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       # taz.de -- Neue Partnerstadt in Syrisch-Kurdistan: „Multikulturell wie Kreuzberg“
       
       > Der Berliner Bezirk geht eine Partnerschaft mit der syrischen Stadt Dêrik
       > ein. Sie wird nicht vom Assad-Regime kontrolliert.
       
   IMG Bild: Schon fast Kreuzberger: Kinder in einem Flüchtlingslager für Jesiden bei Dêrik
       
       taz: Frau Dangeleit, Friedrichshain-Kreuzberg hat eine neue
       Städtepartnerschaft mit Dêrik? Wo liegt das? 
       
       Elke Dangeleit: In Nordsyrien, also in West-Kurdistan, wie das auch genannt
       wird. Heute nennt sich die Region „Demokratische Föderation Nordsyrien“.
       Die Leute dort litten früher stark unter dem Regime von Baschar al-Assad.
       Heute ist es eine selbstverwaltete Region.
       
       Warum ausgerechnet Dêrik? 
       
       Dêrik liegt nah am Nordirak und ist gut erreichbar. Außerdem ist Dêrik
       multikulturell und multireligiös, ganz ähnlich wie
       Friedrichshain-Kreuzberg. In Dêrik wohnen Kurden, Araber, Tschetschenen,
       Armenier, Aramäer und Jesiden.
       
       Ein kleiner Unterschied: In Kreuzberg regieren die Grünen, wer kontrolliert
       Dêrik? 
       
       Praktisch wird die Kommune Dêrik von einer Selbstverwaltung getragen. Die
       „Demokratische Föderation Nordsyrien“ ist völkerrechtlich nicht anerkannt.
       
       Im Jahr 2006 hat die kurdische PYD die Autonomie der „Demokratischen
       Föderation“ erklärt. Die PYD ist ein Ableger der türkischen Arbeiterpartei
       PKK, die von der Bundesregierung als Terrororganisation geführt wird. 
       
       Ich würde nicht sagen, das die PYD ein Ableger der PKK ist. Es ist richtig,
       dass deren Konzept der Selbstverwaltung auf den Ideen von Abdullah Öcalan
       aufbaut. Er hat den Demokratischen Föderalismus entwickelt, eine Art
       Rätedemokratie. Die PYD hat diese Idee mit anderen politischen Kräften
       umgesetzt und weiterentwickelt. Aber die PYD hat eigene Ideen und
       Interessen. Man kann sie nicht mit der PKK in einen Topf schmeißen.
       
       Dass die PYD 2003 als syrischer Arm der PKK gegründet wurde und dass es bis
       heute enge personelle Verflechtungen gibt, ist allerdings kaum zu
       bestreiten. 
       
       Ja, diese Verflechtungen mit der PKK gibt es. Die kurdisch-arabischen
       Militäreinheiten in Syrien wären niemals so erfolgreich gewesen, wenn sie
       nicht Schulungen von der PKK bekommen hätten. Sie hätten niemals Kobani vom
       IS befreien können. Zudem steht vor allem die kurdische Bevölkerung in
       Nordsyrien der PKK ideologisch nahe. Die Sympathien für die PKK sind sehr
       weit verbreitet in Nordsyrien, in der Türkei und auch im Iran.
       
       Verstehen Sie die Städtepartnerschaft als Solidaritätsbekundung für die
       Kurden in Syrien? 
       
       Ich verstehe sie als Solidarität mit der gesamten Bevölkerung von Dêrik.
       Auch unser Verein wird nicht nur von Kurden getragen. Wir arbeiten mit
       allen zusammen.
       
       Und wie sieht die Partnerschaft von Kreuzberg-Friedrichshain und Dêrik
       konkret aus? 
       
       Über Weihnachten haben wir Spenden gesammelt für eine Nähwerkstadt für
       traumatisierte jesidische Frauen in einem Flüchtlingslager bei Dêrik.
       Aktuell haben wir Mittel bekommen, um einen ausgetrockneten Fluss zu
       begrünen. Der wird jetzt von den Nachbarschaften entrümpelt und bepflanzt.
       
       4 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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