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       # taz.de -- Klinik will Pol*innen aus Großbritannien: Besseres Wetter, besseres Essen
       
       > Die Uniklinik Düsseldorf hat in britischen Zeitungen Anzeigen geschaltet.
       > Sie will so Pflegekräfte abwerben, die sich wegen des Brexit sorgen.
       
   IMG Bild: Alles besser in Deutschland – findet das Universitätsklinikum Düsseldorf
       
       Berlin taz/dpa | Zwar vermitteln die [1][mühsamen Verhandlungen] zwischen
       Großbritannien und der EU den Eindruck, dass es auf beiden Seiten bloß um
       Schadensbegrenzung geht. Ausgerechnet ein Krankenhaus am Rhein will nun
       aber vom Brexit profitieren. Die Uniklinik Düsseldorf hat in zwei
       polnischsprachigen britischen Zeitungen Anzeigen inseriert, um Pflegekräfte
       abzuwerben. „Brexit-Sorgen?“, heißt es da in beiden Sprachen. „Kommen Sie
       nach Deutschland!“
       
       Die Klinik verspricht nicht nur „die Sicherheit eines EU-Staates“, sondern
       wirbt auch mit anderen Vorteilen, wie „besserer Bezahlung, besseren
       sozialen Leistungen und besseren Arbeitszeiten.“ Außerdem habe man in
       Düsseldorf natürlich „das bessere Wetter, das bessere Essen und den
       kürzeren Weg nach Polen.“
       
       Das sei, na klar, augenzwinkernd gemeint, sagt Pressesprecher Tobias Pott.
       „Wobei das mit dem kürzeren Weg tatsächlich stimmt und ein Faktor ist.“ Von
       Düsseldorf gebe es viele bequeme Möglichkeiten, Freunde und Verwandte in
       Polen zu besuchen.
       
       Die Idee für die Anzeige sei entstanden, als Pott im Fernsehen ein
       Interview mit in Großbritannien lebenden Polen sah, die überlegten, wegen
       des Brexits Arbeit in einem anderen Land zu suchen. [2][Laut Guardian ]
       hätten sich seit dem Referendum 2016 mittlerweile etwa 10.000 Pflegekräfte
       ohne britischen Pass tatsächlich dazu entschlossen, das Land zu verlassen.
       Und auch in Deutschland ist der [3][Pflegemangel] bekanntermaßen groß. Nach
       Angaben der Bundesregierung fehlen etwa 25.000 Alten- und
       KrankenpflegerInnen.
       
       ## Mit den SpanierInnen habe es auch geklappt
       
       „Die Sache liegt also auf der Hand“, sagt Pott. „Dazu kommt, dass wir hier
       in NRW eine große polnische Community, eine lange Tradition von polnischen
       Einwanderern und auch im Uniklinikum viele Mitarbeiter mit polnischen
       Wurzeln haben – warum sagen wir den Menschen in Großbritannien also nicht
       deutlich, ‚Kommt zu uns?‘“.
       
       Mit den SpanierInnen habe das damals nämlich auch sehr gut geklappt, so
       Pott. Zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise hatte die Uniklinik dort ebenfalls
       annonciert und war mit einer Delegation ins Land geflogen, um mit
       BewerberInnen Gespräche zu führen. „Dann haben wir ihnen geholfen, hier
       anzukommen. Sie bei Behördengängen und der Wohnungssuche begleitet und sie
       natürlich mit dem Karneval vertraut gemacht.“ Mit Erfolg: Fast alle der
       damals angeworbenen Menschen würden immer noch in Düsseldorf leben und
       arbeiten.
       
       Am Freitag plädierte die Gewerkschaft Verdi für eine bessere Eingliederung
       von Pflegefachkräften aus dem Ausland. Damit zugewanderte und einheimische
       Kräfte Hand in Hand arbeiten könnten, brauche es eine gute Vorbereitung und
       Begleitung aller Beteiligten, sagte Vorstandsmitglied Sylvia Bühler.
       
       Auch weil die Zahl der jährlich aus dem Ausland kommenden Fachkräfte
       steige: Von 1.500 im Jahr 2012 auf 8.800 im Jahr 2017. Tobias Pott ist von
       der Düsseldorfer Herangehensweise überzeugt und hofft, dass zu den 8.800
       Menschen noch die ein oder andere polnische Pflegekraft aus Großbritannien
       kommt. Positive Rückmeldungen gebe es schon.
       
       1 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kommentar-Neue-Brexit-Szenarien/!5572504
   DIR [2] https://www.theguardian.com/world/2019/feb/28/better-weather-better-pay-german-hospital-looks-to-lure-uks-polish-nurses
   DIR [3] /111-Massnahmen-gegen-Fachkraeftemangel/!5565699
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leonie Gubela
       
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