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       # taz.de -- Kommentar Grüne und Gewerkschaften: Kooperation ist keine Einbahnstraße
       
       > Es ist gut, wenn sich die Grünen stärker sozialen Fragen widmen.
       > Umgekehrt sollten sich auch die Gewerkschaften dem Ökologischen öffnen.
       
   IMG Bild: Ihnen ist die soziale Frage wichtiger als die ökologische: Kohlearbeiter bei einer Demo in Berlin im Jahr 2015
       
       Es ist ein Bild, dass die Grünen und die Gewerkschaften enger
       zusammenarbeiten. Der medial inszenierte [1][Schulterschluss] der Spitzen
       von Partei und DGB soll vor allem deutlich machen, dass die Grünen sozialen
       Fragen wieder mehr Raum geben wollen. Das ist ohne Frage richtig. Ökologie
       kann nur erfolgreich sein, wenn sie die soziale Frage mitdenkt, das zeigen
       die massiven Proteste gegen die höheren Spritsteuern in Frankreich. Und
       wenn sie statt mit der SPD immer öfter mit der Union regieren, wächst damit
       automatisch die Verantwortung der Grünen in der Arbeits- und Sozialpolitik,
       um die sich sonst die Sozialdemokraten kümmern.
       
       Doch um wirklich erfolgreich zu sein, darf der intensivere Austausch keine
       Einbahnstraße sein. Mindestens ebenso wichtig wie eine Stärkung des
       Sozialen bei den Grünen ist eine Stärkung des Ökologischen bei den
       Gewerkschaften. Und da gibt es, um es freundlich auszudrücken, noch viel
       Potenzial.
       
       Das zeigt sich nicht nur in der Energiepolitik, wo die IG BCE mit großem
       Einsatz gegen die deutschen Klimaziele und für einen möglichst späten
       Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung [2][gekämpft hat] – und
       dabei von der DGB-Spitze unterstützt wurde. Auch in der Verkehrspolitik
       kämpften die Gewerkschaften gegen ambitionierte CO2-Ziele und polemisieren
       gegen die Deutsche Umwelthilfe, die Fahrverbote durchsetzt.
       
       Den Umstieg aufs Elektroauto sehen viele ArbeitnehmervertreterInnen nicht
       als umweltpolitische Notwendigkeit, die viele Chancen bietet – sondern als
       Gefahr für Arbeitsplätze jener KollegInnen, die Diesel- und Benzinmotoren
       bauen.
       
       Natürlich gibt es auch innerhalb der Gewerkschaften eine andere Strömung,
       die Klimaschutz als Voraussetzung für zukunftsfähige Jobs begriffen hat.
       Viele GewerkschafterInnen wollen den notwendigen Strukturwandel nicht
       aufhalten, sondern aktiv gestalten, doch sie können sich oft nicht
       durchsetzen. Wenn diese Kräfte durch die wachsende Kontakte zu den Grünen
       gestärkt werden, wäre das ein großer Gewinn für alle Beteiligten.
       
       6 Mar 2019
       
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