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       # taz.de -- Rechtsextreme in Hessens Polizei: Nachgeschobene Korrektur
       
       > Ein Medienbericht warf der hessischen Polizei vor, ein rechtes Netzwerk
       > sei größer als bekannt. Das Innenministerium bestätigte nur halb.
       
   IMG Bild: Mehrere Beamte in Hessens Polizei wurden im Zuge der Ermittlungen suspendiert
       
       Frankfurt am Main taz | Mit widersprüchlichen Informationen haben das
       hessische Landeskriminalamt und das Wiesbadener Innenministerium [1][am
       Freitag] eher für Verwirrung als für Entwarnung gesorgt: Es ging immerhin
       um den gewichtigen Vorwurf, der Skandal um rechtsextremistische Netzwerke
       in der hessischen Polizei sei umfangreicher als bislang angenommen.
       
       Die [2][Süddeutsche Zeitung hatte berichtet], im Strafverfahren gegen
       mutmaßliche Gewaltäter vor dem Landgericht Halle seien Ermittlungen gegen
       einen weiteren hessische Polizeibeamten wegen Verbindungen zu
       Rechtsextremen bekannt geworden. In Halle wird wegen zwei Angeklagten aus
       der Neonazi-Szene verhandelt, die im Mai 2017 mit Ihrem Auto wehrlose
       Menschen gejagt und zwei Wanderer schwer verletzt haben sollen. Ihre
       T-Shirts trugen den Schriftzug „Aryens“ (Arier) und die rassistische Parole
       „Support Your Race!“
       
       Nach den Chat-Protokollen der Tatverdächtigen ergebe sich, dass ein
       befreundneter Polizeibeamter aus Hessen eine der Angeklagten mit Daten aus
       dem Polizeicomputer beliefert habe; „das Netzwerk rechtsradikaler
       Polizisten in hessischen Polizeidienst ist offenbar größer als bekannt,“
       folgerte die SZ.
       
       „Uns ist der Vorgang nur insofern bekannt, dass wir im Mai 2017 im Auftrag
       der Staatsanwaltschaft Halle die Wohnung eines ehemaligen hessischen
       Polizeibeamten im osthessischen Linsengericht durchsucht haben. Über
       Ergebnisse ist uns nichts bekannt,“ hatte am Freitagvormittag das LKA der
       taz versichert.
       
       Später korrigierte der Sprecher des hessischen Innenministerium diese
       Angaben. Gegen den Beamten, der auf eigenen Wunsch in ein anderes
       Bundesland versetzt worden sei, ermittle die Staatsawanwaltschaft Darmstadt
       wegen der unberechtigten Abfrage von Daten aus den internen
       Informationssystemen der Polizei, erklärte das Innenministerium.
       
       Es gebe allerdings keine Hinweise auf eine rechtsextreme Motivation des
       Beschuldigten. Der Beamte habe zwar mit der in Halle vor Gericht stehenden
       Angeklagten Kontakt gehabt. Es gebe jedoch eher Hinweise dafür, dass er sie
       vor rechtsextremistischen Freunden habe warnen wollen, so der Sprecher des
       Innenminsteriums.
       
       Im [3][Dezember 2018 war bekannt geworden], dass Mitglieder der Frankfurter
       Polizei per in einer Chat-Gruppe Inhalte aus dem rechtsextremen Spektrum
       austauschten. Auf die rechte Gruppe waren die Fahnder im Zuge der
       Ermittlungen zu einem Drohbrief gegen die Rechtsanwältin und
       NSU-Opfer-Anwältin Seda Basay-Yildiz gestoßen, der mit „NSU 2.0“
       unterzeichnet war. Die BeamtInnen sind suspendiert. Seitdem ermittelt eine
       eigens eingesetzte Arbeitsgruppe des LKA, ob es weitere rechtsextreme
       Umtriebe in der hessischen Polizei gibt.
       
       Trotz des sensiblen Themas war das LKA am Freitag offenbar über diesen Fall
       nicht im Bilde. Die Landtagsopposition rügte denn auch die verspätete und
       widersprüchliche Informationspolitik der Behörden. Nancy Faeser,
       innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sagte dazu der taz:
       „Offenbar hat Innenminister Peter Beuth, CDU, seinen Verantwortungsbereich
       nicht im Griff.“ Die Linkenfraktion beantragte für den kommenden Mittwoch
       eine Sondersitzung des Innenausschusses.
       
       13 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechtsextremes-Netzwerk-bei-der-Polizei/!5559716
   DIR [2] https://www.sueddeutsche.de/politik/hessen-polizei-rechtsradikalismus-1.4282456
   DIR [3] /Rechte-Polizisten-Gang-in-Frankfurt/!5556770
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Schmidt-Lunau
       
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