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       # taz.de -- Air-Berlin-Pilot über Billigflieger: „Kleine Fische werden gefressen“
       
       > Nach Air Berlin stellt nun auch Germania den Betrieb ein – obwohl immer
       > mehr Leute fliegen. Ein ehemaliger Air Berlin-Pilot kritisiert die
       > Billigtickets.
       
   IMG Bild: Oder auch: Gar nicht mehr dabei
       
       taz: Heute Nacht hat die Fluggesellschaft Germania Insolvenz angemeldet –
       für Sie überraschend? 
       
       Janis Schmitt: Nach dem Ausscheiden von Air Berlin und anderen
       Fluggesellschaften wie Small Planet überrascht eigentlich gar nichts mehr.
       Die Zeichen standen bei Germania seit Wochen auf Insolvenz. Schon letzte
       Woche konnten die Gehälter nicht mehr gezahlt werden. Wir alle hatten aber
       gehofft, dass sich ein Investor findet und die Mitarbeiter ihre Jobs
       behalten können.
       
       Wie erklären Sie sich, dass aktuell so viele Airlines aufgeben müssen? Es
       wird doch heute so viel geflogen wie nie zuvor. 
       
       Die Nachfrage ist da, allerdings muss man sich anschauen, zu welchen
       Preisen die Tickets verkauft werden. Für nur fünf Euro durch die Gegend
       fliegen – das kann nicht die Zukunft sein. Profitabel ist das nicht. Daran
       sind Germania und Air Berlin nicht unschuldig: Sie selbst haben diese
       Preispolitik betrieben, die Ryanair oder Easyjet vorgemacht haben.
       
       Die Insolvenzen zeigen auch, mit welch geringen Margen die
       Fluggesellschaften offenbar arbeiten. Wenn die Kerosinpreise steigen, wird
       es für sie relativ schnell eng. Die Finanzpolster scheinen zumindest bei
       den kleinen Gesellschaften klein zu sein. Außerdem sind viele Geräte heute
       nur noch geleast. Wenn auf der Haben-Seite nichts mehr steht, ist es
       schwieriger, an Kredite zu kommen.
       
       Welche Gründe waren für die Insolvenz von Germania letztlich
       ausschlaggebend? 
       
       Die Suche nach einem Investor wurde bei Germania noch zusätzlich durch
       einen Rechtsstreit erschwert: Ein Gericht hat dem Sohn des langjährigen
       Firmenbesitzers Hinrich Bischoff kürzlich 10 Millionen zugesprochen. Das
       Investor-Geld wäre also erst mal an den Erben geflossen, erst danach in die
       Rettung der Airline. Außerdem fliegt Germania hauptsächlich in
       Nischenländer, zum Beispiel in den Mittleren Osten.
       
       Nische hört sich doch nach einem guten Geschäftsmodell an? 
       
       Eigentlich ja. Bei weniger Konkurrenz, kann man die Ticketpreise auch zu
       höheren Preisen anbieten. Andererseits ist man dann auch anfälliger, wenn
       dort das Geschäft ausbleibt.
       
       Was bedeutet die Insolvenz für die Luftfahrtbranche? 
       
       Die großen Fische überleben, die kleinen versuchen ihre Nische zu finden
       oder sie werden gefressen. Der Austritt von Germania, Air Berlin und
       anderen zeigt, dass die ganze Branche labil ist. Aber es kann nicht sein,
       dass auf der einen Seite viel mehr Leute fliegen, auf der anderen Seite die
       Airlines zumachen müssen.
       
       Wie schätzen Sie die Situation der Mitarbeitenden ein? 
       
       Die Trauer und Betroffenheit ist groß. In Münster etwa treffen sich heute
       Angestellte, um sich gegenseitig beizustehen. Viele dachten, dass Germania
       nach der Pleite von Air Berlin vielleicht gestärkt hervor gehen würde – ein
       Konkurrent weniger. Ich weiß von 20 bis 50 Mitarbeitenden, die damals von
       Air Berlin zu Germania gewechselt sind und nun die zweite Insolvenz
       innerhalb weniger Monate erleben. Wir hoffen, dass die Mitarbeitenden eine
       Anschlussbeschäftigung erhalten.
       
       Wo sehen Sie da eine Möglichkeit? 
       
       Ryanair ist vor allem auf die Germania-Piloten scharf und hat ihnen bereits
       Stellen in Aussicht gestellt. Aktuell suchen in Deutschland aber weniger
       Fluggesellschaften Personal.
       
       5 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jana Lapper
       
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