URI: 
       # taz.de -- AfD-Rechtsaußen-Bewegung „Der Flügel“: Eine Partei in der Partei
       
       > In einem internen Schreiben warnt der AfD-Sprecher in NRW vor dem rechten
       > Björn Höcke. Dessen „Flügel“ spalte nun den Landesverband.
       
   IMG Bild: Das Netzwerk um das „Idol Höcke“ wolle auf die Landesverbände Einfluss ausüben, schreibt Helmut Seifen
       
       In der fünfseitigen „Denkschrift“ wird Helmut Seifen, Landessprecher der
       AfD Nordrhein-Westfallen, überdeutlich. In [1][dem Schreiben an die
       AfD-Bezirkssprecher], das der taz vorliegt, warnt er nicht nur vor der
       Rechtsaußen-Sammelbewegung „Der Flügel“, die vom Bundesamt für
       Verfassungsschutz beobachtet wird. Er befürchtet auch, dass diese
       AfD-interne Bewegung um Björn Höcke „als eigenständige Partei in der Partei
       agiert“.
       
       [2][Seit der Verfassungsschutz Mitte Januar] die AfD zu [3][einem
       „Prüffall“] und den „Flügel“ gar zu einem „Verdachtsfall“ erklärte, läuft
       bundesweit die parteiinterne Auseinandersetzung. In Nordrhein-Westfalen
       führte der „Flügel“ bereits im November vergangenen Jahres zu Streit.
       Anlass war die Einladung Björn Höckes durch den AfD-Verband Münster nach
       Bottrop.
       
       Schon da erklärte Seifen, die Mehrheit der Mitglieder würde den Auftritt
       des Thüringer Landtagsfraktionsvorsitzenden „ablehnen“.Denn die politischen
       Gegner könnten die Rede nutzen, um den nordrhein-westfälischen
       Landesverband „über Jahre als ultrarechten Kreis hinzustellen“. Bei der
       Auseinandersetzung warf Seifen seinen [4][Co-Landessprecher und
       Landtagsabgeordneten Thomas Röckemann] und dem [5][Landtagsabgeordneten
       Christian Blex] vor, die Nähe zu dem völkisch-nationalistischen Flügel zu
       suchen.
       
       In der aktuellen Schrift an die „sehr geehrten Bezirkssprecher“ greift
       Seifen, der auch stellvertretender Landtagsfraktionsvize ist, erneut
       Röckemann und Blex an. Ein „Teil der Vorstandsmitglieder“ würde sich „nicht
       so sehr dem Landesverband NRW gegenüber loyal verhalten, sondern sich eher
       zur Strömung ‚Flügel‘ hingezogen fühlen“. Es würde sich „geradezu der
       Eindruck“ aufdrängen, dass „vor allem Röckemann und Blex“ mithilfe des
       Bezirkssprechers von Münster, Steffen Christ, in NRW für Höcke „eine
       Plattform schaffen wollen“, schreibt Seifen. Sie würden auch „keine
       Rücksicht“ darauf nehmen, dass „viele AfD-Mitglieder in NRW die nicht
       wünschen“.
       
       ## Spenden für den Machtausbau
       
       Diese Intervention des „Flügels“ läuft, laut Seifen, auch [6][jenseits der
       „Landesgrenzen von NRW“]. Das Netzwerk um das „Idol Höcke“ wolle auf die
       Landesverbände Einfluss ausüben. In allen Landesverbänden soll der „Flügel“
       Obleute haben, damit würde er „auf der operativen Ebene also eine Struktur“
       aufbauen, „die an den jeweils gewählten Vertretern der Vorstände vorbei
       eine eigene Personal-, Organisations- und Sachpolitik betreiben kann“. Die
       Partei scheint „lediglich als Vehikel zur Beförderung der eigenen Agenda
       und des eigenen Personals“ genutzt zu werden, resümiert Seifen. Und er
       benennt zwei Vereine, die auch die Spenden für diesen Machtausbau
       akquirieren: „in NRW der Verein ‚Alternativer Kulturkongress Deutschland‘,
       bundesweit der Verein ‚Konservativ‘“.
       
