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       # taz.de -- Stadt Cottbus schürt Ausländerhass: Schnelles Urteil
       
       > Nach einer Messerattacke schürt die Stadt Cottbus in einer Mitteilung
       > xenophobe Stimmungen. Die Linkspartei fordert, das Statement zu löschen.
       
   IMG Bild: Rechte demonstrieren in Cottbus gegen die Asylpolitik (Archivbild von Oktober 2018)
       
       Dresden taz | Im Schatten der Gewalttaten von [1][Bottrop, Essen] und
       Amberg ist es in der Neujahrsnacht auch im brandenburgischen Cottbus zu
       einer Messerattacke gekommen. Die Umstände des Angriffs auf einen
       28-jährigen Deutschen gegen vier Uhr am Neujahrsmorgen blieben auch am
       Mittwoch weitgehend ungeklärt.
       
       Die Polizeidirektion Cottbus-Süd teilte lediglich mit, der 28-Jährige habe
       wie andere hinzukommende Personen auch einen Streit schlichten wollen. Die
       Stimmung sei aber plötzlich gekippt und ein unbekannter Ausländer habe den
       Schlichter mit einer Stichwaffe mehrfach verletzt. Dessen „augenscheinlich
       nicht lebensbedrohlichen Verletzungen“ wurden stationär im
       Carl-Thiem-Klinikum Cottbus behandelt.
       
       Die Polizeidirektion sucht nun dringend Zeugen. In ihrer Pressemitteilung
       bleiben viele Fragen offen. So wird nicht klar, zwischen welchen Gruppen
       ein Streit am Stadtbrunnen in der Innenstadt entbrannt war. Stets ist nur
       von „Personen“ die Rede. Der Täter gilt ebenfalls als unbekannt, wird aber
       sofort als Ausländer bezeichnet. Indizien für seine Herkunft werden nicht
       benannt. Für eine Aufklärung dieser Widersprüche war am Mittwoch niemand in
       der Polizeidirektion erreichbar.
       
       [2][Eine Pressemitteilung der Stadt Cottbus] verurteilt die Tat als
       „abstoßend und durch nichts zu entschuldigen“ und verweist zunächst auf die
       notwendigen Ermittlungen zum Hergang und zu den Hintergründen des
       Messerangriffs. Dann aber folgt eine scharfe Passage gegen mögliche Täter,
       die „hier noch ein Gastrecht genießen“ und vielleicht „kein unbeschriebenes
       Blatt“ seien. Ihnen müsse man „klarmachen, dass er oder sie ein Ticket in
       die Heimat zu lösen haben“.
       
       „Wir lassen unsere Stadt nicht durch Typen beschädigen, die sich nicht
       benehmen können und denken, Konflikte auf diese Art lösen zu können“,
       schließt die Mitteilung.
       
       ## Besondere Verärgerung
       
       Pressesprecher Jan Gloßmann räumt „drastische Formulierungen“ ein. Er
       erklärt sie mit der besonderen Verärgerung über diesen Rückfall in
       gewalttätige Auseinandersetzungen, nachdem sich die Lage in Cottbus im
       Verlauf des Jahres 2018 beruhigt hatte. Zuletzt hatte es Anfang 2018 sowohl
       Nazi-Überfälle auf junge Afghanen als auch Gewaltkriminalität durch
       Migranten gegeben, die die Stadt in Aufruhr versetzten.
       
       Daraufhin waren die Flüchtlingszuweisungen aus der Erstaufnahme in
       Eisenhüttenstadt eingestellt worden. Zuzüge sind aber wegen fehlender
       Wohnsitzauflage in Brandenburg weiterhin möglich. Der Ausländeranteil in
       Cottbus liegt mit 8,5 Prozent über dem Durchschnitt ostdeutscher
       Großstädte. Zur Beruhigung der Lage trugen auch gemeinsame Streifen von
       Polizei und Mitarbeitern des Ordnungsamtes sowie der Einsatz von
       Sozialarbeitern bei.
       
       „Deshalb erwarten die Bürger eine Reaktion der Stadt mit deutlicheren
       Worten“, rechtfertigt Sprecher Gloßmann den Tenor. Damit greife man Polizei
       und Strafverfolgung aber nicht vor, verweist er auf Formulierungen im
       Konjunktiv.
       
       „Solche Mitteilungen schüren Ressentiments und sind nicht geeignet, die
       Situation zu befrieden“, kritisiert hingegen Andrea Johlige,
       flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken im Potsdamer Landtag. Man dürfe
       rechtsstaatliche Grundsätze im Asyl- wie auch im Strafrecht nicht
       aushebeln.
       
       Damit werde eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung geschürt, warnte die
       Linken-Abgeordnete. Johlige hat den Cottbuser Stadtsprecher Jan Gloßmann
       aufgefordert, die Pressemitteilung der Stadt wieder zu löschen oder zu
       überarbeiten. Bei Redaktionsschluss stand sie noch auf der Seite.
       
       2 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rassistischer-Terroranschlag-in-NRW/!5562472
   DIR [2] https://www.cottbus.de/mitteilungen/2019-01/auseinandersetzung_in_der_neujahrsnacht_am_stadtbrunnen.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
       ## TAGS
       
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