# taz.de -- Misshandlung von Flüchtlingen: Heimleiter gibt Fehler zu
> Flüchtlinge wurden in einem Zimmer einer Unterkunft in Burbach
> eingeschlossen und misshandelt. Vor Gericht übernimmt der Heimleiter die
> Verantwortung.
IMG Bild: Der angeklagte Heimleiter und sein Anwalt im Gerichtssaal
Siegen dpa | In einem der Prozesse um die [1][monatelangen Misshandlungen
in einer Flüchtlingsunterkunft] in Burbach im Siegerland hat der angeklagte
Heimleiter Verantwortung übernommen. Mit der Einrichtung eines sogenannten
Problemzimmers, in das Asylbewerber bei Fehlverhalten gesperrt worden
seien, habe er versucht, den fortwährenden Verstößen der Bewohner gegen die
Hausordnung Herr zu werden, sagte er am Donnerstag vor dem Landgericht
Siegen. Wenngleich er anfangs Flüchtlinge nur separieren und nicht
einsperren lassen wollte, habe sich die Situation über die Monate immer
mehr verselbstständigt, schilderte er.
In der vom Unternehmen European Homecare betriebenen Notaufnahmeeinrichtung
des Landes Nordrhein-Westfalen waren zwischen Dezember 2013 und September
2014 immer wieder Asylbewerber eingesperrt, geschlagen und gequält worden.
Die Staatsanwaltschaft spricht von systematischen Repressalien und
Selbstjustiz.
38 Wachleute, Betreuer und weitere Verantwortliche wurden deshalb
angeklagt. Dem Heimleiter kommt aus Sicht der Staatsanwaltschaft eine
Gesamtverantwortung für die systematische Freiheitsberaubung zu. Auch
Mitarbeiter der zuständigen Bezirksregierung sowie weiteres Personal mit
Führungsverantwortung stehen vor Gericht.
Er habe vor vielem die Augen verschlossen und sei auch nicht
eingeschritten, als ihm klar geworden sei, dass Menschen auch über mehrere
Tage in das Zimmer geschlossen wurden, sagte der 38-jährige Heimleiter nun.
Er habe weder die Polizei noch seine Vorgesetzten bei der Betreiberfirma
hinzugezogen. „Man will ja nicht so dastehen, als ob man es nicht schafft“,
sagte er. Das Ausmaß der Gewalt sei ihm aber nicht klar gewesen. „Ich habe
mir nicht vorstellen können, dass die Bewohner in die Zimmer geprügelt
wurden“, sagte er. Auch den Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken oder
Handschellen habe er den Wachleuten untersagt.
Zwischenzeitlich habe er auch angeordnet, Flüchtlinge nicht länger
einzusperren. Er habe jedoch gewusst, dass das Wachpersonal sich daran
nicht gehalten habe. Der gelernte Versicherungskaufmann hatte erstmals eine
Leitungsposition inne und keine Berufserfahrung im sozialen Bereich.
Im Gegenzug für ein umfassendes Geständnis hatten ihm das Gericht und die
Staatsanwaltschaft zu Prozessbeginn eine Bewährungsstrafe von maximal
eineinhalb Jahren und eine Geldbuße in Höhe von 1.200 Euro in Aussicht
gestellt. Am folgenden Prozesstag am Montag sollen Details seiner Angaben
vertieft werden.
Allein im parallel laufenden Hauptverfahren sitzen noch 26 Männer und
Frauen auf der Anklagebank. Es wird sich noch über Monate hinziehen. Drei
geständige Angeklagte – zwei Wachleute und Betreuer – waren in einem
weiteren Verfahren im Dezember zu Geldbußen und in einem Fall zu einer
Bewährungsstrafe [2][verurteilt worden]. Prozesse gegen weitere
Beschuldigte stehen noch aus.
10 Jan 2019
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