       In seiner Weihnachtsbotschaft bat Höcke auch „bei den Flügelanten“ schon um
       Spenden für „Konservativ e. V.“. [7][Im März 2015 hatte Höcke den „Flügel“
       gegründet], der mit seiner „Erfurter Resolution“ die AfD vor einem
       moderaten Kurs warnte. Die „Resolution“ soll der Mitbegründer des „Institut
       für Staatspolitik“, [8][Götz Kubitschek], verfasst haben. Mit dem Papier
       setzten sich die rechten Kreise gegen den damaligen Bundesvorsitzenden
       Bernd Lucke durch. In der AfD soll von den rund 33.650 Mitgliedern
       mittlerweile ein Drittel dem „Flügel“ nahestehen – also rund 11.000
       Personen. Die Vereine haben ihre Sitze in Paderborn, so Seifen.
       
       Der Bundesvorstand würde prüfen lassen, „inwieweit solche Praktiken
       parteikonform und nicht parteischädigend“ seien. Die Bundessprecher Jörg
       Meuthen und Alexander Gauland haben dieses Netzwerk allerdings bisher nicht
       kritisiert. Im Gegenteil: Sie traten als Redner beim Kyffhäuser-Treffen des
       „Flügels“ auf. Höcke nehme alle „redlichen Parteimitglieder in Geiselhaft“,
       schreibt Seifen. Das Spitzenduo erwähnt er nicht.
       
       10 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/KreuzAcht/status/1093922697493598211
   DIR [2] /AfD-im-Blick-des-Verfassungsschutzes/!5565986
   DIR [3] /Streit-um-Prueffall-Bezeichnung/!5571390
   DIR [4] /Pruefung-durch-den-Verfassungsschutz/!5564111
   DIR [5] /Mission-von-AfD-Abgeordneten-in-Syrien/!5489956
   DIR [6] /Abgrenzung-nach-rechts/!5534805
   DIR [7] /AfD-in-Thueringen/!5015066
   DIR [8] /Goetz-Kubitschek/!t5254774
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR AfD Nordrhein-Westfalen
   DIR Der Flügel
   DIR Björn Höcke
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Doris von Sayn-Wittgenstein
   DIR Junge Alternative (AfD)
   DIR Schwerpunkt AfD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Extremismusvorwürfe gegen Höcke: Familienstreit um den Kurs der AfD
       
       Der Konflikt um den Kurs der AfD spaltet jetzt rechte Medienunternehmer.
       Den Auftakt gab die „Junge Freiheit“ mit einer Kritik der Radikalen.
       
   DIR Studie vergleicht NS- und AfD-Hochburgen: Alte Nazis, neu verpackt?
       
       Wo früher die NSDAP gewählt wurde, wird heute die AfD gewählt, haben
       Forscher errechnet. Solche Studien sind wichtig – und politisch gefährlich.
       
   DIR Urteil zur Wochenzeitung „Kontext“: „Kontext“ darf wieder berichten
       
       Ein AfD-Mitarbeiter hatte sich rassistisch geäußert. Weil er dies bestritt,
       musste„Kontext“ zwei Artikel zurückziehen. In der Berufung hatte „Kontext“
       nun Erfolg.
       
   DIR Kommentar AfD-Wahlparteitag in Sachsen: Hass und Hysterie
       
       Beim Wahlparteitag erreichen die härtesten Rechtsausleger vordere
       Listenplätze. Man kann hoffen, dass die Radikalisierung die AfD stärker
       isoliert.
       
   DIR AfD-Wahlparteitag in Sachsen: Extreme Erfolge
       
       Beim Wahlparteitag erreichen die härtesten Rechtsausleger vordere Plätze.
       Gemäßigtere Kandidaten wurden nach hinten durchgereicht.
       
   DIR Versammlung eines rechten AfD-Flügels: Rumopfern über die eigene Partei
       
       Die AfD-Spitze versucht, Mitglieder am rechten Rand loszuwerden. Die
       versammelten sich in Burladingen, trugen Nazi-Symbole und sprachen von
       „Überfremdung“.
       
   DIR Streit um „Prüffall“-Bezeichnung: AfD verklagt Verfassungsschutz
       
       Die Partei will untersagen lassen, dass die Behörde sie öffentlich
       „Prüffall“ nennen darf. Der Verfassungsschutz kommentiert das Vorgehen
       nicht.
       
   DIR Partei verklagt den Verfassungsschutz: AfD versucht den Gegenangriff
       
       Die AfD verklagt den Verfassungsschutz, weil dieser die rechtspopulistische
       Partei zum „Prüffall“ erklärt. Dort gibt man sich gelassen.