URI: 
       # taz.de -- Coop in Venedig
       
       > Gestern gab es den Zwischenstand zum Deutschen Pavillon
       
       Von Sarah Alberti
       
       Ein Stein mit Unterkörper war seit Oktober 2018 durch die Medien gegangen,
       nach der ersten Pressekonferenz zum Deutschen Pavillon auf der kommenden
       Biennale in Venedig. Kuratorin Franciska Zólyom hatte die Künstlerin
       vorgestellt: Natascha Süder Happelmann. Eine Kunstfigur, hinter der sich
       Natascha Sadr Haghighian verbirgt, Teilnehmerin der documenta 13 und 14
       sowie Professorin für Bildhauerei an der HfK Bremen.
       
       Seit 30 Jahren hat sie Falschschreibungen ihres Namens gesammelt und dieser
       Instabilität nun ein Bild gegeben. Grundsätzlich gehe es im Deutschen
       Pavillon darum, Ausdrucksformen zu finden, die sich der allzu schnellen
       Verfügbarkeit und Vereinnahmungen verschiedenster Art entziehen, erklärte
       Zóloyom gestern anlässlich der Präsentation eines Zwischenstands in der
       Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst, deren Direktorin sie ist.
       
       Der Neubau der Galerie war in eine temporäre Präsentationsfläche verwandelt
       worden: Zu Beginn das Video der ersten Pressekonferenz, begleitet von
       ausgewählten Pressestimmen, die die anwesenden Journalisten mit ihrer
       eigenen Verantwortung für das öffentliche Bild des Pavillons konfrontierte.
       Der Stein hatte im Oktober die Aussage verweigert, stattdessen sprach die
       fiktive Person Helene Duldung, gespielt von Schauspielerin, Sängerin und
       Performerin Susanne Sachsse: „Generell macht nie jemand etwas allein“,
       lautete ihre Antwort auf die Frage, ob die Künstlerin für den Pavillon auch
       mit anderen zusammenarbeite, wie in der Vergangenheit geschehen.
       
       Gestern wurde es konkret: Die Kooperative für Darstellungspolitik, die zur
       Repräsentation politischer und kultureller Anliegen in der Öffentlichkeit
       forscht, wird das Raumkonzept des Pavillons entwickeln. Klang wird eine
       Rolle spielen. Eine erste Kostprobe verleitete einige der Anwesenden dazu,
       sich die Ohren zuzuhalten: Paukenschläge, Trommelwirbel und Trillerpfeifen,
       unterbrochen von geflüsterten Zahlen und performt von drei der sechs
       beteiligten Musiker, entwickelten über die Köpfe der Gäste hinweg einen
       disharmonischen Dialog.
       
       So standen weniger inhaltliche Aspekte als die Form der Zusammenarbeit im
       Vordergrund. Sie basiere auf Begeisterung und Vertrauen und sei ein Prozess
       der wechselseitigen Annäherung, erklärte Zóloyom. Ein neues Video von
       Natascha Süder Happelmann, die selbst nicht anwesend war, sah den Stein,
       der im Oktober durch sonnige Dorfstraßen lief und Ankerzentren in Bayern
       und Baden-Württemberg betrachtete, nun als Tramper unterwegs in Italien.
       Begleitet vom Sound einer Großdemo in Rom, bei der Mitte Dezember 2018
       Tausende für die Rechte von Migranten und gegen die restriktive
       Einwanderungspolitik der italienischen Regierung demonstriert hatten.
       
       Die Künstlerin hat in der Vergangenheit immer wieder offene Geheimnisse
       adressiert. Das gilt auch für Venedig.
       
       21 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sarah Alberti
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA