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       # taz.de -- Kommentar Aserbaidschan: Dreckiges Spiel
       
       > Das Regime Alijews betreibt Schmutzkampagnen gegen Journalisten. Seine
       > westlichen Unterstützer sollten sich in Grund und Boden schämen.
       
   IMG Bild: Die Journalistin Khadija Ismayilova hat gegen das Regime einen Sieg vor Gericht errungen
       
       Wenn es noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt, so ist [1][Khadija
       Ismayilowa] durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für
       Menschenrechte zumindest ein kleines Stück davon widerfahren. 15.000 Euro
       Entschädigung muss das [2][autoritäre Regime des aserbaidschanischen
       Präsidenten Ilham Alijew] für eine beispiellose Schmutzkampagne gegen die
       Investigativjournalistin zahlen, weil es grundlegende Rechte auf ihr
       Privat- und Familienleben massiv verletzt hat.
       
       Nach dem Motto „Sex geht immer“ wurden 2012 und 2013 – nach entsprechenden
       vorherigen anonymen Drohungen – heimlich gefilmte Videos aus Ismayilowas
       Schlafzimmer ins Netz gestellt. Ermittlungen, um den oder die Täter
       dingfest zu machen, blieben sehr überschaubar.
       
       Stattdessen ging die Hatz auf Ismayilowa , die vor allem zum Thema
       Korruption in den höchsten Zirkeln der Mächtigen recherchiert, weiter.
       2015/2015 saß sie eine Haftstrafe ab, darf derzeit das Land nicht verlassen
       und wurde im vergangenen Dezember zu einer Geldstrafe in Höhe von
       umgerechnet 23.000 Euro verurteilt – angebliche Steuerschulden.
       
       Vor diesem Hintergrund ist es äußerst fraglich, ob das Urteil der
       Straßburger Richter in Baku Wirkung zeigt. Denn um regierungskritische
       Journalisten kalt zu stellen, ist Alijew und seinem Klan jedes Mittel recht
       – und sei es auch noch so perfide. Seit über zwei Wochen befindet sich der
       inhaftierte Blogger [3][Mehman Huseynow], der ebenfalls zahlreiche korrupte
       Machenschaften enthüllte, im Hungerstreik. Er könnte letztendlich diese
       Protestaktion mit seinem Leben bezahlen
       
       ## Gekaufte Abgeordnete
       
       Das Beschämende bei all dem ist, dass einige westliche Politiker, die sich
       gern mit der Verteidigung von Werten wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
       brüsten, Alijews dreckiges Spiel mitmachen. Ein Blick in den
       Ermittlungsbericht einer unabhängigen Untersuchungskommission aus dem Jahre
       2018 genügt, um zu sehen, wie sich sich Abgeordnete der Parlamentarischen
       Versammlung des Europarates von Alijew kaufen ließen.
       
       Sie und alle anderen, die dem Autokraten den Teppich ausrollen, sollten
       sich schämen. Anders als Ismayilowa, die ihre unbequemen Recherchen allen
       Widrigkeiten zum Trotz unbeirrt fortsetzt. Für sie ist das Urteil vor allem
       eins: ein moralischer Sieg.
       
       11 Jan 2019
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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