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       # taz.de -- Umfrage zur Energiewende: Richtig, aber ungerecht und chaotisch
       
       > Die Deutschen halten die Energiewende für richtig, aber schlecht
       > gemanagt. Nur eine kleine Region ist gegen den Kohleausstieg.
       
   IMG Bild: Nur die Lausitzer sind gegen den Kohleausstieg: Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde in der Lausitz
       
       Berlin taz | Die Deutschen befürworten weiterhin die Energiewende,
       empfinden sie aber immer mehr als zu teuer, sozial ungerecht und chaotisch
       gemanagt. Das Vertrauen in die Politik, den Prozess gut steuern zu können,
       nimmt rapide ab. Dies geht aus dem neuen „Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer
       der Energiewende“ hervor, das am Donnerstag vom [1][Institut für
       transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS)] in Berlin vorgestellt
       wurde.
       
       Im Vergleich zum ersten Barometer vor zwei Jahren steche hervor, „dass mehr
       Menschen die Umsetzung der Energiewende als eine Gemeinschaftsaufgabe
       einschätzen, an der sie selbst mitwirken möchten“, sagte IASS-Direktor
       Ortwin Renn.
       
       Für die Untersuchung, die erstmals die soziale Akzeptanz der Energiewende
       demoskopisch misst, wurden im vergangenen Sommer bundesweit 6.600 Haushalte
       repräsentativ befragt. Massive Kritik wurde an der Energiewendepolitik der
       Bundesregierung geübt. 61 Prozent sind mit ihr „sehr bzw. eher
       unzufrieden“, ein Anstieg von satten 12 Prozent gegenüber der Umfrage 2017.
       
       „Es geht zu langsam, um das Klima wirksam zu schützen“, ist mit 58 Prozent
       der Nennungen der Hauptkritikpunkt. „Die soziale Gerechtigkeit bleibt auf
       der Strecke“, meinen 52 Prozent. Die hohen Energiekosten werden erst an
       dritter Stelle genannt.
       
       ## Nur 9 Prozent halten die Union für kompetent
       
       Parteipolitisch sind für die Energiewende nach Meinung der Bürger die
       Falschen an der Regierung. Die „besten Konzepte zur Umsetzung der
       Energiewende“ sehen nur 9 Prozent bei der CDU/CSU (minus 6 Prozentpunkte)
       und fünf Prozent bei der SPD (-2).
       
       Mit 27 Prozent fahren dagegen die Grünen fast ein doppelt so hohes
       Kompetenzprofil ein, das sich binnen Jahresfrist um 7 Prozentpunkte erhöht
       hat. Eine breite Zustimmung gibt es für die CO2-Besteuerung, doch sollte
       der Anstieg der Energiepreise an anderer Stelle kompensiert werden. Der
       Ausbau der Elektromobilität trifft auf Zustimmung (55 Prozent), aber die
       Mehrheit ist gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2030.
       
       Den Ausstieg aus der Kohle befürworten mit 64 Prozent ebenso viele Bürger
       wie den Atomausstieg. Selbst im Kohle-Land NRW sind 62 Prozent der
       Befragten für das Kohle-Ende, in den ostdeutschen Braunkohleländern
       Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg schwankt die Zustimmung zwischen 43
       und 46 Prozent. Die Ausstiegs-Gegner kommen dort auf 21 bis 27 Prozent
       (Rund ein Drittel jeweils ist indifferent).
       
       Die absolute Ausnahme bildet die Energieregion Lausitz aus Teilen
       Brandenburgs und Sachsen. Hier sind nur 27 Prozent für den Ausstieg aus der
       Kohle und 43 Prozent dagegen. Wie sich das auf die Landtagswahlen beider
       Länder im kommenden Herbst auswirken wird, konnten die Energie-Demoskopen
       des IASS jedoch nicht vorhersehen.
       
       21 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.iass-potsdam.de/de/news/soziales-nachhaltigkeitsbarometer-energiewende-2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Ronzheimer
       
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