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       # taz.de -- Eishockey-Bundesliga der Frauen: Alles außer Bodychecks
       
       > ECDC Memmingen gegen ESC Planegg: In der Eishockey-Bundesliga kommt es in
       > den Play-offs zum Finale der Topteams der letzten Jahre.
       
   IMG Bild: Mandy Dibowski (Memmingen, 66) im Zweikampf gegen Alyssa Mae Wohlfeiler (Bergkamen, 80)
       
       Wenn im Eishockey die Play-offs beginnen, geht es gnadenlos in den
       Floskelmodus. Alles werde auf null gestellt, hört man regelmäßig. Die
       Saison fange neu an. Und natürlich gibt es in den Play-offs, in denen alles
       möglich ist, keine leichten Gegner.
       
       Deutschlands Eishockey-Frauen können endlich mitreden. In diesem Jahr
       ermittelt die Fraueneishockey-Bundesliga nach einer Doppelrunde den
       Champion zum ersten Mal in Play-off-Serien. Zwar wird nur im Modus „Best of
       3“ und nicht „Best of 7“ wie bei den Männern gespielt, aber es ist immerhin
       ein Anfang.
       
       Das Play-off-Halbfinale, mit dem die Endrunde der Frauen im Februar begann,
       ist bereits beendet, heraus kam ein Traumfinale: Der ECDC Memmingen,
       Titelverteidiger und Spitzenreiter nach der regulären Saison, trifft auf
       den ESC Planegg, den Tabellenzweiten, der zwischen 2010 und 2017 sechs Mal
       Meister war. Beide Teams qualifizierten sich in je zwei Spielen für das
       Finale. Memmingen siegte 4:1 und 4:2 gegen Bergkamen, Planegg gewann 9:0
       und 4:3 gegen Ingolstadt.
       
       „Die Uhren stehen jetzt wieder auf null“, teilte das Team aus Planegg im
       Landkreis München, bereits perfekt floskelnd, vor der entscheidenden Serie
       mit. Los geht es am Samstag um 17 Uhr im Eisstadion des ESC Planegg. Am 16.
       März wird um 16.45 Uhr in Memmingen im bayerischen Landkreis Schwaben
       gespielt.
       
       „An diesem Tag brennt der Hühnerberg“, kündigten die Titelverteidigerinnen
       an, die auf mehr als 1.300 Zuschauerinnen in ihrem Eisstadion, gelegen am
       Hühnerberg, hoffen. Damit würden sie ihren Rekord aus der vergangenen
       Saison knacken. Und falls es in der Serie nach zwei Begegnungen 1:1 stehen
       sollte, fände die dritte Partie am 17. März um 12.15 Uhr ebenfalls bei den
       in der Hauptrunde besser platzierten Memmingerinnen statt.
       
       ## Mit vollvergittertem Visier ins Gefecht
       
       In den Play-off-Finals werden auch einige Nationalspielerinnen aus dem
       A-Kader auf dem Eis stehen. Die Verteidigerinnen Daria Gleißner und Carina
       Strobel und Stürmerin Marie Delarbre aus Memmingen. Außerdem Defensivfrau
       Yvonne Rothemund und die Angreiferinnen Bernadette Karpf und Kerstin
       Spielberger aus Planegg. Durch die Play-offs lernen die Spielerinnen mehr,
       mit Druck umzugehen. Das könnte wichtig werden – etwa für die nächste
       Weltmeisterschaft.
       
       Das Spiel der Frauen hat, abgesehen vom naturgemäß geringeren Tempo, kaum
       technische oder taktische Besonderheiten. Es gibt fast keine zusätzlichen
       Regeln, nur Bodychecks sind verboten. Außerdem gibt es bei den Frauen die
       Sonderregelung, mit vollvergittertem Visier ins Gefecht zu gehen, statt mit
       einem Halbvisier aus Plexiglas.
       
       Die Frauen-Bundesliga gibt es seit 1988, seit 2006 ist sie eingleisig.
       Nord- und Süd-Liga wurden zusammengelegt zu einer Division der acht besten
       Mannschaften. Berlin, Mannheim, Ingolstadt und Düsseldorf sind bei beiden
       Geschlechtern erstklassig, die anderen (Memmingen, Planegg, Bergkamen und
       Hannover) gehören nur bei den Frauen zur Elite. Von den Teilnehmerinnen
       dieser historischen ersten Play-offs stammten bis auf Bergkamen alle Teams
       aus Bayern. Die Ingolstädterinnen scheiterten dort gegen den ESC Planegg
       deutlich.
       
       ## Im April startet die WM
       
       Gleich nach den Play-offs startet die Vorbereitung auf die
       Frauen-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr vom 4. bis 14. April in Espoo
       in Finnland ausgetragen wird. Und dort wird es für die deutsche Auswahl,
       die international stets zwischen der A- und B-Klasse schwankt, um viel
       gehen. Das DEB-Team spielt bei dem WM-Turnier, an dem zehn Mannschaften
       teilnehmen, mit Schweden, Japan, Tschechien und Frankreich in der Gruppe B
       der Schwächeren – und muss zwei von ihnen hinter sich lassen. Denn die
       beiden Gruppenletzten steigen in die B-Division ab.
       
       Den Titel, das steht jetzt schon so gut wie fest, wird entweder Kanada oder
       das US-Team gewinnen. Die Nordamerikanerinnen sind eine Klasse besser als
       der Rest der Frauen-Eishockey-Welt. Alle großen Titel, auch die
       Olympiasiege, gingen bisher immer an eine der beiden Nationen, die sich
       schon viele enge Duelle geliefert haben.
       
       Letzteres gilt auch, natürlich in kleinerem Rahmen, für Memmingen und
       Planegg, die beiden besten deutschen Eishockey-Frauen-Teams der vergangenen
       Jahre. Gut möglich also, dass es im Finale drei Spiele geben wird.
       
       8 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christiane Mitatselis
       
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