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       # taz.de -- Neuer Vorsitzender der Jungen Union: Stefan Gruhner will's wissen
       
       > Der Thüringer Stefan Gruhner will am Wochenende neuer Übergangspapst der
       > Jungen Union werden. Seine Chancen stehen gut.
       
   IMG Bild: Aufmüpfig? Nun ja. Stefan Gruhner
       
       Heimat, Glaube, Patriotismus. Der diese Schlagwörter in seinem aktuellen
       Bewerbungsvideo unterbringt, ist kein AfDler, dem aus Versehen sein
       Textbaustein-Köfferchen umgekippt ist, sondern Stefan Gruhner. An diesem
       Wochenende möchte der Thüringer CDU-Landtagsabgeordnete zum neuen
       Vorsitzenden der Jungen Union (JU) gewählt werden. Da kann Unzweideutigkeit
       durchaus hilfreich sein.
       
       Gruhner ist einer von zwei Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden. Frei
       wird es, weil Paul Ziemiak Anfang Dezember Annegret Kramp-Karrenbauers
       Generalsekretär [1][geworden ist]. Um die Partei in schwierigen Zeiten
       managen zu können, ließ er sein Amt als JU-Chef ruhen. Nun steht am Samstag
       in Berlin das „Deutschlandtag“ genannte Nachwuchstreffen von CDU und CSU
       an, 320 Delegierte wählen ihren neuen Vorsitzenden.
       
       Stefan Gruhner aus Thüringen oder Tilman Kuban aus Niedersachsen – das sind
       die Optionen. Momentan gilt Gruhner als Favorit. Mit 34 Jahren könnte er
       einerseits satzungsgemäß lediglich eine zweijährige Wahlperiode lang
       Vorsitzender sein; er wäre also eine Art Übergangspapst für eine Zeit der
       Neuorientierung innerhalb der Union.
       
       Zum anderen würde er als Thüringer im Landtagswahljahr den Osten
       repräsentieren. Dem Vernehmen nach hat er die Rückendeckung von wichtigen
       Landesverbänden wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen,
       sowie von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin.
       
       ## Der „Stachel im Fleisch“
       
       Der 1984 in Schleiz geborene Gruhner ist seit 2010 JU-Landesvorsitzender.
       Nach seinem Wehrdienst und dem Politikstudium in Jena wurde er erst einmal
       Büroleiter der damaligen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. 2014
       kandidierte er für den Landtag und gewann für seine CDU das Direktmandat im
       den Saale-Orla-Kreis.
       
       In Interviews zelebriert Stefan Gruhner gern seine scheinbare
       Widersprüchlichkeit. Er ist Mitglied einer schlagenden Verbindung und hat
       sich 2017 als schwul geoutet. In der Union gilt offen gelebte
       Homosexualität noch immer als mutig.
       
       Die in Berlin regierende Große Koalition sieht Gruhner kritisch. In einem
       Gastbeitrag für den Focus hat er kürzlich Bilanz gezogen. „Werden die
       Interessen der jungen Generation in diesem Bündnis ausreichend
       berücksichtigt?“, fragte er da. „Wenn nicht, können wir diese Groko nicht
       fortsetzen.“ Ob Deutschland weiter von einer Großen Koalition regiert
       werden solle und dies dem Land nütze, könne die Union am besten selbst
       beurteilen und nicht die SPD. Die Junge Union müsse sich „als Stachel im
       Fleisch der Groko begreifen“.
       
       Das Sprachbild mit dem „Stachel im Fleisch“ gilt bei der Jungen Union seit
       Jahrzehnten als Standardfloskel. Ebenso die aufmüpfige Attitüde der
       jeweiligen Kandidaten vor jedem Deutschlandtag. Angekündigt haben sich dort
       gleich zwei neue ParteichefInnen: Annegret Kramp-Karrenbauer und Markus
       Söder. [2][Letztes Jahr in Kiel war noch Angela Merkel da]. Das
       Aufeinandertreffen war mit Spannung erwartet worden, am Ende hatte Merkel
       die Youngster auf ihrer Seite.
       
       14 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
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