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       # taz.de -- USA-Nordkoreagipfel in Hanoi: Abrupter Abgang
       
       > Das Treffen zwischen Präsident Donald Trump und Kim Jong Un endet
       > vorzeitig ohne Ergebnisse. Beobachter sprechen von einem Desaster.
       
   IMG Bild: US-Präsident Donald Trump und Kim Jong Un bei ihrem Treffen am Donnerstag in Hanoi
       
       Seoul taz | Donald Trump wirkt geradezu verzweifelt, als er bei seiner
       Pressekonferenz in Hanoi von dem gegenseitigen Respekt zwischen Kim Jong Un
       und ihm spricht, der konstruktiven Gesprächsatmosphäre und Warmherzigkeit.
       All das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das [1][zweite
       US-Nordkorea-Gipfeltreffen] ein Desaster wurde.
       
       Beide Seiten konnten sich zu keiner Einigung durchringen. US-Präsident
       Trump erklärt vergleichsweise detailliert, woran die Verhandlungen
       gescheitert seien: Kim Jong Un wollte sämtliche Wirtschaftssanktionen gegen
       sein Regime gelockert wissen. Als Gegenmaßnahme bot er den Nuklearreaktor
       Yongbyon zur Abrüstung an – zweifelsohne das wichtigste Mosaik-Teil des
       nordkoreanischen Atomprogramms. Aber eben bei weitem nicht das Einzige.
       
       Die Amerikaner wollten darauf nicht eingehen und stattdessen die
       Verhandlungen mit Pjöngjang in baldigen Arbeitsgesprächen weiterführen.
       Wann es jedoch zu einem dritten Gipfel kommen werde, konnte Trump noch
       nicht sagen.
       
       Es war die Sprecherin des Weißen Hauses Sarah Sanders, die die Bombe
       platzen ließ: Noch vor dem gemeinsamen Mittagessen verkündete sie, dass
       sich der Zeitplan des Gipfels kurzfristig geändert habe. Die
       Pressekonferenz werde vorgezogen, das Lunch gestrichen und Kim Jong Un
       vorzeitig aus Hanoi abreisen. „Wir sind genau so perplex wie der Rest der
       Welt auch“, sagte ein südkoreanischer Regierungsbeamter zu CNN.
       
       ## Absolute Überraschung
       
       Für die allermeisten Beobachter ist der enttäuschende Ausgang des Gipfels
       eine absolute Überraschung. Es wurde zumindest erwartet, dass sich beide
       Seiten zu einem gesichtswahrenden Minimalresultat durchringen könnten –
       etwa ein gemeinsames Verbindungsbüro einzurichten. Oder möglicherweise gar
       eine Absichtserklärung zur Beendigung des Koreakriegs. Doch Trump habe es
       laut eigener Aussage bevorzugt, „lieber keinen Deal, als einen schlechten
       Deal“ davon zu tragen.
       
       Ganz offensichtlich geht es Nordkorea bei den Verhandlungen zuallererst um
       die Lockerung der Sanktionen. Eine Trumpfkarte, die Washington – zurecht –
       nicht leichtfertig aus der Hand geben möchte.Die [2][Reaktionen in
       Südkorea] sind dementsprechend: „Hat Kim Jong Un dafür eine 60-stündige
       Zugfahrt auf sich genommen?“, tweetet der südkoreanische Journalist Subin
       Kim zynisch.
       
       Auch auf dem koreanischen sozialen Netzwerk Naver herrschen Spott und
       Ironie vor: „Sollte es zu einem dritten Gipfel kommen, wird sich niemand
       mehr dafür interessieren“, schreibt etwa ein Nutzer. Ein anderer meint:
       „Der Gipfel ist gescheitert! Trump sucht nur Hände ringend nach Ausreden,
       um nicht als Verlierer dazustehen“. Oder: „Moon Jae In weint sicher gerade
       im Präsidentenhaus!“Südkoreas Präsident Moon trifft das enttäuschende
       Gipfel-Ergebniss tatsächlich hart: Erst morgen möchte er Details für seine
       neuen innerkoreanischen Kooperationsprojekte bei einer geplanten Rede in
       Seoul vorstellen. Doch ohne Fortschritte bei den Nuklearverhandlungen
       zwischen Pjöngjang und Washington – und vor allem ohne Lockerungen von
       Sanktionen gegen Nordkorea – bleibt sein Spielraum höchst eingeschränkt.
       
       28 Feb 2019
       
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