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       # taz.de -- Rechte Polizisten-Gang in Hessen: Anwältin erhält zweites „NSU 2.0“-Fax
       
       > Seda Başay-Yıldız erhielt ein Drohfax mit Daten, die von einem
       > Polizeicomputer stammten. Nun ging ein zweites Fax ein – wieder mit
       > Absender „NSU 2.0“.
       
   IMG Bild: Erhält Drohungen von Rechtsextremen: Seda Başay-Yıldız
       
       Berlin taz | Es war ein Fax an die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız –
       mit wüsten Drohungen und unterzeichnet mit „NSU 2.0“ – das zu [1][einem
       hessischen Polizeiskandal] führte. Denn das Schreiben enthielt auch
       persönliche Daten von Başay-Yıldız, die kurz vor Versand von einem
       Polizeicomputer abgerufen wurden. Nun wird bekannt: Die Anwältin bekam
       inzwischen noch ein zweites Drohfax. Wieder unterzeichnet mit „NSU 2.0“,
       wieder mit persönlichen Daten.
       
       Sie gehe davon aus, dass auch diese Daten aus einem Polizeicomputer
       stammen, sagte Başay-Yıldız der taz. „Dir hirntoten Scheißdöner ist
       offensichtlich nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen angetan
       hast!“, heißt es in dem neuen Fax. „Allerdings kommt es jetzt richtig dicke
       für dich, du Türkensau!“
       
       Genannt werden die Namen von Başay-Yıldız' zweijähriger Tochter, ihres
       Mannes, ihrer Mutter und ihres Vaters. Der Tochter „reißen wir den Kopf
       ab“, schreibt der Absender. „Und der Rest eurer Dönercrew wird ebenfalls
       kompetent betreut werden.“ Unterzeichnet wird mit „NSU 2.0“. Die
       Süddeutsche hatte zuerst [2][über das neue Drohschreiben berichtet].
       
       Schon im August 2018 hatte Başay-Yıldız [3][ein Drohfax mit dem Absender
       „NSU 2.0“ erhalten]. „Verpiss dich lieber, solange du hier noch lebend
       rauskommst, du Schwein“, hieß es damals. Als „Vergeltung“ werde man
       Başay-Yıldız‘ Tochter „schlachten“. Der Name der Tochter wurde ausgeführt,
       genau wie die Privatadresse der Anwältin – beides war nicht öffentlich
       bekannt.
       
       [4][Ermittler stellten daraufhin fest], dass kurz vor Versand des Faxes
       Başay-Yıldız' Melderegister-Einträge auf einem Computer im 1. Polizeirevier
       Frankfurt/Main abgerufen worden waren, ohne dienstlichen Anlass. Ermittelt
       wird bis heute, ob das Schreiben womöglich direkt von Revierpolizisten
       verschickt wurde – oder ob die Meldedaten an einen Unbekannten
       weitergegeben wurden.
       
       ## Die Faxe sind offenbar nicht zurückzuverfolgen
       
       Bekannt wurde der Vorgang indes [5][erst Mitte Dezember] – und führte zu
       bundesweiten Schlagzeilen. Auch weil bei den Ermittlungen noch eine
       [6][rechtsextreme Whatsapp-Gruppe von Polizisten] aus dem Frankfurter
       Revier entdeckt wurde. Verdächtigt sind vier Beamte und eine Beamtin. Sie
       schweigen zu den Vorwürfen und sind inzwischen suspendiert.
       
       Nach taz-Informationen ging das neue Drohfax an Başay-Yıldız am 20.
       Dezember ein – einen Tag nach einer Sondersitzung des hessischen
       Innenausschusses zu dem Polizeiskandal. Başay-Yıldız sagte der taz, die
       diesmal aufgeführten Namen ihres Mannes und ihrer Eltern müssten ebenfalls
       aus den Polizeidaten stammen. Mit allen Personen wohne sie zusammen, sie
       seien auf ihre Adresse gemeldet. Anders als über die Polizei seien die
       Namen kaum zu recherchieren, so die Anwältin. „Mein Vater ist 79, der nutzt
       kein Social Media oder Ähnliches. Es kann keinen anderen Weg geben, als den
       Polizeicomputer.“
       
       Bisher gelang es Polizei und Staatsanwaltschaft nicht, den Absender der
       Drohschreiben zu ermitteln. Offenbar sind die Faxe nicht zurückzuverfolgen.
       Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich zu dem Fall zuletzt nicht –
       wegen der laufenden Ermittlungen.
       
       Başay-Yıldız steht schon länger im Fokus von Rechtsextremen. Im NSU-Prozess
       vertrat sie als Nebenklageanwältin die Familie eines Mordopfers. [7][Später
       verteidigte sie den Islamisten Sami A.], der beschuldigt wurde, Leibwächter
       von Osama bin Laden gewesen zu sein und im Sommer von NRW nach Tunesien
       abgeschoben wurde – zu Unrecht, wie Gerichte feststellten. Kurz nach diesem
       Fall bekam Başay-Yıldız das erste „NSU 2.0“-Fax.
       
       Nun folgte das zweite. Jetzt mit Bezug auf die Ermittlungen gegen die
       Polizisten, und erneuten Gewaltandrohungen. Başay-Yıldız nimmt das ernst:
       „Die Person will mir im neuen Schreiben sagen, dass sie alles über mich
       weiß.“
       
       14 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechte-Polizisten-Gang-in-Frankfurt/!5556770
   DIR [2] https://www.sueddeutsche.de/politik/seda-baay-yldz-rechte-bedrohen-erneut-frankfurter-anwaeltin-1.4286346
   DIR [3] /Staatsschutz-ermittelt-gegen-Beamte/!5556622
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