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       # taz.de -- Die Wahrheit: Vergessen von allen!
       
       > Neues aus Neuseeland: Es ist das große Trauma des Zwei-Insel-Staates –
       > das Land down under erscheint nicht auf allen Weltkarten.
       
       Dass wir in der Weltgeschichte kaum eine Rolle spielen – bis auf die
       Erstbesteigung des Mount Everests, die Ersteinführung des Frauenwahlrechts
       und die Verfilmung der Hobbit-Saga – ist Schicksal. Bescheiden, wie wir
       Kiwis sind, machen wir kein großes Aufheben um uns. Dafür feiern wir lieber
       umso doller jeden von uns ab, der es irgendwo in der weiten Welt zu was
       bringt. Dass wir aber von den Landkarten dieser Erde verschwinden, ist ein
       Skandal. So nicht, Ikea!
       
       Noch ist es kein Fall für einen internationalen Gerichtshof, aber dennoch
       ein dunkler Fleck auf der neuseeländischen Volksseele – ein sensibles
       Thema, das man besser genauso wenig erwähnt wie Sex mit Schafen: Unser
       kleines, feines Zwei-Insel-Paradies wird regelmäßig auf gedruckten
       Weltkarten vergessen. Das fängt mit dem Brettspiel „Risiko“ an und hört mit
       dem weltweiten „Happy Nutella Day“ auf. Selbst auf den Flughäfen von
       Beijing, München und Prag wird Neuseeland optisch nicht angezeigt.
       
       Schluss mit der Schande! Seit letztem Jahr hat unsere Regierung die mutige
       Kampagne #getNZonthemap gestartet. Die Premierministerin Jacinda Ardern
       persönlich und der Schauspieler Rhys Darby, allen „Flight of the
       Conchords“-Fans bekannt, witzeln in Videos um die Wette, ob es eine große
       globale Verschwörung gegen die optische Wiedergabe unserer geografischen
       Verortung gibt. Australien wird schuld sein. „Die stehlen unsere
       Touristen!“, empört sich Darby.
       
       Zumindest gibt es einen großen internationalen Konzern, der an dem
       peinlichen Missstand mitschuldig ist: Ikea. Ausgerechnet das lang und heiß
       von uns herbeigesehnte Möbelhaus, das bald erstmals eine Filiale in
       Neuseeland eröffnen will, hat genau dieses Fleckchen Erde auf seiner
       „Björksta“-Landkarte (89 Euro, zur Zeit ermäßigt) vergessen. Nachdem eine
       von 40.000 Leuten besuchte Reddit-Gruppe den Fehltritt oder Fehldruck
       enthüllte, gab es wenigstens eine offizielle Entschuldigung aus Schweden.
       
       Sogar die BBC aus dem fernen London berichtete. Und wer sprang uns kürzlich
       in dem Karten-Gau zur Seite? Niemand geringeres als John Oliver. Neuseeland
       – oder „Australiens eingebildeter Freund“, wie er uns gern nennt – rangiert
       bei dem amerikanischen Fernsehkomiker auf der Humorskala seit vier Jahren
       ganz weit oben. Er hat sich bereits über Dildowürfe gegen einen Politiker,
       über die Pferdeschwanzgrabscherei unseres früheren Premierministers und die
       abstruse Flaggendebatte amüsiert.
       
       Doch statt Spott bot John Oliver diesmal praktische Hilfe: Eine
       Neuseelandkarte zum Ausdrucken, Abziehen und Aufkleben, die man überall
       draufpappen kann, wo sie fehlt – aber auch woanders, zum Beispiel neben
       Florida oder auf die Anatomieschaubilder in der Schule. Am besten, so unser
       erfindungsreicher Ehrenretter, klebt man sie jedoch in allen Ikea-Läden auf
       deren hauseigene Lagepläne. In den Möbelhallen verirrt sich ja eh jeder. Da
       merken die mal, wie sich das anfühlt.
       
       21 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anke Richter
       
       ## TAGS
       
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