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       # taz.de -- Neue Energiespeicher: Betonfässer am Kranseil
       
       > Die Schweizer Firma Energy Vault nutzt ein ganz simples Prinzip für ihre
       > Erfindung zur Stromspeicherung. Dafür ist viel Platz erforderlich.
       
   IMG Bild: Wenn es mit dem Stromspeichern klappt, macht erneuerbare Energie noch viel mehr Spaß
       
       Berlin taz | Aus physikalischer Sicht ist das Konzept banal: [1][Hat man
       Strom im Überfluss, betreibt man einen Elektromotor,] der mittels Seilwinde
       ein Gewicht emporzieht. Braucht man später Strom, lässt man die Masse
       wieder herunter, und der Elektromotor wird zum Generator.
       
       Einen Stromspeicher nach diesem Prinzip hat die Schweizer Firma Energy
       Vault entwickelt. Das Unternehmen will wahlweise Stahlfässer, befüllt mit
       Bauschutt, oder auch Betonquader auf- und wieder abstapeln. Dies soll mit
       einem sechsarmigen Kran geschehen, der mehr als 100 Meter hoch ist – wie
       ein 35-stöckiges Hochhaus. Pendelbewegungen der Last bei Wind würden durch
       die Steuerung der Laufkatze vermieden, heißt es. So könne die Anlage bei
       Windgeschwindigkeiten bis 80 Kilometer pro Stunde arbeiten.
       
       35 Tonnen soll jedes der Gewichte wiegen. Je nach Anzahl soll der Speicher
       eine elektrische Leistung von 2 bis 5 Megawatt und eine Speicherkapazität
       von 10 bis 35 Megawattstunden erreichen. Für 10 Megawattstunden seien 4.500
       Betonquader nötig, rechnet die Firma vor. Sie preist das Verfahren auch als
       energetisch effizient: 90 Prozent der zuvor aufgenommenen Energie bekomme
       man wieder zurück. Um 10 Megawattstunden zu speichern, benötige man eine
       Fläche von 5.000 Quadratmetern.
       
       Der in Berlin ansässige [2][Bundesverband Energiespeicher] (BVES) steht dem
       Konzept grundsätzlich positiv gegenüber: „Der mechanische
       Schwerkraftspeicher von Energy Vault ist ein weiteres gutes Beispiel für
       die Innovationskraft der Energiespeicherbranche und zur effizienten
       Stromspeicherung generell geeignet“, sagt eine Sprecherin. Ein Vorteil von
       Schwerkraftspeichern liege in der theoretisch beliebig großen Skalierung
       sowie der hohen Anzahl von Ladezyklen. Batteriespeicher hingegen verlieren
       im Laufe der Nutzung an Kapazität.
       
       ## Konkurrierende Systeme
       
       Über Schwerkraftspeicher denken auch andere Forscher nach. Ein alternatives
       Konzept (genannt: Lageenergiespeicher) beruht darauf, dass ein riesiger
       Felsblock durch Wasserdruck, den man mit Überschussstrom erzeugt, angehoben
       wird. Bei späterem Strombedarf wird der Wasserdruck genutzt, um Turbinen
       und damit Generatoren zu betreiben.
       
       Trotz der theoretischen Machbarkeit solcher Schwerkraftspeicher weist der
       BVES darauf hin, dass sich „die Technologie noch in der Konzeptionsphase“
       befinde und dass daher „konkrete Kosten noch nicht bezifferbar“ seien.
       
       Gleichwohl verkündet die [3][Firma Energy Vault] bereits vollmundig, ihre
       Technik koste pro Kilowattstunde weniger als die Hälfte, verglichen mit
       konkurrierenden Speichersystemen. Sie wirbt damit, dass ihr Speicher
       unabhängig von Topografie und Rohstoffvorkommen auf der ganzen Welt
       eingesetzt werden könne.
       
       Vor großen Ankündigungen schreckt das Unternehmen Energy Vault ohnehin
       nicht zurück. Firmenchef Robert Allen Piconi lässt sich mit der Aussage
       zitieren, er wolle mit der Firma an die US-Börse Nasdaq, „und das in nicht
       allzu ferner Zukunft“.
       
       22 Dec 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streit-ums-Erneuerbare-Energien-Gesetz/!5516316
   DIR [2] https://www.bves.de/
   DIR [3] https://energyvault.ch/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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