# taz.de -- Proteste im Sudan: Diktator verhängt Ausnahmezustand
> Präsident Bashir räumt angesichts nicht endender Proteste und
> Demonstrationen gegen seine Herrschaft in den eigenen Reihen auf.
IMG Bild: Wegen Völkermordes mit Haftbefehl gesucht: Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir
Berlin taz | Nach über zwei Monaten fast täglicher Proteste greift Sudans
autoritärer Präsident Omar Hassan al-Bashir durch. In einer Rede an die
Nation am späten Freitag verhängte Hassan al-Bashir den Ausnahmezustand und
entließ die Regierung sowie sämtliche Provinzregierungen.
Sudan stecke in der „schwierigsten Lage seiner Geschichte“, sagte der
75-Jährige, der das Land seit 1989 als faktischer Militärdiktator regiert.
Bashir sieht sich seit dem 19. Dezember 2018 mit der hartnäckigsten
Protestwelle seiner dreißigjährigen Herrschaft konfrontiert. Was als
Demonstrationen gegen steigende Lebenshaltungskosten begann, weitete sich
zu einem [1][allgemeinen Aufstand] aus, der mit den in der gesamten
arabischen Welt bekannten Umsturzparolen des „Arabischen Frühlings“ von
2011 einen Regimewechsel fordert.
Getragen von Berufsverbänden, die vor allem die verarmte städtische
Mittelschicht vertreten, haben die Proteste sämtliche Städte und Regionen
des Landes erreicht, und das Regime begegnet ihnen immer wieder mit
massiver Gewalt. Offiziell sind seit Beginn der Demonstrationen 31 Menschen
getötet worden. Menschenrechtsgruppen gehen von weit höheren Zahlen aus.
Bashir entließ jetzt nicht nur Premierminister Muataz Musa, der Anfang
Februar gesagt hatte, die Forderungen der Demonstranten seien „teilweise
berechtigt und müssen respektiert werden“. Er feuerte auch alle Minister
sowie seinen Vizepräsidenten Bakri Hassan Saleh, letzter noch aktiver
Angehöriger des Militärzirkels, der 1989 per Putsch Bashir an die Macht
gebracht hatte. Und alle 18 Provinzgouverneure werden durch Armee- und
Geheimdienstoffiziere ersetzt.
## Haftbefehl wegen Völkermordes in Darfur
Das rabiate Durchgreifen in den eigenen Reihen erfolgt im Kontext
kontroverser Debatten darüber, ob Bashir bei Sudans nächsten Wahlen 2020
erneut antreten soll oder nicht. Lange Zeit war dies laut Verfassung sowie
laut Statut der Regierungspartei NCP (National Congress Party) nicht
möglich. Doch im vergangenen August veränderte die NCP ihr Statut, und eine
Verfassungsänderung ist eingeleitet worden.
Selbst in der NCP-Führung gibt es allerdings massive Kritik daran, da die
Person Bashir einer Normalisierung der internationalen Beziehungen Sudans
im Wege steht: Er wird seit fast genau zehn Jahren vom Internationalen
Strafgerichtshof [2][mit Haftbefehl wegen Völkermordes in Darfur gesucht].
Afrikanische und arabische Länder ignorieren diesen Haftbefehl zwar, aber
eine komplette Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen Sudan ist
nicht möglich, solange das Land von einem gesuchten mutmaßlichen
Kriegsverbrecher regiert wird. International kursieren Überlegungen, Bashir
im Gegenzug für seinen friedlichen Rückzug Straffreiheit anzubieten.
Sudans Oppositionsparteien erklärten, mit dem Ausnahmezustand habe das
Regime sein Scheitern eingestanden. Am Samstag und Sonntag gab es erneute
Demonstrationen.
25 Feb 2019
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## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
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