# taz.de -- Kommentar CDU-Klausur: Live gestreamte CDU
> Kramp-Karrenbauer erweist sich als gewiefte Strategin. Sie geht auf
> Distanz zu Merkel, ohne illoyal zu sein. Die Merz-Fans werden einfach
> umarmt
IMG Bild: Keiner entgeht der freundlich-festen Einbindung der neuen Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer
Die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer erweist sich als
gewiefte Strategin. Bei der [1][zweitägigen Klausur ihres Parteivorstands
im brandenburgischen Potsdam] lässt sie sich kein Quäntchen Triumph über
ihre knapp gewonnene Wahl zur Parteivorsitzenden anmerken. Stattdessen geht
sie umstandslos zur Sacharbeit über.
Indem sie die Anliegen der Anhängerschaft des unterlegenen Friedrich Merz,
wie Migrationspolitik, Abschaffung des Soli und steuerliche Entlastungen
für Unternehmen, auf den Tisch des Hauses packt, kapert sie nicht nur deren
Themen, sondern zwingt ihre Wortführer quasi in den Dialog. Auf diese Weise
baut sie den Abstand zwischen sich und ihrer Vorgängerin aus, ohne
Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber als allzu illoyal zu erscheinen.
Neu ist auch Kramp-Karrenbauers Kommunikationsstrategie. Waren mit der
Vorsitzenden Merkel Vorstandsklausuren eine Art Fort Knox, hinter dessen
dicken Mauern nur spärlich Informationen hervorgesickert waren, wird nun
gar live gestreamt. Ganz offensichtlich möchte die Kanzlerin in spe hier
deutlich bessere Standards setzen.
Ihr Versuch hingegen, [2][Merz als Person in die Parteiarbeit einzubinden,
darf vorerst als gescheitert angesehen] werden. Da mögen die beiden in noch
so vielen Interviews zu Protokoll geben, wie sehr sich über den und die
jeweils andere „freuen“ – so schnell lässt sich ein Friedrich Merz nicht in
irgendwelchen unsichtbaren Arbeitsgruppen domestizieren.
Ausgesprochen durchsichtig ist auch der Versuch der neuen
Parteivorsitzenden, die Ostdeutschen mit einer Grundrente zu
CDU-WählerInnen zu formen. Die Idee einer Rente, die zehn Prozent über der
[3][Hartz-IV-Grundsicherung] liegt, mag konservativen FinanzpolitikerInnen
als Husarenstück erscheinen. Auf die zu nicht unbeträchtlichen Teilen
altersarmen Sachsen, Thüringer und Brandenburger wirkt das Konzept wie ein
Almosen. Sie hatten nach der Wende nicht die Möglichkeit, in Betriebsrenten
einzuzahlen oder privat vorzubeugen.
14 Jan 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Maier
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