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       # taz.de -- Kommentar Friedensprozess Kolumbien: Eskalation mit Ansage
       
       > Präsident Duque hat die Gespräche zu Beendigung der Gewalt in Kolumbien
       > beendet. Das ist ein Fehler, den die ganze Gesellschaft tragen muss.
       
   IMG Bild: Präsident Iván Duque bei einer Demonstration nach dem tödlichen Anschlag in Bogotá
       
       Die Aufkündigung des Friedens mit den letzten bewaffneten Guerilleros in
       Kolumbien – der ELN – ist leider keine Überraschung. Im Gegenteil. Es ist
       eine Eskalation mit Ansage. Und zwar von beiden Seiten.
       
       Noch während seines Wahlkampfs im letzten Jahr hat der heutige Präsident
       Kolumbiens, Iván Duque, unmissverständlich klargemacht, unter welchen
       Umständen er die laufenden Friedensverhandlungen mit der – nach der
       entwaffneten Farc – zweitgrößten Guerillagruppe des Landes beenden werde.
       Sollten die ELN-Kämpfer nicht ihre Verstecke verlassen, alle Geiseln
       freigeben und sämtliche kriminellen Aktivitäten und Anschläge einstellen,
       drohte Duque, [1][ist der Friedensprozess Geschichte.]
       
       Das war nicht nur ein wahltaktischer Angriff auf seinen Kontrahenten
       Humberto de la Calle, der schon für den Friedenspräsidenten Santos
       erfolgreich mit der Farc verhandelt hatte. Duque wollte klarmachen, dass er
       nicht so „weich“ verhandeln werde wie sein Vorgänger Santos. Der hatte
       nämlich ohne Vorbedingungen mit Farc und ELN Gespräche gesucht – auch ohne
       Waffenruhe.
       
       Santos selbst sprach von der „Doktrin Rabin“, benannt nach dem israelischen
       Ministerpräsidenten, der sich die Wut vieler Israelis zuzog, weil er zu
       weitreichenden Zugeständnissen an die PLO bereit war. 1995 wurde Rabin von
       einem orthodoxen Juden umgebracht.
       
       Wie weit Israel mit seinen Friedensbemühungen seither gekommen ist, sieht
       man. Und in Kolumbien? Kaum im Amt, setzte der neue Präsident vergangenen
       August seine Drohung um. Ein Fehler, dessen Konsequenzen jetzt nun die
       gesamte Gesellschaft tragen muss. Denn seitdem der Friedensprozess
       ausgesetzt wurde, provoziert die ELN wieder verstärkt mit neuen
       Entführungen und [2][Anschlägen wie nun dem tödlichen von Bogotá.]
       
       Das ist genauso verheerend wie Duques Weigerung, den Guerilleros im
       Gegenzug zur Erfüllung seiner Bedingungen Garantien anzubieten. Genau das
       aber bräuchten beide Konfliktparteien – und das ganze Land, das sich nach
       mehr als 50 Jahren Krieg endlich Frieden wünscht.
       
       20 Jan 2019
       
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