URI: 
       # taz.de -- München und die Champions League: Stolpern für Europa
       
       > Beim 3:2 gegen Augsburg beweist Bayern München, dass es noch nicht fit
       > ist für Champions-League-Gegner Liverpool FC.
       
   IMG Bild: Mit guter Körperhaltung gewinnt man keine Spiele
       
       Augsburg taz | Übers Wochenende hatte sich die Stimmung beim FC Bayern
       wieder deutlich aufgehellt, und als ein Beleg dafür lässt sich eine kleine
       PR-Aktion heranziehen. Mit Pilzkopfperücken schritten Manuel Neuer, Robert
       Lewandowski, Thomas Müller und Mats Hummels für ein Foto über den
       Trainingsplatz. Wie einst John, Paul, Ringo und George gingen die vier „The
       Bayerns“ über einen imaginären Zebrastreifen.
       
       Dass zudem der Name des ersten Albumsongs, „Come together“, das
       fotografische Beatles-Zitat zierte, ging nach dem erneut instabilen
       3:2-Arbeitssieg beim FC Augsburg durchaus als Aufforderung an sich selbst
       durch. Er könne garantieren, dass es in Liverpool „nicht schön“ werde,
       falls seine Mannschaft ähnlich sorglos, löchrig und unkoordiniert
       verteidige wie beim kleinen FCA, hatte Niko Kovac verstimmt gesagt.
       
       Für Zuversicht sorgt immerhin, dass das linke Sprunggelenk des zweifachen
       Torschützen Kingsley Coman doch nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen
       wurde – er ist eine Option für Liverpool. Das ist schon deshalb erfreulich
       für Kovac, weil sich Coman als so ziemlich einziger Spieler bei der
       Generalprobe als formstark genug präsentiert hatte.
       
       Nach den Eindrücken aus Augsburg und aus den vergangenen fünf Spielen, in
       denen die Bayern nie ohne Gegentor geblieben waren, wirkte es allerdings
       einigermaßen überhöht, als Niklas Süle von riesiger Vorfreude auf Liverpool
       bei allen Münchnern sprach. „Das ist eine Wahnsinnschance zu zeigen, was
       für eine Mannschaft wir sind. Wir können ein Zeichen setzen, dass mit uns
       zu rechnen ist.“ Das klang mehr nach Hoffnung auf einen Anfield-Effekt
       durch die besondere Motivation denn nach echter Zuversicht, die defensiven
       Fehler zu minimieren.
       
       Am Freitagabend hatte der Auftrag von Kovac, endlich einmal wieder zu Null
       zu gewinnen, bereits nach 13 Sekunden storniert werden müssen –
       bezeichnenderweise durch das schnellste Eigentor der Bundesligageschichte.
       Vom Anstoß weg hatten sich die Augsburger zur Führung kombiniert und dabei
       die Münchner Defensive auf fast schon groteske Weise entblößt. Dass Leon
       Goretzka die Hereingabe von Philipp Max, der Joshua Kimmich im Rücken weit
       enteilt war, mit dem Schienbein ins eigene Tor lenkte, fügte sich ins Bild.
       Augsburgs Trainer Manuel Baum hatte diesen Spielzug im Abschlusstraining
       einstudieren lassen.
       
       ## Nachdenken über die Startelf
       
       „Die Gegentore waren Wahnsinn“, schimpfte Bayerns Kapitän Manuel Neuer, der
       nach seiner Daumenverletzung vor gut zwei Wochen ins Tor der Bayern
       zurückgekehrt war. Denn auch vor Dong-Won Jis zwischenzeitlichem 2:1 (23.)
       durfte Max ziemlich ungestört von links in die Mitte hereingeben.
       
       Wirklich milde stimmen konnte es auch Kovac nicht, dass Coman zwei Mal
       ausglich (17./45.) und David Alaba noch den Sieg herbeiführte (53.), der
       die Bayern zumindest vorübergehend bis auf zwei Punkte an den
       Tabellenführer Borussia Dortmund heranbrachte.
       
       Was in Liverpool besser werden müsse? „Alles“, antwortete Kovac präzise.
       Wenn man wie in Augsburg die Gegenspieler laufen lasse, vor allem das
       Liverpooler Offensivtrio Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino,
       „dann befinden wir uns alle paar Minuten in einer brenzligen Situation“. Es
       ist vor allem eine Bestätigung der übergeordneten Erkenntnis aus der ersten
       Saison unter Kovac gewesen, die in Augsburg zu bestaunen war. Als konstant
       instabil, nicht kompakt genug und ohne genügende Sicherungssysteme lässt es
       sich umschreiben, was eher die Zweifel bestärkte als das bayerische
       Selbstbewusstsein.
       
       Vielleicht wird Kovac deshalb jene Startelf überdenken, die er in Augsburg
       aufgeboten hatte und die sich vermutlich für Liverpool einspielen sollte.
       Durchaus möglich, dass nun an der Anfield Road Javier Martínez als Sechser
       beginnen darf. Gewissermaßen als Stoppschild vorm Zebrastreifen der
       Münchner Viererkette.
       
       17 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maik Rosner
       
       ## TAGS
       
   DIR FC Bayern München
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR Fußball-Bundesliga
   DIR 1. Bundesliga
   DIR FC Augsburg
   DIR FC Bayern München
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Fußball
   DIR FC Bayern München
   DIR Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Champions-League-Aus des FC Bayern: Interessante Gegentore
       
       Die Bayern-Pleite gegen Liverpool hatte einen schlichten Grund: vermeidbare
       Treffer der Reds. International ist der FCB aktuell nicht konkurrenzfähig.
       
   DIR FC Liverpool in der Champions League: Der Unbekannte von der Bank
       
       Das letzte Duell zwischen Liverpool und Bayern hatte der erste schwarze
       Stürmer der Reds, Howard Gayle, geprägt. Der Durchbruch kam später.
       
   DIR Rausschmiss beim VfB: Ziemlich viel vielleicht
       
       Bundesligist Stuttgart hat seinen Sportvorstand entlassen. Thomas
       Hitzlsperger soll die Wende im Abstiegskampf einleiten. Ob's klappt?
       
   DIR Kolumne Pressschlag: Gärtnern ohne Eigengewächse
       
       BVB, Bayern München, VfB Stuttgart: Die Bundesliga ist im Jugendwahn.
       18-Jährige aus dem Ausland sind die derzeit heißeste Handelsware.
       
   DIR Halbfinale Champions League: Schmerzen in Reihe 22
       
       Die miese Chancenverwertung tat sogar auf der Tribüne weh. Beim 1:2 der
       Bayern gegen Madrid litten auch die verletzten München-Profis.