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       # taz.de -- Kolumne Der Zuckerberg | Teil 23: Vergebliche Hassesmühe
       
       > Bei Facebook hetzen Männer wütend gegen die „Genderlüge“. Der einzige Weg
       > damit umzugehen, ist, die Kommentare zu ignorieren.
       
   IMG Bild: Besser: nicht verzagen, sondern einfach ignorieren
       
       Facebook. Ein alter Hut, doch mit vielen bunten Federn. Angesichts der
       versammelten Pracht von Vollmeise, Schluckspecht, Trollvogel sowie
       praktisch sämtlichen Kauzarten soll diese Serie für den nötigen Durchblick
       sorgen. 
       
       Die Weiber sind alle verrückt geworden. Während ihnen hörige Salonlinke bei
       der Verbreitung ihrer Diskriminierungslegende – der Sexismuslüge, der
       Lohnlüge, der Genderlüge – helfen, wetzen sie bereits die
       Kastrationsmesser. In meiner Timeline warnt und [1][raunt es in einem
       fort.] Als eine Freundin das Geheul kurz kommentiert, rastet so ein
       Unterdrückter völlig aus – in Form eines ellenlangen Wutkommentars.
       
       Ein Bekannter mit politisch antiquierter Haltung, eher so klassisch FDP,
       was es ja im Grunde gar nicht mehr gibt, hat mal etwas gar nicht so Dummes
       gesagt: Dass einige von uns zurzeit vielleicht auch ein bisschen für
       tausend Jahre Ungerechtigkeit bezahlen. Wenn sie zum Beispiel durch ein
       Quotensieb rutschen, einen Posten nicht bekommen oder pauschal zu Müll
       erklärt werden. Das ist insgesamt gesehen fair, doch manchmal unfair für
       den Einzelnen. An vielen unsichtbaren Privilegien, die auch die Verlierer
       weiterhin behalten, ändert das vorerst eh nichts. Mit diesem unverdienten
       Trostpreis könnte Mann sich also ruhig bescheiden.
       
       Doch die Angst ist schier zu riechen – die Frauen werden uns Männer
       vernichten. Das erinnert an 1944/45: Der Russe kommt und rächt sich für die
       an ihm begangenen Verbrechen. Das Ausmaß der Panik und die Vehemenz der
       Abwehrreaktionen zeigen, wie sehr die Ahnung von der eigenen Schuld durchs
       Unterbewusstsein spukt.
       
       ## Es gibt eine Methode
       
       Bei Leuten, die ich zu kennen glaubte, dachte ich lange, es ginge ihnen nur
       um die Kritik am unscharfen Argument: Herr Lehrer, ich weiß was! Bei dieser
       intellektuellen Eitelkeit ohne eigenen Erkenntnisgewinn handelte es sich
       zwar um eine kleine menschliche Schwäche, aber das wäre ja an sich nicht
       schlimm. Einige meiner besten Freunde sind kleine menschliche Schwächen.
       
       Inzwischen bin ich mir jedoch sicher: Ihre Welt stellt sich tatsächlich so
       dar, wir gehen von völlig konträren Voraussetzungen aus – da fehlt längst
       jede Diskussionsgrundlage, wie man auch den cholerischen Kommentaren
       entnimmt. Doch gegen die gibt es eine gute Methode.
       
       „Lies das nicht“, rate ich entsprechend der Freundin. „Das würde dich nur
       ärgern.“ Das Ignorieren von Facebook- oder Leserkommentaren schenkt uns ein
       schönes Gefühl: Zu wissen, dass sich da einer seitenweise einen abrubbelt,
       von Zeile zu Zeile immer wütender, unsachlicher und verletzender werdend;
       in derselben Zeit hätte Dschingis Khan eine ganze Stadt geplündert und
       angezündet, und die Adressatin liest das einfach nicht. Kein Wort.
       Vergebliche Hassesmühe. Das innere Auge sieht einen abgedeckten Käfig, in
       dem unter einem schwarzen Tuch ein Äffchen ins Leere tobt. Das macht
       Freude.
       
       4 Feb 2019
       
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