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       # taz.de -- Kommentar Rechter Mordversuch: Verschweigen ist Alleinlassen
       
       > Nach der zufälligen Selbstenttarnung des NSU-Kerntrios hatten die
       > Sicherheitsbehörden mehr Empathie für die Opfer versprochen. Das müssen
       > sie nun einlösen.
       
   IMG Bild: Das Verschweigen ist auch in den USA Thema: Anti-Nazi-Demo in Washington im August 2018
       
       Die Debatte ist kein Streit um Zahlen: Die Auseinandersetzung zwischen
       staatlichen Ermittlungsstellen und zivilgesellschaftlichen
       Opfer-Beratungsstellen um die Anzahl rechter Morde in Deutschland ist eine
       um Menschen – um das persönliche Leid und die gesellschaftlichen
       Anerkennung. Das Verheimlichen eines rechtsextremen oder rassistischen
       Tatmotives ist eine Verhöhnung.
       
       Bei vielen Ermittlungen und Gerichtsverfahren mussten Opfer rechter Gewalt
       – unterstützt von Beratungsstellen – immer wieder selbst auf die politische
       Dimension hinweisen. Es darf öfter nicht sein, was nicht sein soll. [1][In
       Bremen war das nun anders] – ein Mordversuch wurde als rechts motiviert
       erfasst. Polizei oder Staatsanwaltschaft informierten die Öffentlichkeit
       nicht. Dass die Tat in einer Behindertenwerkstatt geschah, sollte einer
       Information aber nicht entgegenstehen.
       
       Oft kommen Opfer rechter Gewalt aus Gruppen, die auch in der Mitte der
       Gesellschaft nicht völlig akzeptiert sind. Sie sollten nicht selbst um
       Aufmerksamkeit für die Anerkennung eines politischen Angriffs kämpfen
       müssen.
       
       Auch wenn der Vorwurf oft laut wird: Die Ermittlungsbehörden sind kein
       monolithischer Block, der nicht nach rechts schaut. Aber gerade deshalb ist
       es wichtig, dass Polizei und Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit sowohl
       auf die Opfer wie auf rechte Täter aufmerksam machen. Denn eine
       Pressemitteilung von der Polizei oder der Staatsanwaltschaft schärft die
       gesellschaftliche Wahrnehmung für ein Problem. Die rechtsextreme Szene
       weiß, dass in der Community der Opfer ihre gewalttätige Botschaft ankommt.
       Dieser politischen Wirkung der Taten muss etwas entgegengesetzt werden.
       
       Aus ermittlungstaktischen Gründen kann eine anfängliche Zurückhaltung der
       Polizei und Staatsanwaltschaft geboten sein. Doch der versuchte Mord an der
       Weser liegt fast ein Jahr zurück. Nach der zufälligen Selbstenttarnung des
       NSU-Kerntrios hatten die Sicherheitsbehörden mehr Empathie für die Opfer
       versprochen. Das müssen sie einlösen.
       
       12 Feb 2019
       
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