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       # taz.de -- SPD-Vize Ralf Stegner über CDU-Wahl: „Auf uns schauen“
       
       > SPD-Politiker Stegner ist es egal, wer die neue Chefin des
       > Koalitionspartners ist. Wichtig sei, dass es grundlegende Veränderungen
       > in der Arbeit der GroKo gibt.
       
   IMG Bild: Ralf Stegner findet: „Die Koalition muss bei vielen Themen deutlich besser werden“
       
       taz: Herr Stegner, was bedeutet [1][eine CDU-Vorsitzende Annegret
       Kramp-Karrenbauer] für die Arbeit der Koalition? 
       
       Ralf Stegner: Es muss grundlegende Veränderungen in der Arbeit der Groko
       geben, das ist allen klar. Der nervende Streit zwischen CDU und CSU über
       die Flüchtlingspolitik, [2][der Fall Maaßen] – all das ist normalen
       Menschen nicht vermittelbar. Die Koalition muss deshalb bei vielen Themen
       deutlich besser werden. Das weiß auch eine CDU-Vorsitzende Annegret
       Kramp-Karrenbauer.
       
       Bei welchen Themen müssen Sie besser werden? 
       
       [3][Nehmen Sie die Dieselaffäre]. Dieses Thema bewegt viele Menschen. Die
       Autokonzerne versuchen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Die SPD aber
       wird nicht zulassen, dass Autofahrer, die betrogen wurden, auf den Kosten
       sitzen bleiben. Wir müssen außerdem etwas für die Luftreinhaltung in den
       Städten tun. Zudem ist doch klar: Wenn die Autos mit den Antrieben der
       Zukunft in Japan und China gebaut werden, gehen die Arbeitsplätze auch
       dorthin. Die Union wäre gut beraten, das einzusehen.
       
       Glauben Sie, die Union rauft sich unter Kramp-Karrenbauer zusammen? 
       
       Ob ihr die Wiedervereinigung der Union gelingt, werden wir sehen. Die SPD
       war bisher der professionelle Teil der Koalition und hat viele
       Verbesserungen bei Arbeit, Familie und Rente durchgesetzt. Die CSU wird ja
       im Januar auch ihren Parteivorsitzenden auswechseln. Wir werden uns die
       Arbeit in der Großen Koalition genau anschauen. Bekanntlich haben wir im
       Koalitionsvertrag verabredet, zur Halbzeit, also Ende 2019, eine ehrliche
       Bilanz und gegebenenfalls die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Das werden
       wir tun.
       
       Klingt nach einer Drohung. 
       
       Nein. Das ist eine Tatsache.
       
       In der SPD wächst die Zahl derer, die aus der Groko aussteigen wollen. Wie
       wollen Sie diesen Trend stoppen? 
       
       Unsere Mitglieder haben sich im Mitgliedervotum mit großer Mehrheit für die
       Regierungsbeteiligung, aber gegen ein „Weiter so“ entschieden, deshalb die
       gerade angesprochene Revisionsklausel. Die SPD muss allerdings neben der
       Regierungsarbeit immer deutlich machen, dass sie als linke Volkspartei
       eigene Vorstellungen von der Zukunft des Landes hat: Bei der Zukunft der
       Renten, dem Abschied von Hartz IV oder einem sozialen Europa wollen wir
       etwas ganz anderes als die Union. Wir werden das lauter und klarer sagen
       müssen.
       
       Ihr Tipp: Hält die Groko bis 2021? 
       
       Das hängt ganz stark von der Professionalität und Integrationskraft von CDU
       und CSU ab. Für die SPD gilt: Wir flüchten nicht aus unserer Verantwortung,
       aber Regierungsbeteiligung darf niemals zum Selbstzweck werden.
       
       Mit Kramp-Karrenbauer bleibt die CDU in der Mitte. Wäre Ihnen der
       marktliberale Friedrich Merz lieber gewesen, weil er ein dankbarer Gegner
       gewesen wäre? 
       
       Ich glaube, dass die SPD sich nicht am Personal anderer Parteien
       orientieren darf. Stattdessen müssen wir auf uns selber schauen und uns um
       die großen Zukunftsthemen kümmern! Wir müssen Arbeit und Umwelt
       zusammenbringen, für eine solidarische soziale Sicherung in der digitalen
       Arbeitswelt sorgen und sicherstellen, dass Deutschland beim Kampf gegen die
       rechten Nationalisten und für ein soziales Europa sowie bei den globalen
       Gerechtigkeitsfragen mit gutem Beispiel vorangeht. Zudem gilt: Was Merz
       will, wollen ja viele in der Union. Die SPD wird aber in keinem Fall bei
       Steuererleichterungen für Spitzenverdiener mitmachen, die gesetzliche Rente
       aushöhlen oder das Asylrecht schleifen – egal, wer an der CDU-Spitze steht.
       
       Merz kam aus dem Off, er hat große Fehler im Wahlkampf gemacht – und
       trotzdem mit gut 48 Prozent ein starkes Ergebnis geholt. Wie erklären Sie
       sich das? 
       
       In der Tat hat der Millionär Merz, [4][der sich lustigerweise zur
       Mittelschicht zählt], erstaunlich viele Stimmen geholt. Die Sehnsucht in
       der Union gilt offenbar mehr dem Gestern als guten Ideen für die Zukunft.
       Die Volkspartei mitte-rechts ist gespalten und leidet an Erosionsprozessen,
       die andere nur bei der Sozialdemokratie sehen.
       
       10 Dec 2018
       
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