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       # taz.de -- Regime von Daniel Ortega: Nicaraguas Regierung mauert sich ein
       
       > Präsident Ortega wirft Menschenrechtsbeobachter aus seinem Land. Der
       > Vorwurf: Sie seien eine Plattform für Falschinformationen.
       
   IMG Bild: Protest gegen Nicaraguas Präsident Daniel Ortega
       
       Das Regime von [1][Daniel Ortega] in Nicaragua igelt sich weiter ein. Am
       Mittwoch wurden drei Beobachtermissionen der Organisation Amerikanischer
       Staaten (OAS) aus dem Land geworfen. Gemeinsam mit einer Delegation der
       Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) wurde auch der
       Interdisziplinären Gruppe unabhängiger Experten (GIEI) und der als Meseni
       bekannten Beobachtermission beschieden, dass sie das Land umgehend zu
       verlassen hätten.
       
       Außenminister Denis Moncada begründet die Entscheidung damit, dass diese
       Organismen „sich in eine Plattform von Falschinformation“ verwandelt
       hätten, „mit dem Ziel, internationale Sanktionen zu erwirken“.
       OAS-Generalsekretär Luis Almagro sei zu „einem Instrument und politischen
       Agenten des nordamerikanischen Imperiums“ geworden.
       
       Damit verletzt Ortega ein Abkommen vom 24. Juni, das die Meseni für die
       Dauer der Krise installiert. Ihre Aufgabe war, darüber zu wachen, wie die
       Regierung die Empfehlungen eines Berichts der CIDH umsetzt. Darunter die
       Beendigung jeder Form von Repression gegen die Bevölkerung, die Freiheit
       der Medien, die Auflösung paramilitärischer Gruppen und die Aufklärung der
       Massaker an Demonstranten. Die GIEI war von der OAS entsandt worden, um bei
       der Aufklärung der Tötungsdelikte seit Beginn des Aufstandes im April zu
       helfen. Zwischen 325 und über 500 Personen, die sich an Protesten oder
       deren Niederschlagung beteiligt haben, wurden seit 18. April getötet. Die
       meisten durch gezielte Schüsse von Polizei oder Paramilitärs. 576 Personen
       werden als politische Gefangene qualifiziert.
       
       Der Rauswurf der interamerikanischen Menschenrechtsbeobachter folgte
       unmittelbar auf die Veröffentlichung eines vernichtenden Zwischenberichts
       der CIDH, der dem Regime eine Abfolge von Verstößen gegen die
       Rechtsstaatlichkeit vorwirft. Die Experten sprechen von einer „vierten
       Etappe der Repression“, in der vergangene Woche [2][unabhängige NGOs und
       Medien geschlossen und deren Büros geplündert wurden]. „Die CIDH ruft den
       nicaraguanischen Staat auf, die politischen Gefangenen dringend
       freizulassen, die Rechtspersönlichkeit der Organisationen der
       Zivilgesellschaft wiederherzustellen, die Repression gegen Medien,
       Menschenrechtsverteidiger und Oppositionelle einzustellen“, heißt es
       abschließend.
       
       ## Fast 600 politische Gefangene
       
       Ortega und seine Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo zeigen sich
       allerdings unbeeindruckt. Vielmehr lassen sie verleumderische Berichte in
       die Welt setzen, im letzte Woche zerschlagenen Menschenrechtszentrum
       CENIDH seien Zeugen und Opfer der Repression gezwungen worden, die Polizei
       anzuschwärzen.
       
       Von den 576 politischen Gefangenen sind laut CIDH inzwischen mindestens 90
       verurteilt worden. Zuletzt die Bauernführer Medardo Mairena und Pedro Mena,
       die am 17. Dezember für „organisiertes Verbrechen, Terrorismus und die
       Ermordung von vier Polizisten und einem Zivilisten“ verurteilt wurden. In
       einem Prozess, der, wie die Onlinezeitschrift Confidencial dokumentiert,
       von Anfang bis Ende irregulär gewesen sei – von manipulierten Videos bis zu
       Zeugen, die ihre Aussage vom Teleprompter ablasen.
       
       21 Dec 2018
       
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