schon
       149 Flüge aus, für 2016 und 2017 fehlen die Angaben. Bei den
       Bezirksverwaltungen bewegen sich die Zahlen für das laufende Jahr zwischen
       6 (Steglitz-Zehlendorf) und 52 (Mitte).
       
       Ausgerechnet die Umwelt- und Klimaschutzverwaltung hat im Jahr 2018 schon
       60 Flüge nach Köln/Bonn und 18 nach Frankfurt am Main absolviert – also
       Strecken, die man auch in rund vier Stunden mit der Bahn zurücklegen kann.
       Kössler und Moritz finden, dass Inlandsflüge generell verzichtbar sind:
       „Fast alle Städte sind innerhalb von fünf Stunden mit der Bahn zu
       erreichen“, kritisierten sie gegenüber der taz. Das Land und die Bezirke
       hätten auch eine ökologische Vorbildfunktion. „Der werden sie nur gerecht,
       wenn innerdeutsch grundsätzlich nicht mehr geflogen wird.“
       
       ## Moore für Meilen
       
       Finanziell kompensiert werden die Verwaltungsdienstflüge durch Zahlungen an
       die Stiftung Naturschutz Berlin (SNB). Diese sogenannte Klimaschutzabgabe
       hatte das Abgeordnetenhaus bereits 2009 beschlossen. Mit den
       entfernungsabhängigen Beträgen, die über den Klimarechner des atmosfair
       gGmbH ermittelt werden, fördert die SNB Projekte, die der CO2-Bindung in
       Berlin dienen. In den vergangenen Jahren war das insbesondere die
       Renaturierung von Moorflächen.
       
       Kössler und Moritz kritisieren, dass Dienstreisen mit dem Auto, im
       Gegensatz zu Flugreisen, nicht kompensiert werden – auch das geht aus der
       Antwort hervor. Auch beinhalteten ökologische Selbstverpflichtungen der
       Verwaltungen allenfalls schwammige Formulierungen wie eine „vorrangige“
       Nutzung der Bahn. Die MitarbeiterInnen der Finanzverwaltung fliegen nach
       Angaben der Behörde immer dann innerdeutsch, wenn das Ticket billiger ist
       als eine Bahnkarte. Für die beiden Grünen ein weiterer Beleg dafür, wie die
       Subventionen im Flugverkehr die Klimabilanz verschlechtern.
       
       12 Dec 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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