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       # taz.de -- US-Klagen gegen Technikgiganten Huawei: China nennt USA „hysterisch“
       
       > Hat der chinesische Großkonzern in den USA mehrere Verbrechen begangen –
       > von Spionage bis zu Bankbetrug? Dieser Vorwurf erregt die Chinesen.
       
   IMG Bild: Seit Monaten liefern sich China und die USA einen zum Teil erbitterten Handelsstreit
       
       Peking taz | Auch wenn Chinas Führung das offiziell nicht zugibt –
       Vergeltung hat sie bereits verübt. Auf die Verhaftung in Kanada von Meng
       Wanzhou, Finanzchefin des chinesischen Technologiekonzerns Huawei, die auch
       Tochter des Huawei-Gründers ist, reagierten die chinesischen Behörden mit
       der Festnahme zweier kanadischer Staatsbürger. Zudem hat ein Volksgericht
       die bereits verhängte 15-jährige Haftstrafe gegen einen Kanadier wegen
       Drogenschmuggels kurzfristig in die Todesstrafe umgewandelt.
       
       Diese drastischen Maßnahmen richteten sich aber bislang gegen das für China
       weniger wichtige Kanada. Nun scheint der chinesischen Führung auch
       gegenüber den USA der Kragen zu platzen.
       
       Nachdem das US-Justizministerium gleich in 13 Punkten Anklage gegen Huawei
       und deren Finanzchefin Meng Wanzhou erhoben hat, forderte ein Sprecher des
       chinesischen Außenministeriums die USA am Dienstag in aller Schärfe auf,
       „die unangemessene Unterdrückung chinesischer Firmen einschließlich Huawei
       sofort einzustellen“.
       
       Er unterstellte den USA politische Motive. Sie würden bereits seit einiger
       Zeit gegen bestimmte chinesische Unternehmen vorgehen und versuchen, diese
       zu „diskreditieren“. Das sei nicht länger hinnehmbar. Huawei ist Chinas
       wichtigster Technologiekonzern, der auch im Ausland erfolgreich ist.
       
       ## Pickepackevolle Anklageschrift
       
       Die Anklagen des US-Justizministeriums wiegen schwer: Bankbetrug,
       Geldwäsche, Diebstahl geistigen Eigentums, Industriespionage, Verstöße
       gegen die US-Sanktionen gegen den Iran, Bankbetrug – sie alle finden sich
       nun in der Anklageschrift gegen Huawei wieder.
       
       Bei dem Vorwurf des Diebstahls von Industriegeheimnissen etwa geht es um
       Tappy, einen Roboter, der Smartphones testen kann. Nach Darlegung von
       US-Justizminister Matthew Whitaker hat T-Mobile USA diesen Roboter
       entwickelt. Er behauptet, Huawei-Ingenieure hätten Fotos von Tappy gemacht,
       ihn vermessen und dann kopiert. Schon vorher haben US-Geheimdienste davor
       gewarnt, dass Huawei Spionagetechnik verwendet und andere Länder
       aufgefordert, keine Netzwerktechnik des chinesischen Konzerns mehr zu
       nutzen. Beweise dafür blieben bislang aber aus.
       
       Huawei-Finanzchefin Meng soll über eine Tochterfirma in Hongkong in ein
       ganzes betrügerisches Finanzsystem verwickelt sein, das der nationalen
       Sicherheit der USA schade. Meng habe auf diese Weise Geschäfte im Iran
       getätigt und gegen die Sanktionen verstoßen. Whitaker kündigte an, noch in
       diesen Tagen eine Auslieferung der seit Anfang Dezember in Kanada
       festgehaltenen Tochter des Huawei-Gründers zu beantragen.
       
       Huawei selbst bestreitet alle Vorwürfe. Weder die Firma selbst, noch eine
       Tochterfirma oder ein Partner habe gegen US-Gesetze verstoßen. Der Konzern
       sei überzeugt, dass US-Gerichte am Ende zu dem gleichen Schluss kommen
       würden.
       
       ## Huawei richtig aussprechen
       
       In Chinas sozialen Netzwerken werden Rufe nach „Strafmaßnahmen gegen die
       USA“ laut. „Wir lassen uns von den USA nicht unterkriegen und werden
       zusammenhalten“, schreibt auch die staatliche Zeitung Global Times. Die USA
       seien „hysterisch“. Von offizieller Seite hat aber noch keiner mit
       Gegenmaßnahmen gedroht. Offenbar will die Führung die Handelsgespräche
       abwarten, die am Mittwoch in Washington in eine neue Runde gehen.
       
       Seit Monaten liefern sich China und die USA einen zum Teil erbittert
       geführten Handelsstreit. US-Präsident Donald Trump wirft China unfaire
       Methoden vor und hat zwischenzeitlich hohe Strafzölle auf chinesische Waren
       erhoben. Sie sind derzeit nur zeitweise aufgehoben, nachdem Trump und sein
       chinesischer Amtskollege Xi Jinping sich Anfang Dezember auf einen
       „Waffenstillstand“ geeinigt hatten.
       
       Die Führung in Peking hat für Mittwoch ihren ranghohen stellvertretenden
       Premierminister und Handelsbeauftragten Liu He nach Washington geschickt.
       Bleibt eine Einigung aus, droht Trump mit der Wiederaufnahme der Strafzölle
       ab dem 2. März. Sie könnten auf sämtliche chinesische Importe ausgeweitet
       werden und würden Waren im Wert von mehr als einer halben Billion Dollar
       betreffen. Das wiederum hätte Auswirkungen auf den Handel weltweit.
       
       29 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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