# taz.de -- Wortführer der Gelbwesten in Paris: Polizei nimmt Éric Drouet fest
> Dem 33-Jährigen wird vorgeworfen, eine unerlaubte Kundgebung organisiert
> zu haben. Die linke Opposition sieht einen politischen Polizeieinsatz.
IMG Bild: Würde gerne den Präsidentenpalast stürmen: Eric Drouet vor einigen Tagen bei einem Interview
Paris taz | Einer der Wortführer der französischen Protestbewegung der
Gilets jaunes ist am Mittwochabend in der Nähe der Place de la Concorde in
Paris festgenommen worden. Éric Drouet ist eines der bekanntesten Gesichter
der Gelbwesten-Bewegung und für seine radikalen Äußerungen bekannt.
Er soll mit etwa 50 anderen Gelbwesten auf dem Weg zu einer
Gedenkveranstaltung für die Opfer der Proteste der vergangenen Wochen
gewesen sein, als die Polizei ihn in Gewahrsam nahm. Der Grund der
Festnahme lautet: Organisation einer unerlaubten Kundgebung.
Die Massenproteste der Gelbwesten-Bewegung hatten Frankreichs
Staatspräsidenten Emmanuel Macron [1][in den vergangenen Monaten unter
Druck gesetzt]. Besonders in Paris kam es dabei auch zu gewaltsamen
Ausschreitungen. Ursprünglich hatten sich die Proteste an den Plänen der
französischen Regierung entzündet, die Ökosteuer auf Benzin zu erhöhen.
Macron hatte zwar zuletzt [2][eingelenkt,] doch kommt es weiterhin zu
Protesten.
Der 33-jährige Lkw-Fahrer Drouet aus Melun im Südosten von Paris war
während der letzten Monate etwa mit dem Aufruf aufgefallen, den
Élysée-Präsidentenpalast zu erstürmen. Er war deswegen am 22. Dezember ein
erstes Mal im Verlauf einer Demonstration festgenommen worden. Sein Prozess
wegen „Teilnahme an einer Versammlung zu beabsichtigter Gewalt oder
Sachbeschädigung“ und Besitz eines Gegenstands, der als Waffe dienen
könnte, soll im Juni stattfinden. Ihm wird vorgeworfen, er stifte zu
Unruhen oder gar zum Aufstand an.
## „Völlig willkürlich“
Die Festnahme sei „völlig ungerechtfertigt und willkürlich“, erklärte
Drouets Anwalt in der Nacht zu Donnerstag. Die Regierung verteidigte
hingegen das Vorgehen gegen Drouet, der sich am Donnerstagvormittag noch
in Gewahrsam befand. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte im Sender
France Inter, der 33-Jährige habe „nicht den Rechtsstaat respektiert“,
indem er eine nicht angemeldete Demonstration organisiert hatte. Der
Parteichef der linken „France insoumise“, Jean-Luc Mélenchon, protestierte
gegen „Missbrauch der Macht“ und einen politischen Polizeieinsatz.
Die Aussicht auf eine exemplarische Strafe scheint Drouet keineswegs
eingeschüchtert zu haben. Er schlägt bereits neue Aktionen vor, namentlich
eine Demonstration am 12. Januar im Business-Viertel La Défense im Westen
von Paris.
Auch ohne solche Appelle gehen die Protestaktionen der Gilets jaunes in der
Provinz weiter. Unter anderem haben Gruppen von Gelbwesten die Ein- und
Ausfahrten von Treibstofflagern bei Rouen und Bordeaux blockiert. Diese
sind für den Nachschub der Tankstellen von strategischer Bedeutung. Die
Staatsführung will nun offenbar auf die harte Tour durchgreifen, um dem
Gelbwesten-Spuk ein Ende zu setzen. Sie geht dabei das Risiko ein, Drouet
zum „Märtyrer“ zu machen. Das belegen die Reaktionen, die auf seine zweite
Festnahme folgten.
Am Donnerstagnachmittag wurde Drouet wieder aus dem Polizeigewahrsam
entlassen. „Alles, was hier passiert, ist politisch“, sagte er anschließend
vor Journalisten.
3 Jan 2019
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## AUTOREN
DIR Rudolf Balmer
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