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       # taz.de -- Kommentar Entwicklung bei Ökostrom: Kein Grund, sich zurückzulehnen
       
       > Über 40 Prozent des verbrauchten Stroms kamen 2018 aus Erneuerbaren.
       > Davon sollte man sich nicht blenden lassen. Braunkohle wird nicht
       > verdrängt.
       
   IMG Bild: Stromverbrauch wird grüner – wirklich?
       
       Die jüngsten Zahlen zum Strommix sehen auf den ersten Blick nicht schlecht
       aus. Der Anteil [1][der Erneuerbaren] ist im Jahr 2018 um weitere 2,2
       Prozentpunkte gestiegen, damit kommen jetzt über 40 Prozent des
       verbrauchten Stroms aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser. Doch auch wenn
       die neuen Werte den Eindruck erwecken, dass Deutschland auf einem guten Weg
       ist, zumindest im Stromsektor seine gesteckten Ziele zu erreichen, gibt es
       keinen Grund, sich zurückzulehnen.
       
       Denn zum einen beruht der Zuwachs zu einem erheblichen Teil auf dem Wetter.
       Zwar hat auch der Neubau von Solaranlagen erstmals seit fünf Jahren wieder
       deutlich zugenommen, doch den größeren Anteil am stark gewachsenen
       Solarstrom hatte der ungewöhnlich sonnenreiche Sommer. Bei der Windkraft
       gab es dagegen eine gefährliche Trendumkehr: Die Gesamtleistung der neu
       installierten Windräder war 2018 nur halb so hoch wie 2017.
       
       Hier muss die Politik dringend gegensteuern: die Länder, indem sie die
       Ausweisung von Windparkflächen erleichtern, statt sie weiter zu
       beschränken, und der Bund, indem er die ausgeschriebenen Mengen neuer
       Ökostromanlagen endlich an die Klimaziele anpasst. Dass es im
       Wirtschaftsministerium zehn Monate nach der Regierungsbildung noch immer
       keinen verbeamteten Staatssekretär für Energie gibt, ist dabei nicht
       hilfreich.
       
       Zum anderen täuschen die erfreulichen Zahlen darüber hinweg, dass der
       zusätzliche Ökostrom nach wie vor nicht die richtigen Kraftwerke verdrängt.
       Die besonders [2][klimaschädliche Stromerzeugung aus Braunkohle] sank 2018
       nur minimal um 2 Prozent, bei der etwas weniger schädlichen Steinkohle
       waren es 7 Prozent, beim klimafreundlicheren, aber deutlich teureren Erdgas
       hingegen fast 20 Prozent.
       
       Um das zu ändern, muss die Regierung dafür sorgen, dass der Ausstoß des
       Treibhausgases CO2 endlich so teuer wird, dass der Preisvorteil der
       dreckigen Kohle verschwindet – oder auf andere Weise beim Kohleausstieg
       endlich Fakten schaffen. Erst dann wird der zunehmende Ökostrom zu einem
       [3][echten Erfolg für den Klimaschutz].
       
       4 Jan 2019
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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