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       # taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Wiederauferstehung in Mainz
       
       > Vor knapp drei Jahren verdrückten einige Krokodilstränen wegen eines
       > abgeschalteten Kanals. Jetzt ist ZDFkultur wieder da.
       
   IMG Bild: Bei der Berlinale gab's viel Honig ums Herz für das ZDF-Team um Thomas Bellut (Dritter von links)
       
       [1][Thomas Bellut] ist ja ein Fuchs. Der ZDF-Intendant hält meistens die
       Klappe, wenn es um die Wurst geht. Und schnappt dann zu, wenn der Rest der
       Medienkarawane hübsch mit sich selbst beschäftigt ist, weil mal wieder ein
       Barde geteert oder eine Linguistin gefedert werden muss. Letzte Woche
       durfte man also Zeuge einer Wiederauferstehung sein, mit der die Mainzer so
       ganz nebenbei auch noch das Genöle über ihren Hauptkanal locker kontern
       konnten: ZDFkultur ist wieder da.
       
       Genau: ZDFkultur, dieser vor knapp drei Jahren unter Verdrückung der einen
       oder anderen Krokodilsträne [2][abgeschaltete Digitalkanal]. Wir erinnern
       uns: Statt einen digitalen Jugendkanal im richtigen Fernsehen zu
       platzieren, hatte die Medienpolitik in einer ihrer raren Sternstunden den
       Öffentlich-Rechtlichen ein junges Angebot im Netz – und nur dort –
       verordnet. Es war die Geburtsstunde von Funk. Und dafür mussten ARD und ZDF
       jeweils einen ihrer digitalen TV-Ableger stilllegen.
       
       Das ZDF hat daraus gelernt und funkt ZDFkultur jetzt ebenfalls online only.
       Übrigens mit Vorwarnung: Schon gleich 2016 hatte Bellut – um den
       Kulturpessimisten etwas entgegenzusetzen – eine „Kulturplattform“
       angekündigt. Konnte keine was mit anfangen, die meisten hatten es auch
       vergessen. Jetzt ist sie da. Und sie ist gut. Der Kulturbegriff ist breit,
       das Angebot bunt und tatsächlich auch mal in weiten Teilen onlineaffin.
       Den Rest kann sich jedeR in der ZDF Mediathek selbst angucken.
       
       Dafür gab’s bei der Berlinale, wo das ZDF der anwesenden Medienpolitik und
       Kulturdeutschland das Ding vorstellte, auch jede Menge Honig ums Herz. So
       viel Lob fürs Öffentlich-Rechtliche kam schon lange nicht mehr aus Malu
       Dreyers Mund – in Sachen Auftrag und Struktur fährt die Vorsitzende der
       Rundfunkkommission der Länder mit ARD und ZDF aktuell ja eher Schlitten.
       
       Aber bei ZDFkultur geht’s ja auch nicht ums Geld, jedenfalls hat laut
       Bellut das ZDF alles aus Bordmitteln und mit den Kulturpartnern gestemmt.
       Und wer jetzt weiterlamentiert, dass damit vermutlich bis auf Reste wie
       „aspekte“ die Kultur im ZDF Hauptkanal auch nur noch als Krimi
       weiterexistiert, hat vielleicht sogar recht. Aber es nützt nix.
       
       Die Killer-Application von Bellut kam da aber noch: ZDFkultur will nämlich
       nicht nur für Partner aus dem Kulturbereich weit offen stehen. „Wir sind
       offen für Koalitionen mit allen willigen Sendern.“ Das heißt vermutlich
       außer RT Deutsch und meint natürlich die ARD, wo einzelne Herren ja auch
       Plattformpläne hegen. Und so goss der alte Kriminologe sein Plädoyer für
       Durchlässigkeit in den unsterblichen Satz: „Warum sollte ein etwas
       Verwirrter, der bei uns in der ZDF Mediathek den ‚Tatort‘ sucht, nicht zur
       ARD weitergeleitet werden?“ Ja, warum eigentlich nicht!
       
       21 Feb 2019
       
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