URI: 
       # taz.de -- Gastkommentar zu Venezuela: So wird die Konfrontation verstärkt
       
       > Bekenntnispolitik in der EU verbaut alle diplomatischen Möglichkeiten in
       > Venezuela, sagt der Politikwissenschaftler Günther Maihold.
       
   IMG Bild: Posieren für's Foto kann er: Venezuelas selbsternannter Interimspräsident Juan Guaidó
       
       Mit ihrer Anerkennung von [1][Juan Guaidó als „legitimem Präsidenten“]
       Venezuelas beschreiten Deutschland und die EU einen gefährlichen Pfad in
       der Außenpolitik. Bislang galt, dass sich nur Staaten gegenseitig
       anerkennen und nicht einzelne Personen oder Parteien. Nun gilt als
       Kriterium die Rechtmäßigkeit, mit der Herrschaft ausgeübt wird. Das bringt
       die Grundlagen europäischer Außenpolitik ins Wanken und lädt zu Debatten
       über eine Fülle von autoritären Regimen weltweit ein.
       
       Da Guaidó bereits damit begonnen hat, im Ausland eigene Vertreter zu
       benennen, werden die Mitgliedstaaten der EU bald ganz praktisch zu
       entscheiden haben, wie sie mit den bei ihnen akkreditierten Vertretern der
       Regierung Maduros umgehen wollen und wie ihre Botschaften in Caracas die
       Beziehungen mit den Inhabern der staatlichen Gewalt in Venezuela gestalten
       werden.
       
       [2][Die Anerkennung eines „zweiten“ Präsidenten setzt die Außenpolitik
       Europas und seiner Mitgliedstaaten] auf das Gleis einer
       „Bekenntnispolitik“, bei der man sich historisch als auf der richtigen
       Seite stehend betrachtet. Doch diese Wendung bringt massive Kosten mit
       sich: Ein solche „Bekenntnispolitik“ beraubt sich diplomatischer
       Möglichkeiten, indem sie einseitig Partei ergreift und damit die Position
       der Vermittlung und der Suche nach Verständigung räumt.
       
       Die innenpolitische Polarisierung in Venezuela wird dadurch zementiert,
       Europa ordnet sich der „Jetzt oder nie“-Logik der Opposition unter. Damit
       wird die Konfrontation im Lande verstärkt und der gleichzeitig erfolgte
       Aufruf zum Dialog unglaubwürdig. Das mag im Fall Venezuela noch nicht so
       sichtbar sein, aber es könnte durch die dominante Rolle der USA zu
       Konflikten im internationalen Lager der Guaidó-Unterstützer führen, wenn es
       darum geht, Gewalt und Blutvergießen zu verhindern.
       
       Die Abstimmungsprobleme der europäischen Länder werden sich verschärfen,
       gemeinsames Handeln wird immer schwieriger. Bekenntnispolitik greift also
       zu kurz, sie lässt die Handlungsfähigkeit der Außenpolitik verkümmern.
       
       6 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Archiv-Suche/!5568002&s=guadio/
   DIR [2] /Archiv-Suche/!5570466&s=Venezuela/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Günther Maihold
       
       ## TAGS
       
   DIR Venezuela
   DIR Außenpolitik
   DIR Nicolás Maduro
   DIR Präsidentenwahl
   DIR EU-Mitgliedstaaten
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
   DIR Venezuela
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Internationale Diplomatie zu Venezuela: Zwei Vorschläge, zwei Absagen
       
       Gleich zwei Vorschläge zur Lösung der Venezuela-Krise laufen ins Leere: der
       eine wurde von der Regierung abgelehnt, der andere von der Opposition.
       
   DIR Blockierte Hilfslieferungen für Venezuela: Schwerkranken geht die Zeit aus
       
       Regierung und Opposition streiten sich weiter über Hilfslieferungen.
       Derweil warten Arme und Kranke auf Essen und Arznei.
       
   DIR Hilfslieferung für Venezuela: Armee blockiert Grenzübergang
       
       Das venezolanische Militär blockiert einen Grenzübergang nach Kolumbien.
       Über diesen sollte die Bevölkerung Nahrungsmittel und Medizin erhalten.
       
   DIR Kommentar Druck auf Venezuela: So kann das nichts werden
       
       Guaidó wird von acht EU-Ländern anerkannt. Aber sie sollten ihm lieber
       Geduld abtrotzen und eine Lösung finden, mit der beide Seiten leben können.
       
   DIR Staatskrise in Venezuela: Maduro lässt Ultimatum auslaufen
       
       Venezuelas Staatschef hat das Ultimatum mehrerer EU-Staaten für eine
       Neuwahl verstreichen lassen. Derweil schließen die USA ein Eingreifen des
       Militärs nicht aus.
       
   DIR Machtkampf in Venezuela: Guaidó redet nicht mit jedem
       
       Die internationale Diplomatie droht im Falle Venezuelas zu scheitern. In
       Caracas spitzt sich die Situation vor einer neuen Großkundgebung zu.