URI: 
       # taz.de -- Die Wahrheit: Der Mann mit den drei Brustwarzen
       
       > Wer wird der nächste Bond? Egal. Viel wichtiger ist die Frage: Wer wird
       > der nächste Bond-Gegenspieler, der nächste Bösewicht?
       
   IMG Bild: Lord Darth Vader einmal ganz privat
       
       Im März beginnen die Dreharbeiten zu „Bond 25“, dem Jubiläumsfilm mit dem
       tollkühnen Agenten 007. Zuletzt wurde in Kreisen, in denen tatsächlich über
       James Bond diskutiert wird, wieder heftig über James Bond diskutiert. Der
       gebuchte Regisseur mochte nicht mehr, weil der Agent laut Drehbuch das
       Zeitliche segnen sollte. Hauptdarsteller Daniel Craig mochte nicht mehr,
       weil er gern ein richtiger Schauspieler wäre.
       
       Kreise, in denen eher weniger über James Bond diskutiert wird, hoffen für
       den Posten als Geheimagent Ihrer Majestät auf einen Schwarzen oder auf eine
       adipöse transsexuelle Schwarze mit abseitigen Vorlieben (Jane Bondage).
       Einfach als Zeichen, dass „wir als Gesellschaft“ schon „weiter sind“, als
       uns die Legende um einen homophoben weißen Cis-Potenzprotz, der einfach
       nicht altern mag, glauben machen will. 24 Filme über „toxic masculinity“
       sind 24 Filme zu viel.
       
       Wie schlecht es tatsächlich um die Reihe steht, lässt sich an den
       Bösewichten ablesen. Früher waren die Schurken locker angelehnt an
       vergleichsweise kümmerliche Vorbilder, in ihrer Dämonie selbst aber „bigger
       than life“. Man denke an Yves Saint Laurent (Telly Savalas als Blofeld in
       „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“), Aristoteles Onassis (Curd Jürgens als
       Stromberg in „Der Spion, der mich liebte“) oder den unbescholtenen, aber
       vom Drehbuchautor ungeliebten Architekten Ernö Goldfinger (Gert Fröbe als
       Goldfinger in „Goldfinger“). Eine ruhmreiche Ausnahme bildete allerdings
       der Katalane Francisco Scaramanga (Christopher Lee in „Der Mann mit dem
       goldenen Colt“), der schon damals als Mann mit drei Brustwarzen jegliches
       Transgendertum transzendierte.
       
       Doch seitdem wird Bond immer nachdenklicher, sein Gegenspieler immer
       blasser. Die finstersten KGB-Agenten stolpern nur noch mit vergifteten
       Parfümflaschen durch Salisbury. Die Pointe besteht darin, dass es in der
       „echten Welt“ inzwischen echte Schurken gibt, die wirken, als wären sie für
       „Moonraker“ erfunden worden. Steve Jobs war ein veganer Nerd, der fällt
       aus. Gates, Bezos, na ja. Michael O’Leary von Ryan Air ist trotz Luftflotte
       eine Nummer zu klein für Bond, James Bond.
       
       ## Liebesgrüße ins Weltall
       
       Es bräuchte einen Industriellen gleich welchen Geschlechts. Er oder sie
       sollte Geld sowohl in der Automobil- als auch in der Raumfahrtindustrie
       verschleudern, während sie oder er hyperschnelle Röhren durch die Wüste
       („Diamantenfieber“) verlegen will.
       
       Es bräuchte: Elon Musk. Beim Gründer von PayPal und Tesla würde sich
       niemand wundern, wenn er in seiner Freizeit vor Bildschirmen hockte und
       seine Katze streichelte, Widersacher ins All schösse oder seinen Haien zum
       Fraß vorwürfe und wenn er tatsächlich drei Brustwarzen hätte. Vermutlich
       arbeitet er gerade daran, einen erloschenen Vulkankegel zur Abschussrampe
       für seine Raketen umzubauen.
       
       Elon Musk ist Hugo Drax. Sage keiner, er sei nicht gewarnt.
       
       25 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Arno Frank
       
       ## TAGS
       
   DIR James Bond
   DIR Elon Musk
   DIR Daniel Craig
   DIR Netflix
   DIR Der Spiegel
   DIR Wintersport
   DIR Film
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahrheit: Leicht bekleidet an der Bezahlschranke
       
       Während Anatomie oft mühselig mit einem Erwachsenen-Code freigeschaltet
       werden muss, wird enthemmte Gewalt frei Haus geliefert.
       
   DIR Die Wahrheit: Eine Lanze für die Dok
       
       Wegen eines Fälscherfalls beim „Spiegel“ steht die Abteilung
       „Dokumentation“ im Feuer der Kritik – völlig zu unrecht.
       
   DIR Die Wahrheit: Winterjammerlappen
       
       Gibt es etwas Schlimmeres als Wintersport? O ja! Das Gejammer der
       Wintersportreporter, denen es überall in der Welt zu kalt ist.
       
   DIR Die Wahrheit: Hitler hatte kein Asthma
       
       Aufruhr unter den Filmbösewichten in Hollywood: Es soll keine Narben oder
       andere deutliche Stigmata im Film mehr geben dürfen.
       
   DIR Die Wahrheit: Sarkastisches Klatschen
       
       Es gibt einen Namen dafür. Für das Grauen. Für das, was schlechte
       Bösewichte in Filmen machen. Die dümmste Geste aller Zeiten.
       
   DIR Kolumne Märchen: Die Frau mit dem goldenen Colt
       
       Manchmal werden Touristinnen dafür gecastet, dass sie aussehen, wie
       Touristinnen eben aussehen.