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       # taz.de -- Bürgerschaftswahl in Bremen: FDP für mehr Ellenbogen
       
       > Die FDP fordert in ihrem Programm zur Bremer Bürgerschaftswahl, die
       > Schulen auf Leistung zu trimmen und die Gewerbesteuer zu senken.
       
   IMG Bild: Will in der Schule das Sitzenbleiben wieder einführen: FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner
       
       Bremen taz | Sehr selbstbewusst hat sich bei der gestrigen Pressekonferenz
       die FDP-Spitzenkandidatin Lencke Steiner bei der Vorstellung des
       Wahlprogramms für die Bürgerschaftswahl am 26. Mai gezeigt. Nach vier
       Jahren in der Opposition will Steiner mitregieren und peilt ein
       zweistelliges Wahlergebnis an.
       
       Das klingt ziemlich optimistisch. Denn die FDP liegt in Umfragen bei sechs
       Prozent und damit in etwa bei ihrem Wahlergebnis von 2015. Damals holten
       die Liberalen mit Steiner als Spitzenkandidatin 6,6 Prozent und schafften
       nach vierjähriger Abstinenz den Wiedereinzug in die Bürgerschaft.
       
       Steiner und der Landesvorsitzende Hauke Hilz präsentierten ein
       Zehn-Punkte-Programm zur Wahl. Dabei konzentriert sich die Partei vor allem
       auf die Themen Bildung, Wirtschaft und Verkehr sowie mehr Sicherheit.
       
       Das derzeitige Bildungssystem will die FDP umkrempeln: Das Niveau soll
       durch die Wiedereinführung des Sitzenbleibens und der Noten ab der dritten
       Klasse erhöht werden. „Bremen ist bei der Schulbildung seit vielen Jahren
       Schlusslicht in Deutschland“, behauptet Steiner. Viele Bremer
       Schulabsolventen hätten Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz zu finden.
       Einige Unternehmen beklagten sich über die mangelnde Ausbildungsfähigkeit
       der Schulabgänger.
       
       Ein Grund für die FDP, das Leistungsprinzip wieder in den Vordergrund zu
       rücken. „Der Leistungsgedanke ist in der Gesellschaft negativ behaftet“,
       findet Steiner. Sie fügt hinzu: „Wer an seine Schulzeit denkt, weiß doch,
       wie toll es war, nach einem Sportevent auf dem Siegertreppchen zu stehen.“
       Tief verbunden mit dem Leistungsprinzip sei eben auch das Sitzenbleiben.
       Steiner habe damit selbst die Erfahrung machen dürfen und einen Ansporn
       erlebt, sich in der Schule mehr anzustrengen.
       
       Für die Kitas fordert die Partei flexible Öffnungszeiten. „Die
       Kita-Angebote müssen an die Lebensrealität der Eltern angepasst werden“,
       sagt Steiner. Alleinerziehende sollten bei der Kita-Platzvergabe bevorzugt
       werden. Wie die FDP das Bildungssystem reformieren will, da hält sich
       Steiner bedeckt. „Wir haben ein gut durchdachtes Konzept und denken, dass
       unsere Pläne in den nächsten 15 Jahren umgesetzt werden können“, behauptet
       sie.
       
       Natürlich will die FDP auch eine starke Wirtschaft für das Land Bremen.
       Unternehmen sollen durch Bürokratieabbau und Senkung der Gewerbesteuer
       gehalten werden. Einige hätten dem Land den Rücken gekehrt. Dabei sei die
       Wirtschaft in Bremen stark – trotz schwerer Versäumnisse und Fehler von
       Behörden und Senat, wie Steiner findet.
       
       Die Liberalen wollen Start-ups aus einem Gründer-Fonds mit 1.000 Euro im
       Monat fördern. Damit hofft die FDP, mehr Beschäftigung und Steuereinnahmen
       nach Bremen zu holen. Der Breitbandausbau und freies WLAN an öffentlich
       zugänglichen Hotspots soll flächendeckend gefördert werden. „Schnelles
       Internet ist eine Grundvoraussetzung für die Digitalisierung“, sagt
       Steiner.
       
       ## Bremer soll wieder mehr Autostadt sein
       
       Beim Thema Verkehr stellen sich die Liberalen gegen die nach ihrer Meinung
       „bundesweite Autoverhinderungspolitik“. Sie wollen Bremen wieder stärker
       als Autostadt begreifen. „Wir möchten eine bessere Infrastruktur für
       E-Autos und Car- sowie Bike-Sharing schaffen“, sagt Steiner. Es müsse ein
       verdichtetes Stationsnetz geben, damit die Bürger das Leihauto auch für
       kurze Wege nutzen könnten. Außerdem sollen Busse und Bahnen mit kostenlosem
       WLAN ausgestattet werden. In den Straßenbahnen wollen die Liberalen einen
       Ordnungsdienst einsetzen.
       
       Zu guter Letzt soll nach dem Willen der FDP die Zahl der Polizist*innen auf
       2.900 in Bremen und 540 in Bremerhaven erhöht werden. Für die FDP habe die
       Sicherheit der Bürger*innen höchste Priorität. Sie stellt sich aber gegen
       die Videoüberwachung und will stattdessen die Polizei mit modernem Gerät
       wie Tablets ausstatten. Wichtig sei außerdem, so Steiner, dass die Polizei
       wieder überall „Herr der Lage“ werde. „Es kann nicht sein, dass in manchen
       Bezirken der Respekt vor Clans größer ist als vor der Polizei“, kritisiert
       die Spitzenkandidatin.
       
       Mit wem die FDP ihre Wahlziele umsetzen will, ließen Hilz und Steiner
       offen. Sie seien bereit für Gespräche, mit welchen Parteien, werde man
       sehen, sagte Hilz. Und fügte abschließend hinzu: „Der Weg nach Jamaika ist
       kurz.“
       
       14 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Simon
       
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