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       # taz.de -- Berlinale-Staralbum – Nora Fingscheidt: Die Fleißige
       
       > Fünf Jahre schrieb Nora Fingscheidt am Drehbuch zu ihrem ersten
       > Langspielfilm. Der hat es nun direkt in den Wettbewerb geschafft.
       
   IMG Bild: Nora Fingscheidt im roten Pullover zur Premiere ihres Films „Systemsprenger“
       
       Sie trägt nicht Pink, wie man nach der Premiere ihres Debütspielfilms
       „Systemsprenger“ hätte erwarten können. Darin ist Pink nämlich die Farbe
       des Traumas, des Ausrasters und der Übergangsjacke der neunjährigen
       Antiheldin Benni (Helena Zengel). Regisseurin Nora Fingscheidt kommt im
       knallroten Wollpullover – was gar nicht so weit weg ist von der Signalfarbe
       ihres Films. Auch die inzwischen zehnjährige Hauptdarstellerin ist ganz nah
       bei ihr, schmust sich beim Fotocall eng an Fingscheidt.
       
       „Dem Begriff ‚Systemsprenger‘ “ erklärt die 35-Jährige auf der
       Pressekonferenz, „hörte ich erstmals, als ich für eine Doku in einem
       Frauenwohnheim drehte. So nannten sie dort eine ‚schwierige‘ 14-Jährige,
       die alle Stationen unseres Sozialsystems durchgemacht hatte, bis sie alt
       genug war, in dieses Haus zu ziehen.“ Das Wort habe sie zugleich fasziniert
       und befremdet. Schließlich müsse das System angepasst werden, wenn
       traumatisierte Menschen davon nicht aufgefangen werden können.
       
       Die realistische Konstruktion von Einrichtungen und Erzieherfiguren lassen
       darauf schließen, dass Nora Fingscheidt fleißig recherchiert hat für das
       Drehbuch – an dem sie fünf Jahre schrieb, wie sie sagt. Sonst hat die
       Filmhochschulabsolventin Kurzfilme und Dokumentarfilme gemacht, die
       regelmäßig beim Max-Ophüls-Preis liefen. Zweimal war sie Teil des
       Berlinale-Talents-Programms und ist damit schon quasi ein Gewächs dieses
       Festivals. Kein Wunder also, dass Fingscheidts erster und wirklich
       gelungener Langspielfilm sich gegen jede Konkurrenz durchsetzen konnte und
       es direkt in den Wettbewerb geschafft hat.
       
       Und kein Wunder auch, dass Fingscheidt kaum Kritik an der Filmbranche zu
       äußern weiß. Auf eine Frage nach ihrer Haltung zu #MeToo sagt sie: „Ich
       persönlich habe das Glück, Teil einer Generation zu sein, der alle Türen
       offen stehen. Ich wurde noch nie benachteiligt, weil ich eine Frau bin.
       Aber das ist der Verdienst der Kämpfe, die frühere Generationen ausgetragen
       haben.“
       
       10 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fatma Aydemir
       
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