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       # taz.de -- Unterwasserlärm verringern: Meerestiere haben es zu laut
       
       > Der Großteil der EU-Länder verfehlt die selbstgesetzten Umweltziele.
       > Meeressäuger leiden weiterhin durch Unterwasserlärm.
       
   IMG Bild: Fühlen sich bei viel Lärm gestört: gefährdete Meeressäuger
       
       Berlin taz | EU-Staaten versagen dabei, Meerestiere vor Unterwasserlärm zu
       schützen: Zu diesem Ergebnis kommt ein am Donnerstag veröffentlichter
       Bericht der Meeresschutz-NGOs OceanCare, International Fund for Animal
       Welfare (IFAW), Seas at Risk und Natural Resources Defense Council (NRDC).
       
       Die EU-Kommission hatte bereits 2008 die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
       (MSRL) beschlossen, welche die europäischen Regierungen zu Schutzmaßnahmen
       verpflichtet, Unterwasserlärm auf ein unbedenkliches Niveau zu reduzieren.
       Aber bisher gab es dabei keine substanziellen Fortschritte, wie die
       Organisationen kritisieren.
       
       Quellen von Unterwasserlärm sind vor allem der Schiffsverkehr, seismische
       Messungen der Öl- und Gasindustrie oder der Bau von Offshore-Windparks.
       Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen kann Unterwasserlärm zum Gehörverlust
       und sogar zum Tod von Meeressäugern wie Walen und Delfinen führen, örtliche
       Fischbestände vertreiben oder das Absterben von für das Ökosystem wichtigem
       Zooplankton verursachen.
       
       Ziel der MSRL ist, die europäischen Gewässer bis 2020 auf einen „guten
       Umweltzustand“ zu bringen, um „saubere, gesunde und produktive Meere“ zu
       erreichen. Die Reduktion von Unterwasserlärm gehört zu den 11 Kriterien,
       die einen solchen „guten Umweltzustand“ ausmachen.
       
       ## Nur sechs Länder werden die Umweltziele erreichen
       
       Zu den zwei Markern für dieses Kriterium gehören die Erfassung von kurzen,
       lauten Geräuschen, wie sie bei der Ölsuche mit Schallkanonen und
       Rammarbeiten entstehen sowie das Messen niederfrequenter Geräusche, deren
       Quelle hauptsächlich Schifffahrten sind.
       
       „Mehr als ein Jahrzehnt nach Beschlussfassung der Meeresrahmenrichtlinie
       sehen wir, dass sich die meisten Staaten mit Reden begnügt haben, anstatt
       gezielte Schutzmaßnahmen gegen den Unterwasserlärm in Meeren umzusetzen“,
       sagt Eleonora Panella vom IFAW.
       
       Nur sechs Mitgliedsstaaten erwarten bis 2020, die Vorgaben zum
       Unterwasserlärm zu erfüllen, wie Experten der EU-Kommission der taz
       mitteilten.
       
       ## Staaten argumentieren, es sei zu wenig bekannt
       
       Der Bericht der NGOs kritisiert die Haltung vieler Staaten, nichts zu
       unternehmen, weil noch Wissenslücken bestünden – schließlich seien die MSRL
       und ihre Kriterien, die Unterwasserlärm einschließen, das Ergebnis langer
       Diskussionen unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.
       
       So heißt es im Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der Richtlinie von Malta:
       „Es gibt signifikante Wissenslücken und fehlende Daten, die uns ermöglichen
       würden, die Auswirkungen von Unterwasserlärm im Einzelnen oder im großen
       Maßstab zu verstehen.“
       
       Die NGOs fordern die Regierungen in ihrem Bericht auf, die
       Höchstgeschwindigkeiten für Schiffe herabzusetzen, neue Technologien für
       seismische Messungen und Rammarbeiten bei Offshore-Windparks zu nutzen, für
       alle lärmerzeugenden Aktivitäten Umweltverträglichkeitsprüfungen
       durchzuführen und Lärmschutzgebiete auszuweisen.
       
       24 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sinan Recber
       
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