# taz.de -- Kommentar Ackergifte und Groko-Streit: Wirtschaftspolitik von vorgestern
> Die Ministerinnen der Union verstehen sich als Lobbyistinnen der
> etablierten Player. Für frische Ideen haben Sie nicht den Kopf frei.
IMG Bild: Streit um Agrargifte: Svenja Schulze und Julia Klöckner im Kabinett
Regieren ist Mist, zumindest unter dem Gesichtspunkt der
Modernisierungsfähigkeit von Parteien betrachtet. Aktuell lässt sich das am
Umgang des Landwirtschaftsministeriums mit Ackergiften studieren.
Ungeachtet aller Debatten über das Insektensterben setzt es auf Pestizide.
Damit entstammt die [1][Agrarpolitik der Julia Klöckner] (CDU) dem
vergangenen Jahrhundert. Sie setzt auf Gentechnik, Exportorientierung,
Fleischproduktion und möglichst industrielle Strukturen.
Damit reiht sie sich brav ein in die Riege ihrer christ- oder
sozialdemokratischen KabinettskollegInnen aus dem Verkehrs- oder
Wirtschaftsressort. Auch sie machen Politik von vorgestern, weil sie ohne
eine entscheidende Erkenntnis der Gegenwart auskommen müssen: Eine moderne,
zukunftsgewandte Wirtschaftspolitik ist ökologisch. Sie schont ernsthaft
gefährdete Ressourcen wie Böden, Wasser, Artenvielfalt und ein stabiles
Klima.
Beispiel Verkehr: In den Wachstumsmetropolen Asiens und Afrikas wird
Mobilität elektrisch, vernetzt und öffentlich sein. Das Auto ist genauso
von gestern wie eine Verkehrspolitik, die den automobilen Individualverkehr
in den Mittelpunkt stellt. Beispiel Energie: Das Industrieland, das heute
flexible Netzinfrastrukturen baut, die Sektoren Verkehr, Industrie, Wärme
und Energie koppelt, ist erfolgreich auf den Märkten der Industriestaaten
von morgen. Die werden, getrieben vom Klimawandel und knapper werdendem Öl,
genau solche Konzepte brauchen. Aber das Wirtschaftsministerium bremst die
Energiewende aus, statt ihre Rahmenbedingungen zu verbessern.
So sehr verstehen sich die MinisterInnen der Union als eifrige Lobbyisten
der etablierten Player, dass sie den Kopf nicht frei haben für frische
Ideen. Das wird zu einem Problem für uns alle, denn wer in der fossilen
Wirtschaft von gestern erfolgreich war, muss das in der dekarbonisierten
von morgen nicht bleiben. Den Blick nach vorne richten, Überkommenes
aussortieren, dafür sollte sich die Union Zeit nehmen. Am besten in der
Opposition.
8 Mar 2019
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DIR Heike Holdinghausen
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