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       # taz.de -- Geflüchtete in Griechenland: Rüge vom Anti-Folter-Komitee
       
       > ExpertInnen des Europarats bezeichnen die Unterbringung von Flüchtlingen
       > in Griechenland teilweise als menschenunwürdig.
       
   IMG Bild: Menschenunwürdige Zustände: Geflüchtete auf Lesbos protestieren gegen ihre Rückführung
       
       Berlin taz | Das Anti-Folter-Komitee des Europarats hat Griechenlands
       Umgang mit Flüchtlingen und MigrantInnen gerügt. Das Expertengremium
       bemängelte, dass die Menschen teils unter menschenunwürdigen Bedingungen
       festgehalten würden. Mancherorts würden sie auf geringstem Platz
       zusammengepfercht und lebten oft ohne Zugang zu Ärzten, Medizin und den
       einfachsten medizinischen Leistungen, heißt es in einem Bericht, der am
       Dienstag in Straßburg veröffentlicht wurde,
       
       Das Anti-Folter-Komitee ist eine Institution des Europarates und besteht
       aus verschiedenen ExpertInnen wie ÄrztInnen, PsychologInnen und
       StrafvollzugsexpertInnen. Die Mitglieder überprüfen in Einrichtungen, in
       denen Menschen festgehalten werden, ob die Europäische
       Anti-Folter-Konvention eingehalten wird. Neun Mal war das Gremium seit 2005
       in Griechenland, um Flüchtlingslager zu besuchen.
       
       Der jetzige Bericht bezieht sich auf einen Besuch im April 2018. Besonders
       das Auffanglager von Fylakio nahe der Grenze zur Türkei sei stark
       überbelegt gewesen. In Fylakio befindet sich einer der Hotspots, die
       mithilfe der EU eingerichtet wurden und in denen Flüchtlinge registriert
       werden. So lebten dort in einer Zelle etwa 95 Menschen, in der es nicht
       viel mehr als einen Quadratmeter Wohnraum pro Person gebe. Die
       Lebensbedingungen seien „entsetzlich“.
       
       Auch im Hotspot Moria auf der Insel Lesbos fand das Komitee erneut eine
       mangelhafte Unterbringung vor. So berichtete es von kaputten Toiletten,
       Duschen und leckenden Rohren, von verdreckten Schlafmöglichkeiten und
       unzureichender Versorgung mit Hygieneartikeln.
       
       ## Schläge mit der Faust
       
       In Moria, Fylakio und weiteren Orten hätten sich Flüchtlinge außerdem über
       körperliche Gewalt wie Schläge mit der Faust oder mit einem Stock durch die
       griechische Polizei beklagt. Griechenlands Regierung hat dies in einer
       zeitgleich veröffentlichten Antwort auf die Ergebnisse des
       Anti-Folter-Komitees zurückgewiesen.
       
       Einige der Befragten gaben laut dem Report auch an, dass sie Push-Backs –
       so werden Massenzurückweisungen von Flüchtlingen an der Grenze ohne
       Möglichkeit einer Anhörung bezeichnet – in die Türkei erlebt hätten. Diese
       sind in Europa verboten.
       
       AktivistInnen, Hilfsorganisationen und manche PolitikerInnen weisen seit
       Jahren auf die desolate Lage der Flüchtlinge in griechischen Lagern hin.
       Der Bürgermeister von Lesbos, Sypros Galinos, hatte die Zustände in Moria
       vor drei Monaten als „beschämend“ für seine Insel und sein Land bezeichnet.
       
       19 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Oer
       
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