URI: 
       # taz.de -- Maßnahmen für mehr Bildung: Scheeres will bessere Schüler
       
       > Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erhöht die Zahl der
       > Deutschstunden und will die Lehrerqualifikation verbessern.
       
   IMG Bild: Will bessere Lehrer und bessere Schüler: Sandra Scheeres (SPD)
       
       Das Ziel hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf der
       Pressekonferenz am Mittwochvormittag klar vor Augen: Die Leistungen der
       Berliner SchülerInnen sollen besser werden. Und auch über den Weg dahin hat
       sie sich Gedanken gemacht. Ein Bündel von 39 Maßnahmen soll ab dem
       kommenden Schuljahr dafür sorgen, dass die Schulqualität steigt. Und der
       optimierte Input, so die Hoffnung der Senatorin, soll sich dann eben auch
       im Output, also bei den Leistungen der SchülerInnen, bemerkbar machen.
       
       Konkret soll es für GrundschülerInnen ab dem Schuljahr 2019/20 eine
       Deutschstunde mehr pro Woche geben. In der ersten Klasse haben die Kinder
       dann sieben statt sechs Stunden Deutsch, in den Klassen 2-4 erhöht sich die
       Zahl der Deutschstunden von sieben auf acht Stunden.
       
       Das bedeute insgesamt rund 200 zusätzliche LehrerInnen, die eingestellt
       werden müssen, sagte Scheeres. Außerdem sollen die MathelehrerInnen besser
       qualifiziert werden, etwa wenn es darum geht, auch lernschwächere Kinder
       besser zu fördern.
       
       ## Mehr Selbstevaluation der Lehrkräfte
       
       Zwei weitere wichtige Maßnahmen aus den 39: Künftig soll es für die
       GrundschülerInnen in jedem Schuljahr eine standardisierte
       Leistungsüberprüfung (ILeA) geben – mit dem Ziel, unangenehme
       Überraschungen bei den Vergleichsarbeiten der DrittklässlerInnen oder nach
       dem Übergang auf die weiterführende Schule zu vermeiden.
       
       Und nicht zuletzt sollen die SeiteneinsteigerInnen in den Schuldienst
       mittels eines „Angebotskarussells“ aus Fortbildungen besser für ihre
       Aufgaben qualifiziert werden. SeiteneinsteigerInnen sind übrigens nicht zu
       verwechseln mit QuereinsteigerInnen: Letztere haben ein Fach der Berliner
       Schule studiert und können ein berufsbegleitendes Referendariat beginnen –
       der Großteil der SeiteneinsteigerInnen nicht.
       
       Die Stundenbelastung für die Kinder steigt also, und das gilt auch für die
       LehrerInnen: In verbindlichen „Schulverträgen“ mit den bezirklichen
       Schulaufsichten soll künftig darauf geachtet werden, wie häufig die
       LehrerInnen sich selbst evaluieren und fortbilden. Beides ist eigentlich
       jetzt schon verbindlich, aber zumindest die Selbstevaluation werde „nur
       sehr übersichtlich in Anspruch genommen“, sagte Scheeres.
       Landeselternvertreter Norman Heise merkte am Mittwoch an, dass ihn alleine
       „die Vielzahl der Maßnahmen durchaus optimistisch“ stimme. Allerdings sei
       er skeptisch, ob die Belastung der LehrerInnen dadurch nicht zu stark
       steige.
       
       Der Hintergrund der Anstrengungen, die die Senatorin einfordert: Die
       Erfolgsquoten bei den Mittleren Schulabschlüssen nach der 10. Klasse sanken
       zuletzt. Auch die Zahl der SchülerInnen, die wenigstens die
       Berufsbildungsreife – den früheren Hauptschulabschluss – erreichen, wies
       zuletzt nach unten. Und in den Vergleichsarbeiten in der dritten Klasse
       (Vera) erfüllte rund die Hälfte nicht die Mindeststandards im Lesen.
       
       ## Verbeamtung „ergebnisoffen prüfen“
       
       Von der Opposition kam indes harte Kritik an Scheeres’ Plänen.
       Bildungspolitikerin Hildegard Bentele warf Scheeres vor, auf Kosten der
       SchülerInnen zu „improvisieren“. Nicht bestätigen mochte Scheeres am
       Mittwoch eine Zahl, die der Tagesspiegel am Dienstag verbreitet hatte:
       Demnach gebe es Schätzungen in der Bildungsverwaltung, wonach bis zu 450
       angestellte LehrerInnen jedes Jahr kündigten, weil sie in den anderen
       Bundesländern verbeamtet werden.
       
       Scheeres’ Sprecherin betonte allerdings, sie stehe zu ihrer Aussage, dass
       sie diese Schätzung für „eine plausible Größenordnung“ halte. Allerdings
       ist unklar, auf welche Quelle sich diese Zahl bezieht: Eine Statistik, aus
       welchen Gründen angestellte LehrerInnen das Land verlassen, wird nicht
       erhoben.
       
       In der Berliner SPD gibt es derzeit eine Debatte darüber, ob LehrerInnen
       wieder verbeamtet werden sollen, um einen möglichen Wettbewerbsnachteil
       beim bundesweiten Lehrermangel auszugleichen. Scheeres wiederholte am
       Mittwoch, man prüfe „ergebnisoffen“.
       
       Auf ihrem Landesparteitag im März wollen sich die Genossen auf eine Linie
       verständigen. Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) hatte sich zuletzt mit
       dem Verweis auf langfristig höhere Kosten dagegen ausgesprochen.
       
       23 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
       ## TAGS
       
   DIR Sandra Scheeres
   DIR Schule
   DIR Lehrer
   DIR Bildungspolitik
   DIR Schule
   DIR Quereinsteiger
   DIR Quereinsteiger
   DIR Gemeingut in BürgerInnenhand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Start ins neue Schuljahr: Eine Stunde mehr Deutsch pro Woche
       
       2.700 zusätzliche Lehrkräfte und 362.000 Schüler starten Montag ins neue
       Schuljahr. GEW kritisiert hohe Zahl von Seiteneinsteigern.
       
   DIR Quereinstieg an Berliner Schulen: Problematischer Trend
       
       Quereinsteigende landen besonders häufig an Brennpunktschulen, belegen nun
       aktuelle Zahlen der Bildungsverwaltung.
       
   DIR Bildungssenatorin Scheeres im Interview: „Ich bin nicht in der Defensive!“
       
       Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) verteidigt ihre
       Einstellungspolitik. Auch die Verbeamtung der LehrerInnen wird wieder
       diskutiert.
       
   DIR Schulen bauen mit der Howoge: Schlussstrich unter Schulbau-Streit
       
       Das Abgeordnetenhaus beschließt, wie Berlin zukünftig Sanierung und Neubau
       seiner Schulen organisiert. Was wird da entschieden? Ein Faktencheck.