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       # taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: „Sea-Watch 3“ weiter ohne Ankerplatz
       
       > Seit sieben Tagen fährt das Seenotrettungssschiff „Sea-Watch 3“ mit 47
       > Menschen an Bord im Mittelmeer. Trotz eines Unwetters darf es nicht
       > anlegen.
       
   IMG Bild: Können immer noch nicht an Land: die am Samstag geretteten 47 Menschen
       
       Berlin taz | Nach sieben Tagen auf dem Mittelmeer gibt es nach wie vor
       keinen sicheren Hafen, an dem die „Sea-Watch 3“ anlanden kann. Das
       Seenotrettungsschiff hatte am Samstagmorgen 47 Menschen in der Nähe der
       libyschen Stadt Zuwara in internationalen Gewässern [1][an Bord genommen].
       Nun befindet es sich in italienischen Gewässern.
       
       Am Donnerstag [2][suchte die „Sea-Watch 3“] Schutz vor „bis zu 7 Meter
       hohen Wellen, Regen und eisigem Wind“. Um sich vor den widrigen
       Wetterbedingungen zu schützen, steuerte das Schiff in Richtung Italien. Es
       hat nun einen Liegeplatz „1.4 Meilen zwischen Augusta und Siracusa, vor
       Marina di Melilli“ zugeteilt bekommen, wie die Nichtregierungsorganisation
       „Sea-Watch“ am Freitag [3][auf Twitter mitteilte]. Einen Ankerplatz gebe es
       aber nach wie vor nicht.
       
       Die rechte Regierung in Rom weigert sich, das Schiff in einen italienischen
       Hafen einlaufen zu lassen. Innenminister Matteo Salvini [4][schrieb auf
       Twitter], es sei die „x-te Provokation“ der „Sea-Watch“-Crew: „Nachdem sie
       tagelang in maltesischen Gewässern verweilte, fährt die #SeaWatch3 mit 47
       an Bord an unsere Küsten. Niemand wird in Italien aussteigen.“ Salvini
       fügte hinzu, er sei bereit, Medikamente und Essen zur Verfügung zu stellen
       – italienische Häfen blieben aber geschlossen.
       
       Die Lage der Menschen auf der „Sea-Watch 3“ bleibt unsicher, solange sich
       kein EU-Land bereiterklärt, die 47 Geflüchteten aufzunehmen. „Das letzte
       Mal hat es 19 Tage gedauert, bis wir sie anlanden können“, sagte
       „Sea-Watch“-Sprecher Ruben Neugebauer [5][am Mittwoch im Deutschlandfunk].
       „Das ist ein klarer Seerechtsverstoß von den Ländern, die uns nicht in den
       nächsten sicheren Hafen gelassen haben.“
       
       In einer Online-Petition fordert „Sea-Watch“, dass dem Rettungsschiff ein
       sicherer Hafen zugewiesen werden soll. „Wir fordern die europäische
       Kommission auf: Ziehen Sie ein für alle mal einen Schlussstrich unter das
       würdelose Geschachere mit Menschen“, schreibt ein Crewmitglied der
       „Sea-Watch 3“ [6][in der Petition], die von mehr als 35.000 Menschen
       unterschrieben wurde.
       
       ## „Jedes fehlende Schiff ist ein Problem“
       
       Am Mittwoch hatte [7][die Bundesregierung bekanntgebeben], dass sie für den
       Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der europäischen Operation EUNAVFOR MED,
       kurz „Sophia“, vorerst kein neues Schiff schicken wird. Als Grund dafür
       nannte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) eine
       problematische Führung der italienischen Kommandoleitung. Sie forderte,
       dass eine politische Lösung für das Problem gefunden werden müsse.
       
       „Jedes Schiff, das im Mittelmeer für die Seenotrettung fehlt, ist ein
       Problem“, sagte Ruben Neugebauer dem Deutschlandfunk. Weniger Menschen
       könnten so gerettet werden. Beim Untergang zweier Boote im Mittelmeer
       starben am Samstag vermutlich [8][mehr als 170 Menschen].
       
       Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) [9][veröffentlichte am Mittwoch
       Zahlen], denen zufolge 162.000 Menschen 2018 einen ersten Asylantrag in
       Deutschland gestellt haben – weniger als die von ihm geforderte Obergrenze
       von 200.000. Dazu erklärte Neugebauer: „Es ist nicht so, dass weniger
       versuchen zu kommen. Es kommen nur weniger an. Wenn man sich die Zahlen
       anschaut, dann wird gerne vergessen, dass viele Menschen zum einen
       ertrinken oder zum anderen von der sogenannten libyschen Küstenwache
       aufgegriffen und gegen das Völkerrecht zurück nach Libyen gebracht werden.“
       
       25 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Seenotrettung-auf-dem-Mittelmeer/!5563842
   DIR [2] https://twitter.com/seawatchcrew/status/1088474328386150402
   DIR [3] https://twitter.com/seawatchcrew/status/1088711915847729152
   DIR [4] https://twitter.com/matteosalvinimi/status/1088379668062003201
   DIR [5] https://www.deutschlandfunkkultur.de/sea-watch-sprecher-ueber-vorlaeufiges-ende-der-sophia.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=439153
   DIR [6] https://www.change.org/p/eu-commission-seenotrettung-ist-nicht-verhandelbar-%C3%B6ffnet-die-h%C3%A4fen-f%C3%BCr-die-sea-watch-3
   DIR [7] /EU-Mittelmeer-Operation-Sophia/!5567910
   DIR [8] /Seenotrettung-auf-dem-Mittelmeer/!5563842
   DIR [9] /Seehofer-stellt-Migrationsbericht-vor/!5567913
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Belinda Grasnick
       
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