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       # taz.de -- Sri Lankas Machtkampf ist entschieden: Wickremesinghe ist wieder Premier
       
       > Sieben Wochen nach seiner Absetzung ist der alte Premierminister wieder
       > der neue. Das Parlament und das Oberste Gericht hatten ihn gestützt.
       
   IMG Bild: Ranil Wickremesinghe spricht nach seiner Vereidigung in Colombo.
       
       BERLIN taz | Der 69-jährige Ranil Wickremesinghe ist am Sonntagvormittag
       zum vierten Mal als Ministerpräsident von Sri Lanka vereidigt worden. Die
       Vereidigung nahm ausgerechnet sein Widersacher, Staatspräsident Maithripala
       Sirisena, vor. Der hatte ihn am 26. Oktober überraschend gefeuert und dies
       mit einem angeblichen Mordkomplott gegen sich begründet.
       
       In Wirklichkeit hatten sich die beiden Politiker total zerstritten.
       Sirisena hatte daraufhin sogar erklärt, dass er Wickremesinghe nie wieder
       zum Regierungschef des Inselstaates im Indischen Ozean ernennen würde.
       
       Doch Wickremesinghe, der seine plötzliche Entlassung durch seinen früheren
       Verbündeten Sirisena nie akzeptierte und auch seine amtliche Residenz nicht
       räumen wollte, setzte sich schließlich durch. Dies verdankt er vor allem
       dem Parlament und dem Obersten Gericht.
       
       Eine Mehrheit der Abgeordneten hielt weiter zu Wickremesinghe lehnte den
       von Sirisena ernannten neuen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksa ab und
       ließ sich auch nicht von dessen Partei „kaufen“. Diese Praxis hatte in Sri
       Lanka schon öfter für wechselnde Mehrheiten gesorgt.
       
       ## Mahinda Rajapaksa konnte sich nicht behaupten
       
       Der einstige Präsident Rajapaksa hatte den langjährigen Bürgerkrieg mit den
       separatistischen Tamil Tigers (LTTE) 2009 gewaltsam beendet, wobei es zu
       massiven Menschenrechtsverletzungen kam. Auch hatte er immer autoritärer
       und korrupter mithilfe seines Familienclans regiert und das Land in starke
       Abhängigkeit von China gebracht.
       
       Doch das Oberste Gericht hat jetzt nicht nur die Ernennung von Rajapaksa
       zum Regierungschef durch Sirisena für verfassungswidrig erklärt, sondern
       auch die Auflösung des Parlaments und die bereits für den 5. Januar
       angekündigten Neuwahlen. Damit blieb Rajapaksa nichts anderes übrig, als
       zurückzutreten.
       
       Der neue und alte Ministerpräsident Wickremesinghe bezeichnete seine
       Vereidigung als „Sieg der Demokratie“ in Sri Lanka. Im Vergleich zum sich
       gern als „starker Mann“ inszenierenden buddhistischen Nationalisten
       Rajapaksa tritt Wickremesinghe gemäßigter auf und ist viel mehr um einen
       Ausgleich mit der tamilischen Minderheit bemüht.
       
       Vor der militärischen Niederlage der LTTE hatte Wickremesinghe zum Beispiel
       mit den Separatisten einen Waffenstillstand geschlossen. International
       sucht Wickremesinghe auch ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen den
       Großmächten Indien und China.
       
       ## Wickremesinghe wird weiter kämpfen müssen
       
       Zwar ist Sri Lankas Machtkampf jetzt erst mal zugunsten von Wickremesinghe
       entschieden und das sogar auf weitgehend friedliche Weise. Das stärkt in
       der Tat die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat. Doch
       angesichts der herben Verluste von Wickremesinghes Partei bei den letzten
       Lokalwahlen wird er weiter um die Macht kämpfen müssen.
       
       Denn Rajapaksa sieht seine eigene Partei im Aufwind und den jetzigen
       Machtverlust nur als vorübergehenden Rückschlag an. Es bleibt zu hoffen,
       dass sich nach der jüngsten Krise wenigstens der Tourismus wieder erholt
       und damit eine wichtige Einnahmequelle des tropischen Landes.
       
       16 Dec 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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