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       # taz.de -- Tarifeinigung im öffentlichen Dienst: Acht Prozent mehr Lohn in drei Jahren
       
       > Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder bekommen mehr Geld.
       > Es werden aber nicht alle Wünsche der Streikenden erfüllt.
       
   IMG Bild: Verdi-Chef Frank Bsirske nach der Einigung am Samstagabend
       
       Potsdam dpa | Die rund eine Million Beschäftigten im öffentlichen Dienst
       der Länder bekommen in diesem und den beiden kommenden Jahren acht Prozent
       mehr Lohn. Neue Streiks etwa in Kitas und Schulen sind damit vom Tisch.
       
       Nach stundenlangen Verhandlungen einigten sich Arbeitgeber und
       Gewerkschaften am späten Samstagabend auf eine stufenweise Anhebung der
       Gehälter bei einer überraschend langen Laufzeit von 33 Monaten. Der
       Mindestanstieg soll bei 240 Euro liegen. Am frühen Sonntag gab die
       Bundestarifkommission der Gewerkschaft Verdi grünes Licht für den
       Abschluss, wie eine Sprecherin mitteilte.
       
       In diesem Jahr sollen die Gehälter, rückwirkend zum 1. Januar, in einem
       Gesamtvolumen von 3,2 Prozent steigen, mindestens aber um 100 Euro. 2020
       ist eine Erhöhung um weitere 3,2 Prozent vereinbart, mindestens aber 90
       Euro. Und zum 1. Januar 2021 gibt es nochmals 1,4 Prozent oder mindestens
       50 Euro mehr. Pflegekräfte erhalten darüber hinaus 120 Euro monatlich. Und
       Auszubildende bekommen zum 1. Januar 2019 und 2020 jeweils 50 Euro mehr.
       Von den Anhebungen profitieren nach den Worten von Verdi-Chef Frank Bsirske
       insbesondere jene mit unteren und mittleren Einkommen.
       
       Abstriche mussten die Gewerkschaften – Verdi und der Beamtenbund dbb – bei
       der Entgeltordnung hinnehmen. Hier wurden zwar bestimmte Berufsgruppen
       bessergestellt, aber nicht alle, wie es die Gewerkschaften verlangt hatten.
       Zudem ist die Laufzeit von 33 Monaten länger als von der Arbeitnehmerseite
       gewünscht und bei den Lehrern konnten nicht alle Vorstellungen voll
       durchgesetzt werden.
       
       ## Sieben Milliarden Euro Kosten
       
       Trotzdem zeigten sich sowohl Arbeitgeber als auch Gewerkschaften zufrieden
       mit dem Tarifabschluss, um den in der dritten Verhandlungsrunde seit
       Donnerstag nochmals intensiv gerungen worden war. Der Verhandlungsführer
       der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), Berlins Finanzsenator Matthias
       Kollatz (SPD), wies unter anderem darauf hin, dass Beschäftigte in Sozial-
       und Erziehungsberufen eine deutliche Anhebung bekommen. Ebenso würden die
       Auszubildenden aufgewertet. Gerade für junge Leute soll der Einstieg in den
       öffentlichen Dienst der Länder attraktiver werden.
       
       Kollatz sagte weiter, die Länder stünden mit den sieben Milliarden Euro
       über die 33 Monate zwar vor einem finanziellen Kraftakt. Die lange Laufzeit
       gebe aber Planungssicherheit. Und die Beschäftigten würden so an der guten
       Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre teilhaben können. Die
       Forderungen der Gewerkschaften hätten wesentlich höher gelegen, fügte er
       hinzu.
       
       Bsirske sprach von einem der besten Abschlüsse mit den Ländern seit Jahren.
       Es sei ein guter Tag für die Beschäftigten gewesen und ein guter Tag für
       die Bürger, weil unter anderem Mitarbeiter in Krankenhäusern, Feuerwehren
       und Rettungsdienste mehr Geld bekämen. Mit dem Abschluss werde die
       Attraktivität des öffentlichen Dienstes weiter verbessert. Bsirske sprach
       von einer „spektakulären Attraktivitätsverbesserung“ für manche
       Berufsgruppen, insbesondere in der Krankenpflege. Es sei „ein Ergebnis, das
       sich sehen lassen kann“.
       
       ## Nachholbedarf bei IT und Lehrkräften
       
       Der Verhandlungsführer des Beamtenbundes dbb, Ulrich Silberbach, hob
       hervor, dass in manchen Bereichen eine Wettbewerbsfähigkeit erreicht worden
       sei, mit der man auf Augenhöhe mit der Privatwirtschaft konkurrieren könne.
       Allerdings sei das Ziel für Lehrkräfte nicht ganz erreicht worden. Hier
       gebe es eine Zusage der Arbeitgeber, über eine Besserstellung weiter
       verhandeln zu wollen. Bei den IT-Fachkräften sieht Silberbach noch
       erheblichen Nachholbedarf und beklagte, dass die Arbeitgeber hier
       inzwischen außertariflich bezahlten.
       
       Die Gewerkschaften hatten in den vergangenen Tagen mit Warnstreiks ihren
       Forderungen Nachdruck verliehen. Zunächst stand die Forderung nach einer
       generellen Lohnerhöhung für alle Beschäftigten im Raum. Hier hatten die
       Gewerkschaften sechs Prozent mehr über eine Laufzeit von zwölf Monaten
       verlangt, mindestens aber zusätzlich 200 Euro im Monat.
       
       Der Abschluss soll nach dem Willen des dbb auf rund 2,3 Millionen Beamte
       und Versorgungsempfänger übertragen werden. Hessen gehört seit Anfang der
       2000er Jahre der Tarifgemeinschaft deutscher Länder nicht mehr an.
       
       3 Mar 2019
       
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