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       # taz.de -- Gespräche über ein TTIP light: Ein zweiter Chlorhähnchenkrieg droht
       
       > Donald Trump will, dass die EU weitere Zölle auf US-Agrarprodukte senkt.
       > Doch längst gehen die Handelsgespräche darüber hinaus.
       
   IMG Bild: Wird es bald wieder Proteste geben, wie hier 2014 in München?
       
       Brüssel taz | Zwei Jahre [1][nach dem Scheitern] des umstrittenen
       transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP hat die EU-Kommission neue
       Handelsgespräche mit den USA angekündigt. Sie arbeite an einem
       Verhandlungsmandat, sagte Handelskommissarin Cecilia Malmström nach einem
       Besuch in Washington. [2][Es gehe nur um Industriegüter und Autos], eine
       Neuauflage von TTIP sei nicht geplant.
       
       Doch genau das fürchten Umweltverbände und Verbraucherschützer. Auch Teile
       des Europaparlaments zeigen sich alarmiert. Er habe durchaus Sorge, dass
       noch andere Themen auf die Agenda kommen könnten, sagte Reinhard Bütikofer,
       EU-Abgeordneter der Grünen. „Wir können die EU-Kommission nur davor warnen,
       Punkte wiederzubeleben, die sich schon bei den gescheiterten
       TTIP-Verhandlungen als toxisch erwiesen hatten“, sagt er
       
       Großen Widerstand gab es bei TTIP gegen eine Öffnung des Agrarmarkts für
       US-Produkte. Amerikanischer Genmais und Chlorhähnchen könnten auf den
       europäischen Markt gedrückt werden, so die Sorge damals. Sie wird auch
       jetzt wieder laut – denn die USA wollen erneut über die Landwirtschaft
       sprechen. Am Wochenende haben sie den Druck auf Brüssel erhöht.
       
       Das Ziel der nun geplanten Verhandlungen sei es, EU-Zölle auf Agrarexporte
       aus den USA zu senken oder ganz abzuschaffen, sagte der
       US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer. Auch andere Handelshemmnisse, etwa
       für biotechnologische Produkte, müssten fallen. Bereits im Sommer hatten
       die USA die EU gedrängt, endlich den Markt für Sojabohnen zu öffnen – mit
       durchschlagendem Erfolg.
       
       ## Europa kommt Trump entgegen
       
       EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab dem Verlangen von
       US-Präsident Donald Trump bei einem Besuch im Weißen Haus nach: Denn es
       koste die EU nichts; der Markt verlange ohnehin nach billigem US-Soja. Im
       zweiten Halbjahr 2018 seien die EU-Importe um 112 Prozent gestiegen,
       meldete Juncker Anfang Januar voller Stolz. Er hoffte wohl, dies werde
       Trump besänftigen.
       
       Doch der US-Präsident verlangt mehr. Und die Europäer kommen ihm – ohne
       dies laut zu sagen – weiter entgegen. So kündigte die EU-Kommission an,
       bald auch die Nutzung von US-Soja als Biotreibstoff zu genehmigen. Zudem
       will Brüssel Gespräche zur „regulatorischen Zusammenarbeit“ führen. Dabei
       geht es um Themen wie Cybersicherheit, aber auch um Industrienormen und
       Produktstandards.
       
       Doch die Hoffnung, dass nun endlich Ruhe einkehrt, hat sich nicht erfüllt.
       Im Gegenteil: Der US-Präsident führt die Europäer vor – wie zuletzt Anfang
       Dezember, als er deutsche Automanager zum Rapport ins Weiße Haus berief.
       VW, BMW und Daimler wurden aufgefordert, weitere Investitionen in den USA
       zu tätigen. Andernfalls müssten sie mit Strafzöllen rechnen, so die kaum
       verhohlene Drohung des US-Präsidenten.
       
       ## Eine hilflose Kommission
       
       Die EU hat darauf bis heute keine Parade gefunden. In Brüssel schweigt man
       eisern zu den Parallelverhandlungen, die Trump immer wieder mit Deutschland
       oder deutschen Herstellern führt. Auch Trumps jüngsten Forderungen steht
       die Kommission hilflos gegenüber.
       
       Sie laufen auf ein „TTIP light“ hinaus, mit einer Marktöffnung bei
       Industriegütern und Landwirtschaft. Die EU will aber nur über die Industrie
       und Autos reden. Für ein umfassendes Freihandelsabkommen gebe es keine
       Mehrheit unter den 28 EU-Staaten, heißt es dazu in Brüssel. Vor allem
       Frankreich sträubt sich zum Schutz seiner Bauern gegen Agrar-Gespräche.
       Auch andere Staaten wie Belgien oder Irland haben Vorbehalte.
       
       Demgegenüber scheint Deutschland zu allem bereit, um Strafzölle auf Autos
       zu vermeiden. Handelskommissarin Cecilia Malmström muss nun versuchen, alle
       Wünsche unter einen Hut zu bringen. Leicht wird das nicht werden– um das
       Verhandlungsmandat droht der nächste Streit.
       
       14 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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