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       # taz.de -- Parteijugend der AfD: Selbstverpflichtung in elf Punkten
       
       > Funktionäre der „Jungen Alternative“ wollen gemäßigter auftreten. In
       > einer Erklärung bekennen sie sich zu verschiedenen Maßnahmen.
       
   IMG Bild: Wo war da die Angst vor dem Verfassungsschutz? „JA“-Demo im September 2018
       
       Berlin taz | Seitdem drei Landesverbände der AfD-Nachwuchsorganisation
       Junge Alternative (JA) vom Verfassungsschutz beobachtet werden und der
       Vorstand der Mutterpartei erwägt, [1][die JA gleich ganz aufzulösen], hat
       in deren Kreisen eine heftige Diskussion eingesetzt. Wie kann man das
       Schlimmste verhindern? In ihrer Einschätzung schwanken manche
       JA-Funktionäre selbst hin und her.
       
       Jan Nolte zum Beispiel, Bundestagsabgeordneter der AfD und Vorsitzender der
       JA in Hessen. Jüngst empfahl er gemeinsam mit dem Landesvorstand, die
       hessische JA aufzulösen. Dies sei der „vernünftigste Weg“, heißt es in
       einer Mail, die Nolte unterschrieben hat und die der taz vorliegt.
       
       Doch Nolte steht auch unter einer gemeinsamen Erklärung von fast 50
       JA-Funktionären, die am Donnerstag verfasst und an den AfD-Bundesvorstand
       verschickt wurde. Darin heißt es: „Einer etwaig neu gegründeten
       Jugendorganisation erteilen die Unterzeichner eine Absage.“ Auch diese
       Erklärung liegt der taz vor, der Rechercheverbund von WDR, NDR und
       Süddeutscher Zeitung hatte zuerst darüber berichtet. Statt die JA
       aufzulösen und die Parteijugend neu zu organisieren, verpflichten sich die
       Unterzeichner in elf Punkten dazu, dafür zu sorgen, dass die JA künftig
       gemäßigter auftritt.
       
       „Unsere Jugendorganisation befindet sich aktuell in der größten
       Vertrauenskrise ihrer fünfjährigen Geschichte“, heißt es in dem Papier.
       Und: „Die AfD ist keine Altpartei und benötigt demnach keine impulsive
       Jugendorganisation, die sie in der Schärfe der Rhetorik in unangemessenem
       Maß übertrifft.“
       
       Künftig soll auf das Singen aller drei Strophen des Deutschlandliedes
       künftig verzichtet werden. „Wir verpflichten uns (…) sowohl auf Bundes- als
       auch auf Landeskongressen ausschließlich die Landes- und Nationalhymne zu
       singen“, heißt es in Punkt sechs der Erklärung. Laut Punkt zehn will die JA
       ihre Whatsapp- und Facebook-Gruppen, aus denen in der Vergangenheit
       mitunter wilde Gewaltphantasien und Witze über den Holocaust bekannt
       wurden, besser kontrollieren. Dafür sollen in jedem Landesverband zwei
       unabhängige Verantwortliche bestimmt werden. Auf Kreisebene sollen die
       Gruppen ganz abgeschafft werden.
       
       ## Enge Verbindungen zu Identitären
       
       Ausschlüsse aus der JA sollen künftig schneller erfolgen können, die
       Unterzeichner wollen sich beim nächsten Bundeskongress für eine
       entsprechende Satzungsänderung einsetzen. Da die JA ein Verein und keine
       Partei ist, ist das Verfahren deutlich einfacher als bei der AfD.
       
       Auch will die JA eine Arbeitsgruppe einrichten, die eine weitere
       Überwachung durch den Verfassungsschutz verhindern soll. Eine solche Gruppe
       gibt es auch in der AfD und hat dort für erhebliche Gegenwehr gesorgt.
       Intern ist von „Stasi 2.0“ und „Großinquisition“ die Rede. Eine
       Mitgliedschaft in der „Identitären Bewegung“ soll [2][weiter ausgeschlossen
       sein]. Allerdings definiert sich die „Identitäre Bewegung“ eher durch
       gemeinsame Aktionen als durch Mitgliederausweise.
       
       Der Jugendverband macht immer wieder mit Verbindungen ins rechtsextreme
       Milieu von sich reden, insbesondere die Verstrickungen mit der Identitären
       Bewegung sind groß. Die Landesverbände in Baden-Württemberg, Bremen und
       Niedersachsen werden aus diesem Grund vom Verfassungsschutz beobachtet. Der
       Landesverband in Niedersachsen wurde inzwischen aufgelöst, die Südwest-JA
       hat sich gespalten. JA-Bundeschef Damian Lohr hat die Erklärung nicht
       unterzeichnet. Er unterstütze sie, steht unter dem Papier.
       
       Ob die Unterzeichner, darunter neben dem hessischen JA-Chef Nolte die
       Vorsitzenden aus neun weiteren Landesverbänden, in der Mehrheit wirklich
       eine Mäßigung der JA zum Ziel haben oder vor allem rein strategisch eine
       weitere Überwachung durch den Verfassungsschutz und eine mögliche
       Aberkennung durch die AfD verhindern wollen, ist schwer einzuschätzen.
       
       Der hessische JA-Chef Nolte sagte auf Anfrage, er habe die Erklärung
       unterschrieben, „weil Abgliederungen und Auflösungen keine Probleme lösen
       würden, da Personen und Strukturen sich nicht wesentlich ändern würden“.
       Tiefgreifende Reformen aber seien dringend notwendig. Ob es sie geben wird,
       wird auch den Verfassungsschutz interessieren.
       
       1 Dec 2018
       
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