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       # taz.de -- Kommentar Lebensmittelverschwendung: Tonnen, an die sich niemand traut
       
       > Lebensmittelretter*innen werden bestraft. Die Bundesregierung sollte
       > lieber die Verschwendung von Essen unter Strafe stellen.
       
   IMG Bild: Rund 11 Mio. Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen
       
       Weg mit den Gurken. Schließlich hat die Schale ein paar Macken. Und der
       Joghurt erst. Pfui, das Mindesthaltbarkeitsdatum läuft an diesem Tag ab.
       Essen kann den doch keiner mehr. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel
       werden jedes Jahr allein in Deutschland weggeworfen. Die Supermärkte
       sortieren alles aus, was der Kundschaft nicht mehr gefallen könnte. Die
       Gurke mit Macken gehört dazu, die Konserve mit Delle oder die Nudelpackung,
       auf der das Werbebild schief sitzt. Diese Lebensmittel sind nach vor
       genießbar, nur vermeintlich unverkäuflich.
       
       Verzweifelt versucht die Bundesregierung, die Lebensmittelverschwendung in
       Deutschland einzudämmen. Per App soll die Bevölkerung lernen, wie sie Essen
       so einkauft und verwendet, dass keine Reste bleiben.
       Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) appelliert, belehrt,
       prangert an. Ihr Ministerium hat sogar richtig Geld in die Hand genommen,
       um etwa Kampagnen an Schulen zu fördern. Es hilft alles nichts. Das
       Essenwegwerfen geht munter weiter. In den Geschäften, aber auch zu Hause.
       Dabei wären Fortschritte so einfach.
       
       Zum Beispiel mit strengen Vorgaben, mit Vorschriften, mit einem Gesetz, das
       Strafen vorsieht, wenn genießbares Brot oder Gemüse zuhauf in der Tonne
       landet. Dem [1][Vorbild Frankreichs] oder [2][Tschechiens] zu folgen, davor
       scheut sich die Bundesregierung. Sowohl die amtierende Ernährungsministerin
       Klöckner als auch ihr Vorgänger Christian Schmidt (CSU) verirrten sich
       lieber in freiwilligen Selbstverpflichtungen.
       
       Dabei würde sich das eine oder andere Bundesland durchaus an ein Gesetz
       gegen Lebensmittelverschwendung wagen. Nordrhein-Westfalen stellte bereits
       einen Entwurf vor, wurde aber wieder ausgebremst. Vom Schreckgespenst der
       „Müllpolizei“, war die Rede, von „Kühlschrank-Razzien“. Vor allem die
       Geschäfte wollen Polizei und Behörden nicht gerne in ihre Hinterhöfe
       lassen. Stattdessen werden eben [3][die Lebensmittelretter*innen] bestraft.
       Denn für ihre vermeintlichen Vergehen gibt es Gesetze.
       
       31 Jan 2019
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
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