# taz.de -- Großdemonstration in Madrid: Rechte gegen den Regierungschef
> In Madrid haben Zehntausende für Neuwahlen und die Einheit Spaniens
> demonstriert. Die Organisatoren waren Rechte und Rechtsextreme.
IMG Bild: Die Kundgebung stand unter dem Motto „Für ein einiges Spanien, Wahlen jetzt!“
Madrid afp | Ein Bündnis aus rechten und rechtsextremen spanischen Parteien
hat am Sonntag in Madrid zehntausende Demonstranten gegen die
Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens auf die Straße gebracht. Zwei Tage
vor dem Prozess gegen führende Unabhängigkeitsbefürworter vor dem obersten
Gericht in der spanischen Hauptstadt forderten sie den Rücktritt von
Regierungschef Pedro Sánchez von der sozialdemokratisch ausgerichteten
Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens (PSOE). Wegen seines Dialogs mit
Unabhängigkeitsbefürwortern in Katalonien ist er für sie ein „Verräter“.
Zu der Kundgebung auf dem Colón-Platz im Zentrum der Hauptstadt hatte
[1][die rechtskonservative Volkspartei (PP) von Sánchez' Vorgänger Mariano
Rajoy] sowie die Mitte-rechts-Partei Ciudadanos aufgerufen, denen sich die
Rechtsaußenpartei Vox sowie rechtsextreme Gruppierungen wie die Falange
anschlossen. Anwesend war auch Frankreichs ehemaliger Premierminister
Manuel Valls von der PSOE-Schwesterpartei PS. Er kandidiert mit
Unterstützung von Ciudadanos für das Amt des Bürgermeisters der
katalanischen Hauptstadt Barcelona.
Die Demonstranten schwenkten spanische Fahnen und riefen „Stoppt Sánchez!“
sowie andere Parolen. Die Kundgebung stand unter dem Motto „Für ein einiges
Spanien, Wahlen jetzt!“ Der Vorsitzende der Volkspartei, Pablo Casado,
sagte in seiner Rede, die Zeit der Regierung Sánchez sei abgelaufen.
„Wir sagen Nein zum Separatismus und Ja zu Spanien“, erklärte
Ciudadanos-Chef Albert Rivera. Vox-Parteichef Santiago Abascal sprach vom
„Verrat einer ungesetzlichen und verlogenen Regierung“, die von den
„Feinden Spaniens“ unterstützt werde.
## Ultrarechte im Regionalparlament
Mit Vox war im vergangenen Dezember bei der andalusischen Parlamentswahl
erstmals seit dem Tod des spanischen Diktators Francisco Franco im Jahr
1975 [2][eine ultrarechte Partei in ein Regionalparlament eingezogen.]
Zusammen mit dem Partido Popular und Ciudadanos verfügt Vox im Parlament in
Sevilla über die Mehrheit. Meinungsumfragen zufolge könnten sie auch auf
nationaler Ebene eine Mehrheit erringen.
Dass die spanische Regierung in Verhandlungen mit katalanischen
Unabhängigkeitsbefürwortern diese Woche deren Forderung nach einem
unabhängigen Berichterstatter für einen künftigen Dialog nachgab, brachte
die rechte Opposition besonders gegen Sánchez auf. Dieser wirft seinen
Gegnern seinerseits vor, in „Schwarzweißmustern“ zu denken und
rückwärtsgewandt zu sein.
Sánchez löste Rajoy im vergangenen Juni durch ein Misstrauensvotum mit
Unterstützung der Unabhängigkeitsbefürworter ab. Er ist auch auf sie
angewiesen, um seinen Haushaltsentwurf durch das Parlament zu bringen.
Sollte ihm das nicht gelingen, müsste er vorgezogene Neuwahlen vor Ende der
Legislaturperiode 2020 ansetzen.
10 Feb 2019
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