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       # taz.de -- Pflanzen auf Flachdächern: Bremen beschließt Begrünungs-Pflicht
       
       > Pflanzen auf Flachdächern sollen in Bremen verpflichtend werden. Darauf
       > haben sich SPD und Grüne geeinigt.
       
   IMG Bild: Soll in Bremen zur Pflicht werden: Begrünte Flachdächer wie hier in Berlin
       
       Bremen taz | Sie isolieren das Gebäude, verbessern das Stadtklima, bieten
       Lebensraum für Insekten und nehmen Regenwasser auf: bepflanzte Dächer. Das
       Bündnis „Lebenswerte Stadt Bremen“ fordert seit Längerem eine
       verpflichtende Dachbegrünung aller geeigneten Neubauten. Nun hat man sich
       auch in der Bremer Koalition darauf geeinigt. Sowohl bei den Grünen als
       auch bei der SPD ist man optimistisch, dass das sogenannte
       „Begrünungsortsgesetz“ in der nächsten Deputationssitzung im Januar auf den
       Weg gebracht wird.
       
       Damit würde laut letztem veröffentlichtem Entwurf eine mindestens zehn
       Zentimeter dicke „durchwurzelbare“ Schicht zur Pflicht, und zwar auf allen
       Flachdächern, die größer sind als 100 Quadratmeter. Das gilt auch für
       Dächer mit einer Neigung von bis zu 15 Grad.
       
       Ulf Jacob, Sprecher des Bündnisses erklärte: „Wir hätten uns gewünscht,
       dass es schon bei 50 Quadratmetern ansetzt.“ Der grünen
       Fraktionsvorsitzenden Maike Schäfer ist es hingegen wichtig, überhaupt erst
       einmal anzufangen. „Nachjustieren kann man später immer noch“, sagte sie.
       
       Denn bislang sieht es auf Bremens Dächern immer noch recht grau aus, wie
       ein Überblick des Bündnisses zeigt, in dem unter anderem die Bremer
       Architektenkammer und die Umweltschutzorganisation BUND vertreten sind.
       Jacob verweist auf andere Städte wie etwa Osnabrück, wo bereits alle neuen
       Gewerbedächer begrünt werden.
       
       Von einer freiwilligen Dachbegrünung hält Jacob hingegen nichts.
       „Investoren, die das Gebäude als kurzfristiges Renditeobjekt benutzen und
       es gleich wieder verkaufen, haben daran eher kein Interesse“, sagte er.
       
       Die Bremer SPD-Fraktion allerdings hatte bei der Einführung der
       verpflichtenden Begrünung zunächst gezögert. Es habe offene Fragen etwa
       bezüglich der Mehrkosten der Dachbegrünung gegeben, erklärte Jürgen
       Pohlmann, baupolitischer Sprecher der SPD.
       
       Anfang Dezember wurde das Gesetz deshalb erneut vertagt. Vor der
       anstehenden Deputationssitzung Mitte Januar konnten die Fragen nun offenbar
       geklärt werden. „Die verpflichtende Begrünung wird in der nächsten Sitzung
       beschlossen werden“, so Pohlmann.
       
       ## Besseres Raumklima
       
       Trotz der auch vom Bündnis kritisierten langen Vorlaufzeit ist man auch bei
       der SPD der Meinung, dass grüne Dächer und Fassaden eine gute Sache sind.
       „Wenn man sieht, wie sich die Klimakatastrophe insgesamt weiter verschärft,
       ist es ein Muss, diese Verpflichtung einzuführen“, sagte Pohlmann.
       
       Die grüne Fraktionschefin Schäfer betonte zudem, dass die Verordnung einer
       wachsenden Stadt keineswegs im Weg stehe. Im Gegenteil: „Gerade wenn es
       klare Regelungen gibt, mag es schneller gehen, als wenn man mit Bauherren
       verhandeln muss.“
       
       Bezüglich der Kosten hielten sich laut Schäfer die Gründächer im
       überschaubaren Bereich. Da sich dadurch auch im Haus ein besseres Raumklima
       schaffen lasse und man so etwa beim Heizen sparen könne, würde sich der
       anfängliche Mehraufwand nach einigen Jahren bezahlt machen.
       
       ## Nachrüstung älterer Gebäude
       
       Auch Bündnissprecher Jacob hält die Mehrkosten für den Bau eines Gründaches
       für unerheblich. So koste ein Quadratmeter eines Gründaches rund acht Euro
       mehr als ein Quadratmeter eines Kiesdaches. Ein bepflanztes Dach halte
       zudem rund 15 bis 25 Jahre länger.
       
       Neben der Ersparnis bei den Heizkosten argumentiert das Bündnis mit
       weiteren Verbesserungen. Die größte Wirkung habe das Gründach im Sommer,
       erklärte Jacob. Die Pflanzenschicht verhindere eine direkte
       Sonneneinstrahlung und klimatisiere das Gebäude auf natürliche Art. Dieser
       Aspekt werde in Zukunft wichtiger, da durch wärmere Temperaturen die
       Ausgaben für den Kühlbedarf in den Städten steigen würden.
       
       Jens Crueger, umweltpolitischer Sprecher der SPD, betonte, dass auch die
       Freiwilligkeit zum Gründach weiter gefördert werden müsse. Dies sei für die
       mögliche Nachrüstung älterer Gebäude mit Gründächern wichtig. „Für die
       Zukunft kommt es darauf an, dass man auch da ein Programm hat“, sagt er.
       Sein Parteikollege Pohlmann will ebenfalls weiter an Aufklärungs- und
       Informationskampagnen festhalten.
       
       3 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Teresa Wolny
       
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